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Deutsche Filme auf der Berlinale Der Zynismus der Globalisierung

Während sie die Welt untergehen lassen, bezahlen sie Zimmermädchen für Sex, verschieben Millionen beim Frühstück und feuern Menschen vom Luxushotel aus: Die Globalisierungs-Groteske „Zeit der Kannibalen“ und das Afghanistan-Drama „Zwischen Welten“ lassen deutsches Kino auf der Berlinale glänzen.
15.02.2014 - 17:04 Uhr Kommentieren
Kennen keine Skrupel und wollen nur nach oben: die Unternehmensberater Frank Öllers (Devid Striesow, rechts) und Kai Niederländer (Sebastian Blomberg).Foto: Farbfilm

Kennen keine Skrupel und wollen nur nach oben: die Unternehmensberater Frank Öllers (Devid Striesow, rechts) und Kai Niederländer (Sebastian Blomberg).

Foto: Farbfilm

Düsseldorf Das ganze Jahr über reisen die Unternehmensberater Frank Öllers (Devid Striesow) und Kai Niederländer (Sebastian Blomberg) von einem Entwicklungsland ins nächste, um ihrer weltweit agierenden „Company“ den größtmöglichen Profit zu sichern.

Ob nun in Indien, Nigeria oder sonst wo – ohne einen Blick auf die Menschen zu werfen, feuern die beiden Bluthunde heimische Mitarbeiter und verschieben Investitionsvolumen von mehreren hundert Millionen Euro während des Frühstücks. Dabei verweilen die beiden nur in ihren Luxushotels und haben kein Interesse, das Land kennenzulernen – wofür auch, ist ja eh alles versmogt und zu heiß. Die Welt hinter den Milchglasscheiben ist bedeutungslos.

Dabei verfolgen die beiden ihren Masterplan: endlich Partner in der „Company“ werden. Denn wenn bis Mitte dreißig nicht die finale Beförderung kommt, wird man aussortiert. Das ist das eherne Gesetz der Branche. „Up or Out“.

Als dann plötzlich ihr Kollege Hellinger befördert wird, scheinen Öllers und Niederländer am Ende. Zusätzlich macht ihnen ab da auch noch die junge Kollegin Bianca (Katharina Schüttler) das Leben schwer, die die eingespielte Herrenpartie durcheinanderwirbelt. Doch als Hellinger plötzlich aus dem Fenster springt und die Firma vor dem Verkauf steht, droht die Lage zu eskalieren.

Mit „Zeit der Kannibalen“ hat Regisseur Johannes Naber eine geniale Groteske auf die Leinwand der Berlinale gezaubert, die ein Spiegelbild der Profitgier und globalen Gleichgültigkeit ist. Wenn draußen Schüsse fallen, schüchtert das die beiden Geier in ihren Hotelzimmern nicht ein: „Vielleicht hat irgendein Kopftuchmädchen seinen Jungfrauentest nicht bestanden, und jetzt gibt's eine Massenvergewaltigung oder Steinigung“, kommentiert Öllers zynisch.

Dem Motto ihrer Firma („People, Profit, Planet!“) haben sich die beiden vollends verschrieben. Während draußen die Welt untergeht, bezahlen sie das Zimmermädchen für Sex. Das alles sieht so zynisch und böse aus, dass es schon wieder echt wirkt. Garniert werden die Abgründe des dargestellten Kapitalismus mit intelligentem und sarkastischem Witz.

Dabei hätte der Film auch gut auf eine Bühne gepasst, mehr als die Hotelzimmer bekommt man nicht zu sehen. Die wenigen Requisiten stören aber nicht, immer wieder bietet Regisseur Naber eine neue Perspektive, aus der das Geschehen beobachtet wird.

Es entwickelt sich ein Kammerspiel, das immer wieder in Konflikte ausartet, ausgelöst durch die nicht weniger werdenden Profilneurosen der Charaktere. Das alles ist toll gespielt, und so mancher Finanz-Jongleur wird sich beim Kino-Besuch ertappt fühlen – und wahrscheinlich gerade deshalb herzhaft lachen.

„Zwischen Welten“: Ein Appell hinzusehen
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