Contemporary Art bei Christie’s und Bonhams Unerwarteter Erfolg für englische Malerei

Frank Auerbach, der zurzeit in der Tate Britain ausgestellt wird, erzielt mit seinem Gemälde «E.O.W. On Her Blue Eiderdown V» 2 Millionen Pfund, das Doppelte des Schätzpreises. Foto: Martin Maybank/Courtesy Bonhams/dpa
London Das Auktionshaus Christie’s hat wieder einmal bewiesen, dass man Kunst auch in einem nachgebenden Markt erfolgreich verkaufen kann. Mit einem konzentrierten und qualitätvollen Angebot, das unter anderem Werke aus drei ausgezeichneten Sammlungen präsentierte, konnte es nicht nur an den Erfolg der Impressionisten-Auktionen der letzten Woche anknüpfen, sondern verkaufte auch 89 Prozent der angebotenen Arbeiten; eine einsame Leistung in dieser Woche.
Am meisten überraschte die Euphorie unter den Bietern, die laut Christie’s 51 Prozent der Lose über den oberen Schätzwert katapultierten. Auktionator Jussi Pylkkanen bestätigte, dass sich für die meisten Arbeiten im Vorfeld mindestens fünf Bieter angemeldet hatten, vor allem für Lose im mittleren Preissegment.
Während Sotheby’s am Vorabend heftig Reserven nach unten korrigieren musste, hatte Christie’s das Marktverhalten realistischer eingeschätzt und konnte für die Einlieferer gute Ergebnisse erzielen. Allerdings fehlten hier zum Teil die hochpreisigen Angebote.
Hoher Preis für Joseph Beuys
Als Beispiel für die Bereitschaft der Käufer, sich bedeutende Arbeiten nicht entgehen zu lassen, steht die Arbeit „Zeitpunkt: Das Massaker von München“ von Joseph Beuys. Auf 250.000 bis 350.000 Pfund geschätzt, verkaufte Christie’s die Arbeit nach vielfachen Angeboten für 855.000 Pfund in eine europäische Sammlung; ein Auktionsrekord für den Künstler. Die seltene und historisch wichtige Tafel, die 1972 im Zuge von Beuys’ Aktion auf der Dokumenta 5 in Kassel entstand, bezieht sich auf den Terroranschlag auf die israelische Olympiamannschaft in München und ist zeitlos aktuell.
Für das Haus selbst überraschend kam der Erfolg britischer Künstler mit Arbeiten aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Peter Doig, Francis Bacon, Lucian Freud und David Hockney machten sieben der zehn Spitzenlose des Abends aus, gefolgt von Alexander Calder aus der New Yorker Kahn-Sammlung, Lucio Fontana aus der Sammlung des Belgischen Ehepaares Corbiau und Luc Tymans.
Hommage von Francis Bacon
Peter Doigs „The Architects Home in the Ravine“ von 1991, das mit 10 bis 15 Millionen Pfund geschätzt wurde, fand zwar nur wenige Bieter, wurde aber dennoch mit 11,3 Millionen Pfund zum teuersten Los des Abends. Francis Bacons Gemälde „Two Figures“ von 1975, gemalt nach dem Selbstmord seines Geliebten George Dyer und im Nachhinein zerschnitten, brachte aufgrund der ausgezeichneten Provenienz aus der Sammlung von Bacon’s Freund und Kurator Michael Peppiatt 5,5 Millionen Pfund. Es lag damit im unteren Bereich der Schätzung (5 bis 7 Millionen Pfund). Einziger relevanter Verlust des Abends war die „Anthropométrie“ von Yves Klein, die, auf 8 bis 14 Millionen Pfund geschätzt, unverkauft blieb.