Bob Haboldt Professionell bis ins Detail

Porträt des Pariser Altmeisterhändlers Bob Haboldt.
Paris Anlässlich seiner dreißigjährigen selbständigen Tätigkeit als Altmeisterhändler gibt Bob Haboldt ein Buch im Großformat heraus. Es rekonstruiert seine Karriere an Hand von verkauften Gemälden und Handzeichnungen. „Singuläre Vision. Haboldt & Co.'s Altmeister Gemälde und Zeichnungen seit 1983“ ist ein typischer Titel für den 56-jährigen holländischen Kosmopoliten, dessen Charakterzug, der am meisten auffällt, seine Diskretion ist.
Selbstbewusst legt Haboldt den Fokus des Bandes auf sein gutes Auge und die rund 2.000 Gemälde, die durch seine Hände gingen – ohne seine Person in den Vordergrund zu stellen. Im Gegenteil, in seinem Vorwort schreibt er immer „wir“. Mit dem Plural schließt er seine Mitarbeiter in New York, Amsterdam und Paris mit ein. In New York gründete er 1983 seine Galerie, in Amsterdam unterhält er ein Büro und in Paris lebt er seit 22 Jahren.
Rastlose Augenschulung
In der Seine-Stadt unterhält er Büroräume gegenüber vom Elysée-Palast und einen „Showroom“ in unmittelbarer Nähe. Die Galerietätigkeit, die regelmäßige Anwesenheit erfordert, gab er auf, um pausenlos reisen zu können. Rastlos schult er sein Auge, besucht Ausstellungen rund um den Erdball und spart auch die zeitgenössische Kunst nicht aus, etwa die aktuelle Gerhard Richter-Schau. Natürlich hat er auch die Caravaggio-Ausstellung in Montpellier gesehen (23. Juni bis 14. Oktober).
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Häufig Unterbieter
Wenn er es irgendwie einrichten kann, ist Bob Haboldt auf Auktionen präsent. Er will die „Atmosphäre spüren“. Dabei setzt er sich einen Preisrahmen im Verhältnis zum Marktwert eines Gemäldes bzw. mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten seines internationalen Kundenstamms. Oft denkt er sofort an einen konkreten Sammler oder an ein Museum, wo ein interessantes Bild zu platzieren wäre.
Wegen seines rationalen Verhaltens bleibt er häufig Unterbieter wie etwa am 13. Juni im Hôtel Drouot bei den Auktionatoren Beaussant und Lefèvre. Er bot auf ein anonymes Tafelbild, eine „Grablegung Christi“, die als „holländisch, erstes Viertel des 16. Jahrhunderts“ beschrieben war. „Ich saß in der ersten Reihe, hinten stand ein Kollege, der mich überbot und das Gemälde kaufte“, berichtet Haboldt völlig unsentimental und ruhig. Das auf 15.000 bis 20.000 Euro geschätzte Tafelbild kostete inklusive Aufgeld 95.000 Euro.
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