Design Stabiler Markt - Kurze Trends

Piero Fornasettis Kommode "Palladiana" mit bedrucktem Papierüberzug. Das 1952 entworfene Möbelstück erzielte fast 50.000 Euro (inkl. Aufgeld). Bieter war ein österreichischer Sammler. Quelle: Quittenbaum Auktionen
München „Im großen Ganzen ist der Designmarkt ein stabiler Markt.“, sagt Askan Quittenbaum rückblickend auf das Auktionsjahr 2015. Doch der Inhaber des gleichnamigen Münchner Auktionshauses kommt nicht ohne Ergänzung aus: „Aber von innen betrachtet geht es rauf und runter und die Trends sind sehr kurz.“
Umkleidekabinen aus der Boutique
Zu spüren bekommen hat Quittenbaum das bei seiner Dezemberauktion. Flott kletterten die Gebote für die Kommode „Palladiana“ von Piero Fornasetti von geschätzten 20.000 Euro in die Höhe. Zu einem international beachtlichen Preis von nicht ganz 50.000 Euro (alle Preise inkl. Aufgeld) geht sie in österreichische Hände. Nichts kam in Bewegung, als die zylindrischen Aluminium-Umkleidekabinen von Marc Newson zum Aufruf kamen. Für die Unikate aus der Frankfurter Boutique „Hysterie“ von 1992 wurden jeweils 30. 000 Euro gefordert.
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Nicht mehr als 18 Exemplare seiner weich geformten und genieteten Aluminiumliege "Lockhaed Lounge" ließ Marc Newson 1993 herstellen. Das Auktionsnhaus Phillips hat den jetzt schon zum Klassiker stilisierten Entwurf des Australiers zum neuen Rekordpreis von 2,4 Millionen Pfund veräußert. Quelle: Phillips
„Woanders spielt Newson Millionen ein“, so Quittenbaum schulterzuckend im Gespräch mit dem Handelsblatt . Im April hat Phillips in London ein Exemplar seiner aerodynamischen „Lockheed Lounge“ zum Rekordpreis von 2,4 Millionen Pfund verkauft. Ein anderer Favorit der zeitgenössischen Design-Szene ist Ron Arad. Wie eine verschlungene Stoffbahn baute er 1993 sein D-Sofa. Der Prototyp brachte jetzt bei Phillips 275.000 Dollar. Bei Artcurial in Paris erzielte sein schräges Regal „Restless“ mit 373. 800 Euro laut Pressemeldung einen Weltrekord.
Bücherregal von Charlotte Perriand
Die Topergebnisse des Jahres 2015 bestätigen den Trend der Vorjahre: Das sogenannte Mid-Century-Design, Entwürfe von ca. 1940 bis 1960, ist am gefragtesten. Und der Mix aus Reduktion, moderner Klassik und Eleganz, wie ihn die Franzosen dieser Jahre vollführen, schlägt sich in sechsstelligen Erlösen nieder. Jean Royeres Esstisch „Créneaux“ von 1955 mit vergoldeten Eisenstäben erzielte bei Christie´s in New York 389.000 Dollar. Zwei Ambassador-Sessel, die wie ein geköpftes Ei mit Rückenlehne aussehen, entlockten bei Phillips einem Käufer 233.000 Dollar.
Für den technisch ambitionierten Jean Prouvé meldete Artcurial gar einen neuen Auktionsweltrekord. Der 1956 nur einmal produzierte Esstisch aus Aluminiumblech mit trapezförmigem Untergestell war einem Amerikaner ca. 1,3 Millionen Euro wert. In der Oberliga spielen auch die Buchregale Charlotte Perriands. Die 237.000 Euro für ihre mit farbigen Türen versehene „Bibliothèque suspendue“ von 1952 sind ein Spitzenpreis. Seit kurzem steigt der Stern für die Glasmöbel Pietro Chiesas. Sotheby´s etwa verkaufte einen Schrank von 1938 mit gewellten, blauen Glastüren für 218.000 Dollar, Phillips eine Kommode mit verspiegelter Front für 106.250 Dollar.