Egidio Marzona Kulturwandel mit jungen Gestaltern

Das Anwesen, das die Marzona-Stiftung für die geplante "Internationale Design Akademie" erworben hat. Im Hintergrund: die Burg Saaleck.
Naumburg Der Sammler und Mäzen Egidio Marzona plant in der Nähe von Naumburg eine „Internationale Design Akademie“. Von hier aus will er eine Lanze für die „Neue Moderne“ in der Tradition der Bauhaus-Avantgarde brechen. Denn Weimar, Dessau und die Designschmiede Burg Giebichenstein sind nicht weit.
Schauplatz ist das verwaiste, 1,2 Hektar große Anwesen der ehemaligen „Saalecker Werkstätten“. Bis zu 16 Stipendiaten sollen hier für rund sechs Monate leben und ihre Produkte zur Marktreife bringen können. Zuvor muss das denkmalgeschützte Anwesen, zu dem ein schlossähnliches Haupthaus und ein Park gehören, renoviert und saniert werden. Marzona gründete eine Stiftung, um die Liegenschaft zu erwerben.
Das „unbequeme“ Denkmal
Erbaut wurde das Anwesen vom Architekten Paul Schultze-Naumburg (1869—1949), einem Vorreiter der lebensreformerischen Bewegung. In die Geschichte ging er jedoch als fanatischer Nazi ein. Er bekämpfte nicht nur das Bauhaus und die Moderne, sondern war auch maßgeblich an der Definition dessen, was als „entartete Kunst“ verboten oder zerstört werden sollte, beteiligt.
Marzona hatte keine Angst vor dieser „schwierigen“ Erbschaft und erwarb das „unbequeme Denkmal“, um es in ein fortschrittliches Kulturinstitut umzuwandeln. Dazu gehört auch der Plan für eine dokumentarische Ausstellung zum Leben und Wirken von Schultze-Naumburg. Marzonas eigene, in vielen Jahren aufgebaute Designsammlung könnte zudem ein Fundus für zukünftige Ausstellungen sein.
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In den Jahren 2002 und 2014 übergab der Sammler seine Kollektion mit Konzeptkunst, Arte Povera und Minimal Art den Staatlichen Museen zu Berlin, teilweise als Schenkung. 2016 folgten die Bücher, Editionen und Plakate. Das gigantische „Archiv der Avantgarden“ (AdA) schenkte er 2016 den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (HB online 28.7.2016).
Marzonas aktuelles Akademie-Projekt wird vom Haushaltsausschuss des Bundestags mit sieben Millionen Euro unterstützt; vom Land Sachsen-Anhalt sollen drei Millionen Euro kommen.
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