Berliner Philharmonie: Wer folgt auf Simon Rattle?
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Berliner PhilharmonieWer folgt auf Simon Rattle?
Es ist einer der begehrtesten Jobs in der Musikwelt: Die Berliner Philharmoniker wählen am Montag einen neuen Chefdirigenten. Bei der Wahl des Nachfolgers von Sir Simon Rattle könnte es eine große Überraschung geben.
Berlin Die Berliner Philharmoniker wählen am Montag ab 10.00 Uhr einen neuen Chefdirigenten. Über die Nachfolge von Sir Simon Rattle (60) werden 124 fest angestellte Musiker völlig autonom entscheiden. Der neue Chef soll den Posten 2018 antreten. Ein Ergebnis wird für Montagnachmittag erwartet.
Im Gespräch sind unter anderen Andris Nelsons (36), Gustavo Dudamel (34) und Christian Thielemann (56). Auch der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim (72), wurde genannt. Rattle ist seit 2002 im Amt. 2017 tritt er als Chefdirigent des London Symphony Orchestra an und will dann ein Jahr lang pendeln.
Bereits seit Wochen dreht sich das Namenskarussell. Bei der Wahl müssen die Berliner Philharmoniker für einige Stunden auf ihre Handys verzichten. Wenn sich die Musiker um 10.00 Uhr an einem bisher geheim gehaltenen Ort einfinden, werden sie ihre Kontakte zur Außenwelt kappen.
Die Berliner Philharmoniker
Die Berliner Philharmoniker zählen zu den ältesten selbstständigen freien Orchestern und gelten als einer der namhaftesten Klangkörper der Welt. Quelle: dpa
1934 übernahm das Deutsche Reich alle Gesellschaftsanteile der GmbH, die Musiker wurden zu Angestellten der Gesellschaft.
Nach 1945 übernahm der Magistrat von Groß-Berlin die Pflichten des Reiches. Das Orchester wird vom Land Berlin über eine Stiftung gefördert.
Auch heute noch hat das Orchester mit seinen 128 Planstellen ein weitgehendes Recht auf Selbstverwaltung, das 1952 geregelt und 1992 ergänzt wurde.
124 Orchestermitglieder entscheiden dann, wer künftig ihr Boss sein soll. Mit der Wahl des neuen Chefdirigenten vergeben die Philharmoniker einen der begehrtesten Jobs der Musikwelt. In einer ersten Runde können die Musiker jeden Dirigenten vorschlagen.
Nach einer Diskussion soll eine „Shortlist“ entstehen, über die abgestimmt wird. Notwendig ist eine „deutliche Mehrheit“, wie Philharmoniker-Sprecherin Elisabeth Hilsdorf sagt. Der Auserwählte soll dann angerufen und gefragt werden, ob er den Posten übernimmt. Jung oder etwas älter, dynamisch oder bedächtig, ein Hansdampf oder ein ehrwürdiger Maestro – die Philharmoniker treffen auch eine Richtungsentscheidung, wie sich das Orchester in den kommenden Jahren weiterentwickeln soll.
Mit Rattle und Intendant Martin Hoffmann, einem früheren Sat.1-Manager, hat sich das Ensemble zu einem Multimedia-Unternehmen gewandelt. Filme, Kino, Streaming – die „Berlin Phil“ sind auf allen Kanälen präsent, ganz in der Tradition des Technik-Besessenen Herbert von Karajan, der früh mit Video und CD experimentierte.
Ob Gustavo Dudamel, der Lockenkopf aus Venezuela, Christian Thielemann, einstiger Karajan-Assistent und heute Orchesterchef bei der Staatskapelle Dresden, Andris Nelsons, das lettische Energiebündel, zur Zeit beim Boston Symphony Orchestra – kaum ein bekannter Kapellmeister blieb bei den Spekulationen ungenannt. Auch ältere Kollegen wie Mariss Jansons und Daniel Barenboim sind im Gespräch. Jeder lebende Dirigent weltweit sei wählbar, hatte Orchestervorstand Peter Riegelbauer gesagt.
Seit Gründung der Philharmoniker 1882 hat sich das Bild ihrer Chefdirigenten grundlegend gewandelt. Ob Hans von Bülow, Wilhelm Furtwängler oder Herbert von Karajan - sie traten mehr oder weniger als absolutistische Herrscher auf. Mit der Wahl von Claudio Abbado begann die Öffnung.
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