Bibliophile Kostbarkeiten Stuttgart und Ludwigsburg locken Sammler mit seltenen Originalausgaben

Die Mischtechnik entwickelte der Maler 1919 mithilfe von Avantgarde-Künstlern (Ausschnitt).
Stuttgart, Ludwigsburg Quer durch alle Sparten warten die Aussteller der 59. Stuttgarter Antiquariatsmesse mit einem hochwertigen Angebot auf (bis 26. Januar). Bei der mit 76 Ausstellern leicht vergrößerten Veranstaltung im Württembergischen Kunstverein stammt über ein Drittel der Teilnehmer aus dem Ausland.
Zu finden gibt es einiges. Die Korrespondenz von Ian Fleming, dem Erfinder der James-Bond-Figur, mit seiner österreichischen Geliebten Edith von Morpurgo aus den Jahren 1934 und 1935 kostet bei Peter Harrington aus London 40.000 Euro.
Eine Sammlung von 15 Briefen und 49 Postkarten, die die Dichterin Else Lasker-Schüler an ihren Mäzen Nicolaas Johannes Beversen zwischen 1905 und 1930 schrieb, gehört zu den Höhepunkten bei den literarischen Autografen. Das Antiquariaat Forum aus Utrecht verlangt für dieses bemerkenswerte Konvolut 45.000 Euro.
Eine Kuriosität ist ein Stück Gipfel des Kilimandscharo, das das Wiener Antiquariat Kainbacher im Rahmen des Nachlasses des Afrikaforschers Hans Mayer anbietet. Neben der Trophäe gehören dazu Manuskripte, Briefe und Fotos. Für das gesamte museale Paket werden 250.000 Euro erwartet.
Eine Reise mit dem Finger durch die Welt lässt sich auf dem Paar Amsterdamer Globen von Gerard und Leonard Valk unternehmen. Der für die Erde und der für den Himmel sind bei dem Antiquariaat De Roo aus Zwijndrecht für 275.000 Euro zu haben.
Die Zeitreise beginnt bei mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften, von denen Heribert Tenschert aus Ramsen in der Schweiz ein Stundenbuch des Mazarine-Meisters mit zwölf Bildseiten zum Preis von 680.000 Euro präsentiert.
Bibliopathos aus Mailand hat ein Pontifikale aus Ferrara aus dem Jahr 1460 mitgebracht, für dessen Buchmalerei die Werkstatt von Giorgio d’Alemagna und Taddeo Crivelli verantwortlich sein soll (67.000 Euro). Einen Frühdruck aus Mainz hat der Züricher Hellmut Schumann dabei: die erste bei Schöffer erschienene Ausgabe der „De civitate dei“ von Aurelius Augustinus mit 22 ausgemalten Initialen zum Preis von 95.000 Euro.

Das Cover des broschierten Katalogs, der auf dem Stand des Stader Kunst-Buch-Kabinetts zu finden ist. Er soll 1.750 Euro kosten (Ausschnitt).
Die bildende Kunst ist ebenfalls gut vertreten, etwa mit einer Mappe mit neun religiösen Holzschnitten von Karl Schmidt-Rottluff, die 1918 bei Kurt Wolff in München in 75 Exemplaren erschienen ist. Das Pforzheimer Antiquariat Peter Kiefer bietet sie für 48.000 Euro an. Eines von 30 Exemplaren der Vorzugsausgabe von Yves Tanguys „Le Grand Passage“ hält das Berliner Antiquariat Günter Linke für 25.000 Euro bereit.
Zaghaft beginnt die Verbandsmesse, sich um den Nachwuchs zu kümmern: Zusammen mit der Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst sowie der Zeitschrift „Aus dem Antiquariat“ verleiht sie erstmals einen mit 1.000 Euro dotierten Preis für junge Sammlerinnen und Sammler, der an die 1992 geborene Germanistin Adela Sophia Sabban geht.
Wo es das teuerste Objekt im Angebot gibt
Parallel zu Stuttgart läuft die Antiquaria im Ludwigsburger Musikverein. Die Veranstaltung ist mit 55 Ausstellern etwas kleiner als die große Nachbarin, hat in diesem Jahr jedoch das bei Weitem teuerste Objekt im Angebot.
Ein „Musikalisches Album zur Erinnerung an günstige Freunde, angelegt von Aloys Fuchs“ enthält 115 Manuskripte von Komponisten wie Beethoven, Chopin, Rossini oder Clara und Robert Schumann. Kostenpunkt am Gemeinschaftsstand von Kotte Autographs aus Roßhaupten und Inlibris aus Wien: 1,8 Millionen Euro.
Ein großer Teil des Angebots der von der Stuttgarter Antiquarin Petra Bewer organisierten Messe bietet jedoch auch Einsteigern eine große Auswahl. Bei Lehmanns Colonialwaren Kuriositätenkabinett aus Berlin etwa wartet eine Reihe Miniaturgloben zu Preisen zwischen 380 und 880 Euro nicht nur auf junge Sammler.
Der traditionsreiche Antiquaria-Preis für Buchkultur war erstmals in einem offenen Verfahren ausgeschrieben worden. Über die 10.000 Euro Preisgeld freut sich der Schriftsteller und Grafiker Christoph Meckel.
Mehr: Bietkampf um Kafkas „Prozess“: Lesen Sie hier über die französischen Buchauktionen, Europas Marktführer auf dem Feld bibliophiler Kostbarkeiten.
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