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Deutscher Kunsthandel Bernd Schultz zum Achtzigsten: Ein Mann mit Visionen

Der Kunsthändler und Auktionator Bernd Schultz hat den Kunstmarkt in Deutschland fast 50 Jahre mitgestaltet. In diesen Tagen feiert er seinen 80. Geburtstag.
28.10.2021 - 15:30 Uhr Kommentieren
Der Kunsthändler und Auktionator ist ein großer Anreger und ein engagierter Staatsbürger mit Mut. Er hat den deutschen Kunstmarkt entscheidend mitgestaltet. Quelle: Franziska Sinn
Bernd Schultz

Der Kunsthändler und Auktionator ist ein großer Anreger und ein engagierter Staatsbürger mit Mut. Er hat den deutschen Kunstmarkt entscheidend mitgestaltet.

(Foto: Franziska Sinn)

Berlin Er ist ein großer Anreger, ein Mann mit Visionen, der weit tragende Entscheidungen trifft. Und er ist ein Berlin-Patriot, ein Staatsbürger par excellence, der sich politisch einmischt. Der Kunsthändler Bernd Schultz, der am 31. Oktober seinen 80. Geburtstag feiert, hat fast ein halbes Jahrhundert den deutschen Kunstmarkt mitgestaltet.

Als Mitstreiter und Erbe der Galerie Pels-Leusden vertrat er nachhaltig das Programm der Klassischen Moderne von Max Liebermann über Käthe Kollwitz und Max Beckmann bis Karl Hofer. Ein starkes Faible für die Graphik und Handzeichnung war das Fundament, auf dem die Malerei und Skulptur wirkte. Die Nähe zu großen Kunstbewegern wie Leopold Reidemeister, dem ersten Direktor des Brücke Museums, und Edwin Redslob, dem Mitgründer der Freien Universität, prägte sein Kulturbild.

Unvergessen ist sein Engagement für die Kunsthandels-Schau „Orangerie“. Die Messe führte ab 1982 im Langhansbau des Charlottenburger Schlosses die Besten des deutschen Handels zusammen und schrieb mit ihrer Epochen-Gliederung Geschmacksgeschichte.

Eine Apotheose dieser, alle Kunstgattungen erfassenden Leistungsschau war die 1991 im Gropius Bau präsentierte Orangerie, die den internationalen Kunst- und Antiquitätenhandel vor allem aus London und Paris mit einbezog. Auf glanzvoll pointierte Weise wurde schon damals vorexerziert, was heute die Maastrichter Messe Tefaf mit einem Überangebot erreicht.

Ein wichtiges Signal war 1986 die Gründung des Auktionshauses „Villa Grisebach“ (heute: Grisebach) gemeinsam mit vier Kollegen aus dem Kunsthandel. Es war ein Unternehmen, das nicht nur die Ausstrahlung Berlins als Kunstmarktstadt im Fokus hatte, sondern auch einen Gegenpol zur Dominanz der angelsächsischen Auktionshäuser schaffen wollte.

Dass dies gelungen ist, zeigen über 230 Auktionen, die zwei Mal jährlich Sammler in aller Welt erreichen. Auch nach dem Rückzug des Doyen aus dem aktiven Berufsleben hält er als Gesellschafter 89 Prozent am Unternehmen, das sich globalen Markttendenzen folgend immer stärker für Werke der 1920er-Jahre und der Gegenwartskunst engagiert.

Der Staatsbürger Bernd Schultz war 1990 einer der stärksten Unterstützer einer Kampagne, die den Bundestag von Bonn nach Berlin holte. Dass er der CDU nahe steht, zeigte sich immer wieder bei Besuchen des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker bei den Vorbesichtigungen der Auktionen. Als Förderer der Berliner Sing-Akademie und der James Simon Gesellschaft bekräftigte der Kunsthändler sein bürgerschaftliches Engagement.

Der offene Blick für Fehlstellen in der Kultur und ein ausgeprägter Sinn für Korrektur inspirierten Schultz zu einem Museumsprojekt, das nicht nur an die berühmten Exilanten der NS-Diktatur erinnert. Vielmehr nimmt es auch die „Schicksale einzelner Menschen“ in den Blick und betrachtet Flucht und Migration auch als fortwirkendes Weltproblem.

„Das Exil gehört zum kollektiven Gedächtnis der Deutschen“, sagt der Museumsgründer, der 2018 seine Sammlung von 350 Handzeichnungen für 6,5 Millionen Euro versteigern und den Erlös in seine „Stiftung Exilmuseum Berlin“ einfließen ließ. Die dänische Architektin Dorte Mandrup ging als Siegerin aus einem Architekturwettbewerb hervor. Ihr Entwurf hinterfängt mit markanter Kurve die Ruine des Anhalter Bahnhofs.

Es ist zu hoffen, dass die für die vorläufigen Gesamtkosten von 40 Millionen Euro notwendigen Spenden zusammenkommen und dieser für die Visualisierung von Zeitgeschichte so eminent wichtige Bau realisiert werden kann. Er ist das Lebenswerk des Jubilars.

Mehr: Exilmuseum: Kunstsammler Bernd Schultz plant ein Museum für von den Nazis verfolgte Künstler

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