Christian Kaspar Schwarm „Independent Collectors“-Gründer bekommt den Art Cologne-Preis

Der Sammler hat mit seiner nicht kommerziellen Online-Plattform „Independant Collectors“ Neuland betreten.
Düsseldorf Christian Kaspar Schwarm ist ein Macher. Mit 24 Jahren hat er seine erste Agentur gegründet, mit 30 die zweite. Der gebürtige Ulmer lebt schon lange in Berlin und war unter anderem an der Markteinführung des Elektroautos BMW i beteiligt. Heute bietet der 47-Jährige nach einer Neuausrichtung zusammen mit Lone Szmania Strategieberatung an für Luxusmanufakturen oder für Sozialträger.
Nebenbei hat Schwarm über die Jahre eine kleine Privatsammlung aufgebaut, ausschließlich mit Kunst des 21. Jahrhunderts. Er vertraut ganz dem eigenen Geschmack und zeigt sich unabhängig von Hypes und Trends.
Museumsweihen erhielt die Collection 2017 in Bremen, als das Weserburg Museum sie erstmals öffentlich präsentierte. „Christian Kaspar Schwarms eigene Kunstsammlung ist – noch – überschaubar. Aber er hat einen originellen Beitrag für das private Sammeln an und für sich geleistet“, sagt Birgit Maria Sturm, die Geschäftsführerin von Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG).
Mehr als eine Obsession
Auf der Art Cologne verleiht der BVDG gemeinsam mit der Kölnmesse Christian Kaspar Schwarm den mit 10.000 Euro dotierten Art Cologne-Preis für Kunstvermittlung. Der Hintergrund: 2008, als Facebook und Instagram noch in den Kinderschuhen steckten, gründete Schwarm mit Freunden die erste Plattform für Sammler von zeitgenössischer Kunst.
Seit Kurzem sind die „Independent Collectors“ offen für die kunstinteressierte Öffentlichkeit. „Independent Collectors macht weltweit Sammlungen, Art Foundations und private Kunstmuseen sichtbar“, lobt Sturm.
Das Besondere: Dieses hochwertig gestaltete Onlinenetzwerk ist „werbefrei und verkauft keine Kunst, Daten oder Services an Dritte“, erzählt der Gründer dem Handelsblatt. Seine anhaltende Leidenschaft für aktuelle Kunst und die Horizonte, die sie eröffnet – das spürt jeder, der mit ihm spricht – ist größer als die persönliche Eitelkeit des Sammler-Entdeckers.
„Schwarms Engagement und seine Projekte zielen darauf ab, zu zeigen, dass das Sammeln von Kunst mehr ist als eine rein private Obsession: Es ist eine in die Gesellschaft zurückfließende Kulturleistung.“, sagt BVDG-Geschäftsführerin Sturm.
Kunstfreunde treffen auf Profi-Sammler
In der ausschließlich englischsprachigen Präsentation der Independent Collectors stoßen die wenigen sehr bekannten Sammlerinnen und Sammler mit Glamourappeal auf sehr viele wenig bekannte Kunstfreunde, die sich selbst gar nicht Sammler nennen würden, aber gern und immer wieder Kunst kaufen. Schwarm geht es um Vielfalt und Austausch über Kunst, nicht aber um eine „Trophy Show“.
Mittlerweile teilen 7.000 Sammler aus 100 Ländern ihre Eindrücke und Vorlieben auf der Plattform. Wöchentlich aktualisierte Onlineporträts stellen dort die Individualisten in Text und Bild vor. Anders als bei Instagram geht es nicht um maximale Breite, sondern um Tiefe. „Unser Ziel ist es, zentrales, nichtkommerzielles Onlinearchiv für private Kunstsammlungen zu werden.“ Dafür lässt Schwarm unter anderem gerade die Navigation verbessern.

Die Installation „Friendship of Nations: Polish Shi' ite Showbiz“ vom Künstlerduo Slavs and Tatars aus der Sammlung Schwarm.
Wie viel ihn die Independent Collectors kosten, will er nicht sagen. Nur so viel, dass BMW seit 2009 Partner ist. Die bayerischen Autobauer unterstützen nicht nur die Website, sondern auch das Buch. Der „BMW Art Guide by Independent Collectors“ hat sich seit 2012 zum unentbehrlichen Reisebegleiter entwickelt. Heute liegt das Bändchen, das gerade in eine Jackentasche passt, in 5. Auflage vor. Es bietet Informationen zu 270 Orten in 45 Ländern und 196 Städten.
Und was plant der ausgezeichnete Netzwerker mit dem Preisgeld? Nur Kunst für die eigene Sammlung zu kaufen, passt nicht zu Schwarm. Nein, der Macher finanziert damit die ersten Filme für die Plattform. Weil Sammler-Interviews immer Standardfragen berühren, stellt er die gefilmten Gespräche unter das Motto „Let’s Not Talk About Art“. So sollen etwa literarische oder musikalische Vorlieben der Sammlerinnen und Sammler zum Vorschein kommen.
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