Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Bregenzer Intendantin Elisabeth Sobotka „Die Kunst kann einen verändern“

Elisabeth Sobotka spricht als neue Intendantin der Bregenzer Festspiele im Handelsblatt-Interview über die Magie der Oper, knappes Geld und den schönsten Arbeitsplatz des europäischen Musiktheaters.
12.07.2015 - 18:08 Uhr Kommentieren
Die Neu-Intendantin will mit populären Opern und opulenten Bühnenbildern punkten. Quelle: Daniel Ammann für Handelsblatt
Elisabeth Sobotka

Die Neu-Intendantin will mit populären Opern und opulenten Bühnenbildern punkten.

Quelle: Daniel Ammann für Handelsblatt

Bregenz Auf dem Bodensee gleiten die Segelboote durch das tiefe Blau, im Vordergrund werkeln die Handwerker am haushohen Bühnenbild der Oper „Turandot“. Von ihrem Schreibtisch im obersten Stockwerk des Bregenzer Festspielhaus hat die neue Intendantin Elisabeth Sobotka ihre Mannschaft samt Opernbühne, aber aber die Schönheit des Bodensee fest im Blick.

Frau Sobotka, haben Sie als Intendantin der Bregenzer Festspiele den schönsten Arbeitsplatz, den es im europäischen Musiktheater zu vergeben gibt?
Meine neue Aufgabe als Intendantin der Bregenzer Festspiele nehme ich als Privileg wahr. Die Verbindung der Kunst mit der Natur ist am Bodensee einmalig. Ich kenne auch niemand, der von seinem Büro auf sein eigenes Bühnenbild schauen kann. Das macht besonders beim Aufbau großen Spaß. Da stehe ich am Fenster und freue mich an den Fortschritten auf der Seebühne.

Wie wichtig ist die gigantische Bühne für den Erfolg der Festspiele?
Wir versuchen einen spannenden Spagat. Auf der einen Seite wollen wir Menschen, die sich für Oper interessieren, mit unserem Setting und der künstlerischen Leistung faszinieren. Auf der anderen Seite wollen wir mit unserer spektakulären Bühne Menschen nach Bregenz locken, die bislang nicht oder kaum mit Oper in Berührung gekommen sind. Die Strahlkraft unseres Bühnenbildes ist einmalig. Das haben meine Vorgänger erfolgreich aufgebaut. Ich will es nun als Markenkern erhalten und ausbauen. Bregenz ist ein unglaublicher Ort. Denn unsere Aufgabe ist es, ein Kunstereignis an einem Ort der Natur zu inszenieren.

Ihre erste Oper in Bregenz ist Giacomo Puccinis „Turandot“. Was sind die Motive, ausgerechnet diese populäre Oper am Bodensee auf die Bühne zu bringen?
Die Seebühne muss das Geld verdienen für die anderen Sparten der Bregenzer Festspiele. „Turandot“ habe ich gewählt, weil die Oper nahezu ideal für den See ist. Sie hat eine sehr opulente Musik, eine farbenreiche Partitur, und es gibt große Unterschiede in den Szenen mit spektakulären Arien. Sie ist eine Oper, die eine sehr prächtige Gestaltung ermöglicht.

Der wirtschaftliche Druck auf Sie als Intendantin ist groß. Schließlich müssen sie innerhalb weniger Wochen 180.000 Karten verkaufen. Wie läuft der Verkauf?
Sehr gut. Deshalb kann ich entspannt auf den See blicken. Wir liegen nach der „Zauberflöte“ in den vergangenen beiden Jahren am besten im Schnitt in der Geschichte der Festspiele. Am Anfang dachten wir, es ist der Rückenwind der „Zauberflöte“. Wir merken nun, dass „Turandot“ genau die richtige Wahl war.

Bei den Bregenzer Festspielen laufen die Inszenierungen stets zwei Jahre. Warum gibt es auf der Seebühne nicht jedes Jahr eine neue Oper? Ist das vor allem eine Frage des Geldes?
Ich habe mich für den zweijährlichen Turnus entschieden, da der Aufwand schon gewaltig ist. Die Einmaligkeit der Bühneninstallation ist die Grundlage des Erfolgs. Es ist ja nicht nur ein Bühnenbild, sondern vielmehr ein Neubau aus dem Wasser.

Nochmals zurück zum Geld – was kostet so eine Bühne in Hollywood-Dimensionen?
Bis zu 7,5 Millionen Euro. Wir wollen visuelle Ikonen schaffen, die im Kopf bleiben. Jedes Jahr können wir eine solche Summe für die Bühne nicht ausgeben. Deshalb bleiben wir beim zweijährlichen Rhythmus.

2017 werden Sie Bizets „Carmen“ auf die Bühne im Bodensee bringen. Sind es wirtschaftliche Gründe, populäre Opern auf die Bühne zu bringen?
Für mich ist es wichtig, dass Stück und Team zusammenpassen. Es war schnell klar, dass wir „Carmen“ auf den See machen wollen. Es gibt bereits einen ersten Entwurf für die Bühne, den ich genial finde.

Die Konkurrenz im Sommer ist mit den Salzburger und Bayreuther Festspielen stark. Wo steht Bregenz im Wettbewerb? Wo sehen Sie das Besondere Ihrer Festspiele?
Bregenz bietet einen demokratischen Zugang zur Kunst. Qualität und Quote sind hier kein Widerspruch, sondern Erfolgsfaktoren. Es gibt keine Hemmschwelle. Man geht auch nicht in einen Operntempel, sondern in eine Freiluftarena. Zudem können die Gäste sehr günstig Karten kaufen. Die Verbindung mit dem großen Event auf dem See und der Vielfalt unserer anderen Angebote auf zwei weiteren Bühnen im Festspielhaus ist einmalig.

Kommt das zeitgenössische Musiktheater in Bregenz nicht zu kurz?
Nein, das hoffe ich nicht. Wir zeigen diesmal „Der Goldene Drache“ als österreichische Erstaufführung. Außerdem habe ich ein Opernatelier ins Leben gerufen, um den Schaffensprozess an einem neu entstehenden Musiktheaterwerk mitverfolgen zu können. Das Stück wird 2017 uraufgeführt. Und seit kurzem steht fest, dass 2016 mit der 1865 entstandenen Oper „Hamlet“ eine österreichische Erstaufführung das Festival eröffnet.

Ihr Etat für die Bregenzer Festspiele sind 20 Millionen Euro. Wie viel Geld müssen Sie denn selbst verdienen?
Wir müssen bis zu 80 Prozent unseres Etats selbst verdienen. Das ist genau das Gegenteil eines herkömmlich subventionierten Opernhauses. Aus dem Kartenverkauf kommen 80 Prozent und von den Sponsoren weitere 20 Prozent. Alles steht und fällt mit dem Erfolg auf der Seebühne. Die Arena mit ihren 7000 Plätzen ermöglicht uns, mit der aufwändigsten aller Kunstformen Geld zu verdienen. Einer meiner Vorgänger hat den Spruch geprägt: „Kunst fördert Kunst.“ Das gilt für die Bregenzer Festspiele unbedingt. Nur so können wir auf den anderen Bühnen die ganze Bandbreite des Musiktheaters zu zeigen.

Harter Wettbewerb um Sponsoren
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: Bregenzer Intendantin Elisabeth Sobotka - „Die Kunst kann einen verändern“
0 Kommentare zu "Bregenzer Intendantin Elisabeth Sobotka: „Die Kunst kann einen verändern“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%