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AuktionsnachberichtNiedrig kalkuliert, hoch gewonnen

Nach der Geschäftsauflösung des Kunsthandels Wolfdietrich Hassfurther hat das Wiener Auktionshaus im Kinsky den Warenbestand versteigert. Die Lose wurden teils zu Spottpreisen aufgerufen.Nina Schedlmayer 14.11.2024 - 15:48 Uhr Artikel anhören
Marie Egners „Blick aus dem Atelier in der Klagbaumgasse“ um 1892 erzielte im Kinsky 9600 Euro. Ausgerufen wurde das impressionistische Gemälde bei niedrigen 2000 Euro. Foto: im Kinsky

Wien. Wer die Ziele bescheiden genug steckt, übertrifft sie leichter. Das zeigte das Wiener Auktionshaus im Kinsky am 6. November 2024. Die Bestände, die aus der Geschäftsauflösung Wolfdietrich Hassfurther stammen, starteten teils bei Spottpreisen.

Die Aussendung, mit der das Wiener Auktionshaus seine jüngste Versteigerung ankündigte, hatte einen traurigen Nachgeschmack: „Das Ende einer Ära: Geschäftsauflösung Wolfdietrich Hassfurther Teil I“, so der Titel. Hassfurther war ein Original des Wiener Kunsthandels. Aus Altersgründen, hieß es, würden nun die Bestände seines Geschäfts versteigert. Wie die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ berichtete, ist Hassfurther schwer krank.

Der 83-Jährige führte einst ein Auktionshaus in der Wiener Innenstadt, das vor allem österreichische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter viel Grafik, sowie Autografen und Bücher versteigerte. In mehreren Tranchen versteigert nun das Auktionshaus im Kinsky, einst Hassfurthers scharfer Konkurrent, was in seinem Lager übrig blieb, seit dem 6. November.

Wie so oft in dem Haus war die Auktion Anlass zum Jubel: Bei einer Verkaufsquote von 76 Prozent der Lose habe man, so die Pressemeldung, 141 Prozent „in Relation zum Limit“ erzielt – vor dem Nachverkauf, der noch einiges einbringen kann.

Dass die 431 Lose insgesamt um einiges mehr erzielten als die Summe der Ausrufpreise, ist wenig verwunderlich. Denn diese waren in vielen Fällen fast grotesk niedrig angesetzt. Eine subtile Zeichnung von Käthe Kollwitz, „Halbfigur einer alten Frau nach rechts gewandt“, startete beispielsweise bei 500 Euro. Es folgte laut Pressemeldung ein „erbittertes Bietergefecht“. Am Ende waren 23.040 Euro fällig, Gebühren und Steuern inklusive.

Ähnlich verhielt es sich bei einer Radierung von Max Klinger, die bei demselben Spottpreis startete und letztlich 16.640 Euro kostete. Weitaus weniger spektakulär fielen die Steigerungen bei zwei Druckgrafiken von Kollwitz aus, die im niedrigen vierstelligen Schnäppchenbereich landeten.

Max Klingers Radierung startete im Kinsky zum Spottpreis von 500 Euro. Am Ende kostete sie 16.640 Euro. Foto: im Kinsky

Auch Marie Egners Arbeiten wurde niedrig angesetzt. Freilich hat der Wiener Stimmungsimpressionismus aktuell nicht die beste Zeit am Kunstmarkt. Doch dass das Los 220, Egners „Sonnenuntergang in Duino“, bei 2000 Euro startete, wirkt wie eine Verzweiflungstat. Es kam schließlich auf 5120 Euro. Ebenso Egners „Blick aus dem Atelier in der Klagbaumgasse“ aus der Zeit um 1892, Ergebnis: 9600 Euro. Werke Egners aus diesen Jahren werden üblicherweise weitaus höher taxiert.

In den mittleren vierstelligen Bereich kamen zwei schwülstige Rötelzeichnungen von weiblichen Akten des Vorarlberger Malers Rudolf Wacker. Im Wiener Leopold Museum läuft gerade eine große Retrospektive des Neusachlichen. Zu Preisen in vergleichbarer Größenordnung wurden Papierarbeiten Jean Dubuffets, Arnulf Rainers und Arik Brauers abgegeben.

Einen großen Teil des Angebots machte Kunsthandwerkliches wie Tassen, Gläser, Stühle, Schmuck und Illustrationen aus, die Volkstrachten, Ansichten von Schlössern und dergleichen zeigen. Darunter kam ein großes Konvolut von Anton Elfinger, Pseudonym Joseph Cajetan, unter den Hammer. Seine teils satirischen Zeichnungen aus Wiener Zeitungen stammen aus der Zeit um 1850, der Ära der Märzrevolution. Ein niederösterreichisches Museum erwarb alle 58 Lose, die vor allem von historischem Interesse sind.

Weitere Bestände aus Hassfurthers Besitz kommen 2025 zum Aufruf.

Mehr: Wiener Auktionshäuser kommen gut durch das erste Halbjahr

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