Auktionsnachbericht: Preistreibende Gebote für Druckgrafik der Alten Meister

Berlin. Die Altmeistergrafik ist seit Jahren das wichtigste Segment in den Berliner Bassenge-Auktionen. In der Versteigerung am 29. Mai gab es breiten internationalen Zuspruch nicht nur für die Marktsäulen Dürer und Rembrandt, sondern auch für Raritäten italienischer, holländischer und deutscher Grafik.
Ein amerikanisches und ein niederländisches Museum sicherten sich mit dem Einsatz von brutto 60.000 beziehungsweise 55.000 Euro zwei als Unikate auf Gipsplatte gedruckte Radierungen von Karl Wilhelm Kolbe, dem Meister surrealistisch wirkender Landschaftsblätter: „Die Kuh im Sumpfe“ und „Die Kuh im Schilfe“.
„Die vier Himmelsstürmer“, vier selten komplette Kupferstiche des Manieristen Hendrick Goltzius, übernahm für 30.000 Euro zum Doppelten der Taxe belgischer Handel.
Um die Blätter Albrecht Dürers gab es preistreibende Bietergefechte. Dabei hatten amerikanische Sammler oft den längsten Atem. In den amerikanischen Handel wurden für 80.000 Euro ein Frühdruck des Meisterstichs „Ritter, Tod und Teufel“ (Taxe 30.000), das „Wappen mit dem Totenkopf“ für 81.250 Euro (Taxe 18.000) und die 20 Holzschnitte des „Marienlebens“ vermittelt.
Schweizer Sammler erwarben „Die heilige Familie mit der Heuschrecke“ für 32.500 Euro und „Der hl. Hieronymus im Gehäus“ für 40.000 Euro (Taxe 9000). Sämtliche 21 Blätter der Dürer-Passage wurden über den Schätzpreisen abgesetzt.
Gleiches wiederholte sich bei Rembrandt. Dessen seltene „Landschaft mit dem Zeichner“ wurde für 50.000 Euro wiederum vom amerikanischen Handel aufgenommen. Der Schätzpreis belief sich auf 25.000 Euro. Ein Berliner Sammler ersteigerte für 26.250 Euro das höchst seltene Blatt „Der hl. Franziskus unter einem Baum betend“. Für 37.500 Euro, knapp unter der Taxe, nahm eine Schweizer Sammlung K.F. Schinkels Federlithografie „Gotische Kirche hinter Bäumen“ in eine Schweizer Sammlung auf.

Die deutsche symbolistische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts findet immer mehr Käufer, die bereit sind, weit über den Schätzpreis zu gehen. Das zeigte der Erfolg eines Sonderkatalogs, in dem nicht nur Max Klinger, sondern auch seine Zeitgenossen Otto Greiner, Sigmund Lipinsky, Paul Hermann und Karl Wilhelm Diefenbach den Ton angaben. Teuerstes Los wurde mit 37.500 Euro die Federzeichnung „Gäa“, eine Vorzeichnung zur gleichnamigen Radierung des Leipziger Klinger-Freundes Greiner.


Als die Moderne ausgeboten wurde, war der Saal mit Berliner Interessenten gut gefüllt. Zwei Saalbieter, mehrere Telefone und das Internet bemühten sich um ein Großformat des russischen Abstrakten Evgeny Chubarov, der 1989 bis 1995 in Berlin lebte. Sieger wurde mit dem Einsatz von 206.000 Euro ein georgischer Sammler. Ein amerikanisches Bietergefecht entbrannte um das Gemälde „König und Königin“ des haitianischen Rigaud Benoit, das 32.500 Euro statt der angesetzten 4000 Euro erzielte.
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