Bundesinstitut für Fotografie Auch die Machbarkeitsstudie empfiehlt Essen als Standort

Hier gäbe es Platz und vielfältige Vernetzung für ein künftiges nationales Fotozentrum.
Düsseldorf Deutschland soll endlich ein lang gefordertes, zukunftsweisendes Bundesinstitut für Fotografie bekommen, um die Vor- und Nachlässe hervorragender deutscher Fotografinnen und Fotografen zu bewahren. Es soll ferner Forschung, Restaurierung und Konservierung beispielhaft für die Kunstszene vorantreiben und die Ergebnisse durch Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen der Allgemeinheit vermitteln.
Dafür hat die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) eine Machbarkeitsstudie beauftragt, die diese Woche vorgestellt wurde. Die Beratungsagentur „Partnerschaft Deutschland GmbH“ empfiehlt Essen als künftigen Standort und nicht Düsseldorf, wo ein Neubau am Hofgartengelände angedacht war.
Düsseldorf hatte sich ins Spiel gebracht, weil an seiner Kunstakademie bei Hilla und Bernd Becher seit den 1980er-Jahren die sogenannte „Düsseldorfer Photoschule“ entstanden war. Von rund 50 mehr oder weniger bekannten Fotokunstschaffenden genießen vor allem Andreas Gursky, Thomas Struth und Thomas Ruff Weltruhm.
Die Machbarkeitsstudie sieht in Essen auf der Zeche Zollverein bessere bauliche Voraussetzungen, weil der Raumbedarf für Lager und Archivräume nicht wie in Düsseldorf unterirdisch angelegt werden müsste: „Moderne Foto-Depots müssen verschiedene Kältezonen vorhalten und zugleich Erweiterungsmöglichkeiten für wachsende Aufnahmekapazitäten vorsehen.“
Darüber hinaus ist Essen „seit mehr als 100 Jahren ein wichtiger Standort der Fotografie in Deutschland und verfügt mit dem Historischen Archiv Krupp, dem Museum Folkwang, der Stiftung Ruhr Museum und der Folkwang Universität der Künste über eine hervorragende Vernetzung im Bereich der Fotografie,“ schreiben die Berater. Damit bestätigt die neue Studie die Ergebnisse des Expertenrats von 2020, der sich um den Fotohistoriker Thomas Weski gebildet hatte.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) rechnet für das komplexe Bauvorhaben mit Gesamtkosten von bis zu 124,57 Millionen Euro. Der vorgeschlagene Stellenplan umfasst dabei mehr als 50 zukünftige Mitarbeitende. „Damit trägt er dem hohen Anspruch in den Arbeitsbereichen Konservierung/Digitalisierung, Sammlung/Ausstellung und Forschung Rechnung“. Als nächsten Schritt empfiehlt die Machbarkeitsstudie die zeitnahe Einsetzung eines Aufbaustabs.
Auch die Initiative, die „Kultur-Beratungsgesellschaft ProjektSchmiede“, die 2017 eine unbebaute Fläche am Düsseldorfer Ehrenhof ins Gespräch gebracht hatte, zeigt sich im Schlagabtausch um den Standort in NRW inzwischen versöhnlicher.
Im Gespräch mit Andreas Gursky
„Wenn die Gespräche im Ergebnis zu einer Clusterlösung unter Einbezug der unbestrittenen inhaltlichen Qualitäten beider Städte führen, würden mit Sicherheit alle davon profitieren. Mit den heutigen digitalen Möglichkeiten ist die geografische Distanz von rund 30 Kilometern zwischen Essen und Düsseldorf ohnehin kein Hindernis für ein Cluster“, sagt Hagen Lippe-Weißenfeld von der ProjektSchmiede auf Anfrage.
Inzwischen ist Monika Grütters mit Andreas Gursky im Gespräch. Der prominente Fotokünstler aus Düsseldorf setzt sich seit mehr als zehn Jahren für ein Kompetenzzentrum Fotografie ein, das als Service- und Beratungsstelle und weniger als ein Forschungsinstitut fungieren soll. Dafür hat die Stadt Düsseldorf im Oktober 2019 erreicht, dass der Bundestag - am BKM vorbei - bis zu 41,5 Millionen Euro im Bundeshaushalt veranschlagt. Alle Beteiligten müssen also intensiv miteinander reden.
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