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Corporate Collection Deutsche Bank Run auf Bilder mit Bank-Bonus

Bei Ketterer stürzen sich die Sammler auf Werke aus renommierter Quelle. Der Hammer für die Teilsammlung der Deutschen Bank fällt zu erstaunlich hohen Preisen.
12.12.2020 - 12:37 Uhr Kommentieren
Das in leuchtenden Farben angelegte Scheibenbild „Blau bewegt“ von 1957 wurde für 750.000 Euro zum fast Vierfachen der Taxe in neue Hände vermittelt (Ausschnitt aus dem Hochformat). Quelle: Ketterer Kunst; VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Ernst Wilhelm Nay

Das in leuchtenden Farben angelegte Scheibenbild „Blau bewegt“ von 1957 wurde für 750.000 Euro zum fast Vierfachen der Taxe in neue Hände vermittelt (Ausschnitt aus dem Hochformat).

(Foto: Ketterer Kunst; VG Bild-Kunst, Bonn 2020)

München Es lief gut für die Deutsche Bank. Jedenfalls gestern im Auktionssaal von Ketterer Kunst, wo Hausherr Robert Ketterer rund 20 Kunstwerke aus der Sammlung des Geldkonzerns mit Stammsitz in Frankfurt aufrief.

Der Kunstmarkt ist hungrig auf Qualität und auf Werke aus einer renommierten Quelle wie dieser. Das zeigten nicht nur die Top-Erlöse wie Karl Hofers sozialkritisches Gemälde „Arbeitslose“ von 1932 und Ernst Wilhelm Nays Scheibenbild „Blau bewegt“ von 1957. Das Werk aus der Weimarer Republik kletterte vom Startpreis in Höhe von 280.000 Euro auf 825.000 Euro (alle Preise inkl. Aufgeld). Die farblich leuchtende Abstraktion der Nachkriegszeit ging mit 750.000 Euro für fast das Vierfache der Taxe in neue Hände.

Das erstaunliche ist, dass der Markt fast alles angenommen hat. Peter Brüning gilt zwar als der „Lyriker unter den Informellen“, aber die Zahl seiner Anhänger dürfte überschaubar sein. Gestern Abend wechselten gleich drei seiner Werke zu Erlösen zwischen 45.000 und 94.000 Euro den Besitzer.

Der Bonus Deutsche Bank speist sich vor allem vom guten Ruf dieser Sammlung. Das Unternehmen hat seit den1970er-Jahren mit hohem Anspruch gesammelt und sich auf den Rat von Museumsexperten und bedeutenden Galeristen gestützt.

Zahlreiche Werke wurden als Leihgaben in wichtige Ausstellungen gegeben. So auch Emil Schumachers Leinwand „Für Berlin“ von 1957. Mit dieser Abstraktion war Schumacher 1959 auf der documenta II vertreten. Zugleich markiert sie den Beginn seiner informellen Phase. Ein Schlüsselbild wie dieses reizt Sammler. Mehrere Telefonbieter und das Internet steigerten die Leinwand zügig von aufgerufenen 280.000 auf 562.600 Euro.

Das reizvolle Gemälde „Unser Haus“ fiel für 1,68 Millionen Euro an den Galeristen Raimund Thomas (Ausschnitt). Quelle: Ketterer Kunst
Ernst Ludwig Kirchner

Das reizvolle Gemälde „Unser Haus“ fiel für 1,68 Millionen Euro an den Galeristen Raimund Thomas (Ausschnitt).

(Foto: Ketterer Kunst)

Von gutem Timing kann man wohl im Falle von Renée Sintenis´ Bronzefigur „Groß Daphne“ sprechen. Die Kunst der Zwischenkriegszeit feiert derzeit Rekorde. Die Preise vor allem die Kleinbronzen Sintenis` aus den 1920er- und 30er-Jahren haben in den letzten fünf Jahren einen kräftigen Schub bekommen.

Kunst als symbolisches Kapital

Sintenis' Skulptur der Nymphe Daphne, die sich aus Schutz vor Übergriffen des Gottes Apollon in einen Olivenbaum verwandelt, gilt heute als ihr bedeutendstes Werk. Ketterer stellte mit 462.500 Euro für den Lebzeitenguss einen neuen Auktionsrekord für die Berliner Künstlerin auf. Erwartungsgemäß in die Höhe schoss ein weißes Rasterbild Otto Pienes aus dem Jahr 1959. Mit internationaler Beteiligung kletterte der Preis von geschätzten 150.000 auf 325.000 Euro.

Angesichts eines Verlustes von 5,7 Milliarden Euro im Jahr 2019 dürften die Einnahmen aus dieser Auktion trotz stattlicher Erlöse für die Deutsche Bank lediglich die viel zitierten Peanuts sein. Die Veräußerung von expressionistischen Werken bei Christie´s und von Nachkriegskunst und Arbeiten der 1970er-Jahre bei Ketterer in München signalisiert vielmehr einen Werte- und Imagewandel, den das globale Unternehmen durch die Umstrukturierung seiner Sammlung erreichen will.

Der um 1919 auf Malpappe festgehaltene
Gabriele Münter

Der um 1919 auf Malpappe festgehaltene "Blick aufs Murnauer Moos (Blaue Berge)" verdoppelte seine Schätzung und kam auf 500.000 Euro (Ausschnitt).

(Foto: Ketterer Kunst; VG Bild-Kunst, Bonn 2020)

Allein bei Ketterer sollen in drei Jahren insgesamt 200 Werke versteigert werden. Kunst ist immer auch symbolisches Kapital. Und die Nachkriegskunst ist ein schlechter Botschafter für das Digitalzeitalter, für Globalisierung und Modernität. Der Kunstmarkt lebt von diesen Richtungswechseln wie von Insolvenzen oder Erbauseinandersetzungen.

Um Fritz Winters tiefe Schichten suggerierendes, abstraktes Gemälde „Hell einfließend“ von 1965 kämpften mehrere Telefonbieter bis zu einem Erlös von 193.750 Euro. François Morellet geometrische Abstraktion von unzähligen sich kreuzenden Streifen in dem Gemälde „Tirets O° 90°“ von 1971 erforderte einen Einsatz von 187.500 Euro. Nur Max Liebermanns auf 240.000 Euro dotierte, skizzenhafte Leinwand „Straßenszenen am Brandenburger Tor“ von 1916 und Gerhard Hoehmes objekthafte Leinwand „Jade weit her“ mit einer Taxe von 20.000 Euro fanden keine Interessenten.

Dabei war die Kauflaune im gesamten „Evening Sale“ prächtig. Inklusive der Lose aus der Sammlung der Deutschen Bank wurden 77 ausgewählte Werke angeboten. Als Robert Ketterer Arnulf Rainers schon 1955/56 realisierte „Schwarze Übermalung auf Braun“ aus der Industriellen-Sammlung Haniel für 750.000 Euro weiterreichte, verkündete er sofort vom Pult aus einen neuen Auktionsweltrekord für den Österreicher.

Für Spannung sorgte das Bietergefecht um Ernst Ludwig Kirchners attraktives Gemälde „Unser Haus“. Es erforderte einen Einsatz von 1,68 Millionen Euro. Den Zuschlag erhielt im dünn besetzten Saal der Galerist Raimund Thomas.

Mehr: Corporate Collection: Deutsche Bank lässt Teilsammlung versteigern

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