Auktionsrekord in Philadelphia Ronald Lauder bietet Millionen Dollar für die Darstellung einer Wiener Salonlöwin

So sah das modern designte Esszimmer der bekannten Sammlerin und Gesellschaftsdame Berta Zuckerkandl aus (Ausschnitt).
Wien Philadelphia ist gemeinhin keine Metropole, die Chronisten des Kunstmarktes auf dem Radar haben. Das änderte sich am 23. Februar, als beim dort angesiedelten Auktionshaus Freeman's ein Gemälde des österreichischen Malers Carl Moll für stattliche 4,8 Millionen Dollar mit Aufgeld oder umgerechnet 3,9 Millionen Euro versteigert wurde.
Zur besseren Einordnung: Der bisherige Auktionsrekord für ein Werk des Impressionisten rangierte seit 2013 bei 240.000 Euro ohne Aufgeld für die Gartenansicht einer Villa. Den Schätzwert für das 1905 datierte Gemälde mit dem Titel „Weißes Interieur“ bezifferte Freemans im Vorfeld auf 300.000 bis 500.000 Dollar.
Dass diese Taxe jedoch schnell Geschichte war, lag einzig und allein am Motiv: Es zeigt Berta Zuckerkandl, die wohl prominenteste Salonlöwin im Wien der Jahrhundertwende, in ihrem Speisesalon, dem Betrachter den Rücken zugewandt. Zu erkennen sind Zeugnisse ihrer persönlichen Sammelleidenschaft für Objekte ostasiatischer Herkunft.
Als Schriftstellerin und Journalistin stand sie einst im Zentrum eines künstlerischen, gesellschaftlichen und publizistischen Netzwerkes, das weit über die geografischen Grenzen Wiens hinaus reichte. Mal stiftete sie Ehen bei Alma und Gustav Mahler, dann wieder Künstlerbekanntschaften bei Gustav Klimt und Auguste Rodin. Bei der Gründung der Wiener Secession hatte sie ebenso die Finger im Spiel wie bei jener der Salzburger Festspiele.
Dazu pflegte Berta Zuckerkandl Kontakte in die Politik- und Kulturszene Frankreichs: Ihre ältere Schwester war mit Paul Clemenceau, dem Bruder des späteren französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau verheiratet. Als Jüdin musste sie später vor dem nationalsozialistischen Regime fliehen, zunächst nach Paris, dann nach Algier. Wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkrieges verstarb sie im Oktober 1945 in Paris.
Das Gemälde, das sich einst im Besitz einer deutschen Familie befand, die in den 1970er-Jahren in die USA übersiedelte, visualisiert die Wiener Moderne auf selten authentische Weise und verkörpert damit zeitgleich eine einzigartige Trophäe: Um diese stritten sich einige Kunsthändler und Privatsammler aus Österreich, darunter die Milliardärin und Museumsgründerin Heidi Horten.
Als glücklicher Käufer gilt Ronald Lauder mittlerweile als bestätigt. Damit wird eine Präsentation in seinem Privatmuseum, der „Neuen Galerie“ in New York realistisch.
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