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Ernst Ludwig Kirchner Auf dem Seziertisch

Ernst Ludwig Kirchner hat seine Werke hemmungslos vordatiert. Zu dieser Erkenntnis kommt Günther Gercken, Autor des siebenbändigen Werkverzeichnisses zur Graphik, das in Hamburg entsteht. In München wurde Kirchners Malerei unterdessen nach allen Regeln der Kunst naturwissenschaftlich untersucht.
01.07.2014 - 09:34 Uhr Kommentieren
Ernst Ludwig Kirchner: Selbstbildnis mit Pfeife, 1905/06, ein Holzschnitt aus dem Brücke-Museum Berlin. Quelle: Brücke-Museum Berlin

Ernst Ludwig Kirchner: Selbstbildnis mit Pfeife, 1905/06, ein Holzschnitt aus dem Brücke-Museum Berlin.

(Foto: Brücke-Museum Berlin)

Hamburg Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) ist einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus. Zu vermuten wäre deswegen, dass sein Werk bereits bestens erforscht worden ist. Doch genau das ist überraschender Weise bislang nicht passiert. Viele Einzelaspekte sind zwar in Dissertationen, Aufsätzen oder Sonderausstellungen abgehandelt worden, doch ein aktuelles Werkverzeichnis, dass verstreutes Wissen zusammenbringt, die Datierungen seiner Werke erneut kritisch unter die Lupe nimmt und verbindliche Aussagen trifft, ist erst jetzt im Entstehen.

Über den gegenwärtigen Stand der Kirchnerforschung geben nun zwei Ausstellungen in Hamburg und München einen Zwischenbericht: im Bucerius Kunst Forum in Hamburg und in der Pinakothek der Moderne.

Detektivarbeit am Blatt

In Hamburg hat sich der emeritierte Biochemiker und Sammler Günther Gercken mit Akribie und langem Atem darangemacht, ein neues, auf sieben Bände angelegtes Werkverzeichnis der Druckgraphik zu erarbeiten. Die ersten beiden Bände enthalten die Druckgraphik von 1904 bis 1911 und sind bereits im vergangenen Jahr publiziert worden.

Im Oeuvrekatalog werden auch die vielen individuellen Druckzustände der Graphiken mit berücksichtigt, die sonst so gern übersehen werden. Das dürfte vor allem für den Handel wichtig sein, der bislang immer damit arbeitet, eine ‚weitere Variante’ eines bekannten Motivs anzubieten. Nun kann er konkreter werden.

„Weniger aus kunsthistorischer oder stilkritischer Sicht, sondern detektivisch und akribisch“, nennt Ortrud Westheider, Direktorin des Bucerius Kunstforums, das Vorgehen von Gercken. Diese unbestechliche Akribie zahlt sich aus. Umdatierungen und Neubetitelungen sind das Ergebnis.

Großzügig vordatiert

Kirchner war Zeit seines Lebens sehr nonchalant, wenn es um Datierungen ging. Er wusste, dass die frühe künstlerische Bilderfindung die spätere Nachahmung in ihrer Bedeutung schlägt. So hat er munter immer wieder seine Druckgraphik, aber auch seine Malerei umdatiert; um genau zu sein, er hat sie vordatiert. Das macht sein Werk zwar nicht weniger faszinierend, aber es wirft einen dunklen Schatten auf ihn als Menschen.

Kirchner gierte nach Ruhm und versuchte ihn dauerhaft über ein sehr lässig gehandhabtes „corriger la fortune“ sicher zu stellen. Nicht wissend, was es einmal für Methoden geben würde, ihm auf die Schliche zukommen.

Unterstützung durch das Doerner Institut
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