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AuktionsnachberichtBietgefechte bei Christie’s und Sotheby’s in London

Nachdem Sotheby’s im September mit der Versteigerung der Sammlung von Pauline Karpidas 101 Millionen Pfund erzielt hatte, konnte Christie’s dieses Ergebnis in der Frieze-Woche nun noch toppen.Stephanie Dieckvoss 23.10.2025 - 14:35 Uhr Artikel anhören
Pieter Doig: Sein Gemälde „Country Rock“ erzielte bei Christie’s 9,2 Millionen Pfund. Foto: © Christie’s, London; VG Bild Kunst

London. Nachdem Sotheby’s im September mit der Versteigerung der Sammlung von Pauline Karpidas 101 Millionen Pfund erzielt hatte, konnte Christie’s dieses Ergebnis in der Frieze-Woche nun noch toppen. Stephanie Dieckvoss London Mit Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts setzte Christie’s bei einer Verkaufsrate von 92 Prozent 107 Millionen Pfund um – das stärkste Resultat an diesem Termin seit sieben Jahren. Addiert man dazu die Ergebnisse der Sonderauktion der Sammlung Hegewisch und die Tagesauktionen, kam das Haus in diesen Tagen auf einen stolzen Gesamtumsatz von 142 Millionen Pfund.

In der Abendauktion bot Christie’s einen Teil der Sammlung des kürzlich verstorbenen Dänen Ole Faarup an. Spitzenwerke waren Arbeiten von Peter Doig und Chris Ofili. Peter Doigs „Ski Jacket“ von 1994 ging bei einer Schätzung von sechs bis acht Millionen Pfund nach einem 14-minütigen Gefecht für 14,2 Millionen an einen Bieter im Saal. Unterbieter war ein Kunde des Christie’s-Spezialisten Eric Chang aus Hongkong. „Country Rock“ vom gleichen Künstler brachte innerhalb der Taxe 9,2 Millionen Pfund. Die erzielten Beträge kommen einer neuen Stiftung zu, die junge Künstler unterstützt.

Thomas Schütte: Die Stahlplastik „Großer Geist Nr. 6“ aus dem Jahr 1998 brachte bei Christie’s mehr als 2,7 Millionen Pfund. Foto: © Christie’s, London; VG Bild Kunst

Aus einer europäischen Privatsammlung stammte ein attraktives Tulpenstillleben von Gerhard Richter, das lange als Leihgabe im Belvedere in Wien hing. Das Kleinformat aus den 1990ern war auf drei bis vier Millionen Pfund geschätzt, brachte aber fast gleichzeitig mit der Eröffnung der großen Richter-Retrospektive in Paris in der Fondation Louis Vuitton 6,2 Millionen. Laut Marktinformationsdienst Baer Faxt wurde das Bild von Art Intelligence Global, gegründet von der New Yorkerin Amy Cappellazzo, erworben.

Neue Rekorde wurden für Künstlerinnen wie Paula Rego, Suzanne Valadon und Annie Morris aufgestellt. Obwohl einige Lose sehr gefragt waren, verkauften sich andere weit unterhalb der Schätzung. Nicht alle Stars der Vorjahre sind immer noch angesagt, und einige Galerien und Sammler werden sich über die aktuellen Werte ihrer Künstler Gedanken machen müssen. Insgesamt war die Abendauktion auf 87 bis 129 Millionen Pfund geschätzt, die erzielten 107 Millionen liegen also in der Mitte. Mit nur vier unverkauften Arbeiten kann sich das Resultat sehen lassen, auch wenn es oftmals von hohen Käufergarantien gestützt war.

Am nächsten Tag kam die Sammlung von Klaus Hegewisch, über die das Handelsblatt am 2. Oktober berichtet hatte, mit ausgezeichneten Ergebnissen zum Aufruf. Der erste Teil spielte neun Millionen Pfund ein, 72 Prozent der Lose verkauften sich oberhalb der Schätzung. Unverkauft blieb leider das Spitzenlos der Auktion, Pablo Picassos Radierung „Le repas frugal“, das auf 1,5 bis 2,5 Millionen Pfund geschätzt war.

17 Minuten lang umkämpft

Sotheby’s hatte eine kleine Auktion mit 27 Losen zusammengestellt, für die insgesamt 33 bis 48 Millionen Pfund erwartet worden waren. Trotz des eher mittelmäßigen Angebots, das die Pressestelle des Hauses damit begründete, dass es in diesem Zyklus ja schon eine Juni-Auktion und die besagte Karpidas-Versteigerung gegeben habe, konnten 89 Prozent der Lose abgesetzt und 47,6 Millionen Pfund erzielt werden. Höhepunkt war „Portrait of a Dwarf“ aus dem Jahr 1975 von Francis Bacon, um das 17 Minuten lang von verschiedenen Bietern im Saal und an den Telefonen gekämpft wurde. Unterboten von Emma Ward von Ward Moretti wurde das auf sechs bis neun Millionen Pfund geschätzte Werk für 13,1 Millionen zugeschlagen.

Francis Bacon: Höhepunkt bei Sotheby’s war „Portrait of a Dwarf“ aus dem Jahr 1975, das für 13,1 Millionen Pfund zugeschlagen wurde. Foto: © Sotheby’s London; VG Bild Kunst

Interessant bei Sotheby’s war, dass das Haus außer einer Privatsammlung mit zwei Bacon-Bildern und zwei Rodin-Skulpturen „nur“ zeitgenössische Kunst im Angebot hatte. Wie der Sotheby’s Chairman Alex Branczik im Pressegespräch ausführte, wird Sotheby’s alle Arbeiten des frühen 20. Jahrhunderts und der Nachkriegskunst in Paris anbieten, wo die Abendauktionen Werke im Wert von über 50 Millionen Euro präsentieren werden – es winkt ein möglicher Rekord für Paris.

Obwohl auch Christie’s Chef der Moderne-Abteilung, Keith Gill, von einer „europäischen Saison in London und Paris“ spricht, hält er doch daran fest, auch die Moderne im Oktober in London anzubieten. Die positiven Ergebnisse für französische Kunst des Postimpressionismus in der Abend- und der Tagesauktion bestätigen ihn darin.

Phillips bot ein schwaches Bild und spielte bei einer Verkaufsrate von 82 Prozent nur 10,3 Millionen Pfund ein. Bonhams verkauft nicht Kunst, sondern sich selbst. Das Onlinemagazin Artlyst berichtete am 20. Oktober, dass das Haus an eine neue Investorengruppe, die Londoner Pemberton Asset Management, verkauft wurde. Die Führungsriege wurde schon ausgewechselt, es bleibt also spannend.

Vorerst jedoch wendet sich das Interesse den Auktionsangeboten in Paris zu, die parallel zur Pariser Art Basel noch größere Bedeutung gewinnen. London kann aber erst einmal aufatmen. Die Herbstsaison war keine Katastrophe. Man sieht aber, dass die verschiedenen Häuser immer unterschiedlichere Wege gehen. Solange die angebotene Kunst ausgezeichnete Qualität mit Rarität vereint, ist der Absatz nahezu garantiert. Dass auch Privatsammlungen gut ankommen, zeigen die Ergebnisse von Karpidas bei Sotheby’s sowie Faarup und Hegewisch bei Christie’s.

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