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Auktionen in London Contemporary Art – So liefen die Auktionen bei Christie's und Sotheby's

Das Angebot der Auktionen für zeitgenössische Kunst in London war sehr groß, ließ jedoch qualitativ zu wünschen übrig. Trotzdem wurde gut verkauft.
13.02.2020 - 14:28 Uhr Kommentieren
Muhammad Alis Porträt aus der Weissman-Collection spielte fünf Millionen Pfund ein. Quelle: Christie’s 2020 / Andy Warhol
Andy Warhol

Muhammad Alis Porträt aus der Weissman-Collection spielte fünf Millionen Pfund ein.

(Foto: Christie’s 2020 / Andy Warhol)

London Wer sich über den Stand der Dinge im Kunstmarkt anhand von Auktionen informieren will, für den eignen sich Versteigerungen zeitgenössischer Kunst nur bedingt. Denn eines steht fest: Es gibt immer jemanden, der etwas verkaufen will oder auch muss, und in diesem globalen dominierenden Marktsegment findet man auch immer jemanden, der etwas kaufen will. Das vorhandene Angebot ließ die Auktionen diese Woche mehr anschwellen als ihnen guttat.

Sotheby’s hatte 47 und Christie’s gar 57 Lose im Katalog vermerkt. Vor allem bei Christie’s hätten sich einige Arbeiten durchaus auch gut in der Tagesauktion behaupten können. Es herrschte zu viel Mittelmaß vor.

Sotheby’s kam in der Abendauktion auf 92,4 Millionen Pfund, Christies, das über weniger hochpreisige Arbeiten verfügte, kam immerhin auf 56 Millionen Pfund Umsatz. Beide Häuser legten hervorragende Verkaufsraten von über 90 Prozent vor.

Als Mantra des Auktionserfolges wird immer wieder die sogenannte Marktfrische betont. Diese kann man mit zweierlei Mitteln erreichen: zum einen, indem man immer jüngere Kunst in die Auktionen aufnimmt, und zum anderen, indem man historische Arbeiten anbieten kann, die direkt vom Künstler an den Sammler abgegeben wurden und dem Handel unbekannt sind. Vermittelt werden sie of durch eine Galerie.

Auf beide Strategien wird in dieser Saison gesetzt, wobei vor allem zu beobachten ist, dass vermehrt ganz junge Kunst, die oft erst drei Jahre alt ist, in die etablierten Abendauktionen eingeführt wird. In allen Häusern werden seit einiger Zeit die ersten Lose der Auktion dafür vorbehalten.

So gab Sotheby’s das Los Nummer 1 der Arbeit „Witch“ (2017) der 38-jährigen französisch- amerikanischen Malerin Julie Curtiss. Sie wird seit Neuestem von White Cube in London vertreten. Das auf 50.000 bis 70.000 Pfund geschätzte kleinformatige Bild wurde von acht Bietern umkämpft und verkaufte sich für 162.500 Pfund. Kein schlechter Gewinn für den Einlieferer, der dafür laut Artnet im Entstehungsjahr 1.200 US Dollar ausgegeben hatte.

„Das Ergebnis war zu erwarten. Der Markt der Künstlerin ist stark und die Vertretung durch White Cube hat hier sicherlich geholfen“, sagte dazu der italienische Kunstberater Mattia Pozzoni. Es gebe viele Erwartungen und Druck hier. „Aber Julie hat den Test bestanden.“

Bei Christie‘s eröffnete die Arbeit „Mom“ (2013) des 1989 geborenen New Yorker Jordan Casteels die Auktion. Dessen Einzelausstellung im New Museum in New York wird nächste Woche eröffnet. Das auf 180.000 bis 250.000 Pfund geschätzte Bild des ebenfalls figurativen Malers stellte mit 515.000 Pfund einen Rekordpreis auf.

Das marktfrische Bildnis des jungen Künstlers wurde auf 515.250 Pfund gehoben. Quelle: Christie’s 2020 / Jordan Casteel
Jordan Casteel: „Mom“

Das marktfrische Bildnis des jungen Künstlers wurde auf 515.250 Pfund gehoben.

(Foto: Christie’s 2020 / Jordan Casteel)

Der Drang, immer frischere Ware anzubieten, bringt Probleme mit sich. Zum einen stimmt die Akzeptanz der Auktionshäuser bedenklich, dass hier Spekulanten und sogenannte Flipper, die Kunst nur kaufen, um sie schnell gewinnbringend weiterzuverkaufen. Zum anderen aber stellt sich die Frage, wie langfristig eine solche Aufwertung ist, und ob die Karrieren der Künstler damit gefördert werden. Und für Sammler stellt sich natürlich die Frage, ob sie nicht überzogene Preise für Eintagsfliegen zahlen.

Stars von gestern

Eine Arbeit des vor kurzem noch hochgepriesenen Kerry James Marshall „Draw Me“ von 2012, wurde erst letztes Jahr für 1,7 Millionen US-Dollar angekauft. Diesmal schaffte sie es bei Sotheby’s nicht, die 1,5 Millionen Pfund der unteren Taxe zu erreichen. Sie ging unverkauft zurück. Oft sind die Stars von gestern schnell wieder vom Podest verschwunden.

Die andere Form der Marktfrische ist natürlich, wenn das Werk noch nicht im Handel war. Vor allem im Bereich der Blue Chip Kunst der Nachkriegsmoderne sind solche Arbeite nicht mehr so leicht zu finden.

David Hockney’s Gemälde „Splash“ (1966), das von Sotheby’s als Starlos der Woche angepriesen wurde und mit 20 bis 30 Millionen Pfund die teuerste Arbeit der Woche war, konnte nur zwei Gebote auf sich ziehen. Es verkaufte sich für 23 Millionen Pfund. Das Bild hat in seiner gut 50-jährigen Geschichte circa zehn Besitzer gehabt und war zwei Mal auf Auktionen gewesen. Das ist oft ein Anzeichen, dass Arbeiten nicht gut gehen werden.

Das marktbekannte Bild ging bereits durch viele Hände. Quelle: Nils Jorgensen/Cover Images
David Hockney: „The Splash“

Das marktbekannte Bild ging bereits durch viele Hände.

(Foto: Nils Jorgensen/Cover Images)

Konnte Sotheby’s insgesamt recht wenig Arbeiten aus spezifischen Sammlungen anbieten, ging es Christie’s diesbezüglich etwas besser. Eine Serie von 13 Arbeiten mit Sportsathleten von Andy Warhol aus der Richard L. Weissman-Sammlung wurde zum Teil heftig umkämpft und brachte insgesamt 13,2 Millionen Pfund. Muhammad Alis Porträt war das beliebteste. Es spielte fünf Millionen Pfund ein.

Aus der Daimler Art Collection stammte Albert Oehlens „Mission Rohrfrei“ von 1996, im gleichen Jahr angekauft und nun erstmals angeboten. Mit 3,2 Millionen Pfund übertraf es die Schätzung. Auch Sigmar Polkes Gemälde „ohne Titel“ von 2000, das Tennisstar Michael Stich im Jahr 2000 als Hochzeitsgeschenk für seine Frau erwarb, konnte von der illustren Provenienz profitieren. Es brachte 3,1 Millionen Pfund. Erwartet wurden zwischen 2,8 bis 3,5 Millionen Pfund.

Umkämpfte deutsche Kunst

Interessant ist, dass doch immer noch nationale Interessen eine Rolle spielen, auch wenn alle vom globalen Markt reden. So wird zwar nicht jedes Los mit italienischer, deutscher, englischer oder amerikanischer Kunst an Sammler aus diesen Ländern verkauft; allerdings sah man doch eine große Kongruenz zwischen Entstehungsland und Bieternationalität.

Es ist in jedem Fall zu begrüßen, dass Europäer nicht nur einliefern, sondern auch kaufen. Bei einigen Losen der gut vertretenen deutschen Kunst kamen sich die deutschen Spezialisten an den Telefonen regelrecht ins Gehege. Vielleicht wurde diese Noch-Aktivität auch von der Abwesenheit der Asiaten gefördert. Bietgefechte, die man letztes Jahr noch zwischen Amerikanern und Chinesen an den Telefonen sehen konnten, und die die Preise hochtrieben, blieben auch bei Sotheby’s fast völlig aus.

Eine thailändische Kunstberaterin, die anonym bleiben wollte, führt allerdings auch banale Gründe dafür ins Feld: „In Asien ist es Nacht, wenn die Auktionen stattfinden. Wenn es nicht etwas wirklich Gutes gibt, dann lohnt es sich für diese Sammler einfach nicht, aufzubleiben.“

Mehr: Christie's profitiert vom besseren Angebot: Lesen Sie hier, wie hausgemachte Probleme die Auktionen für Impressionismus, Moderne und Surrealismus schwächen.

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