Fine Art & Antiques München ist gut gerüstet für die Zukunft
Friedel Kirsch (Kunsthandel Elfriede Langeloh) kommt mit einem starken Meissen-Angebot und einer großen Sammlung Frankenthal. Im Zentrum steht ein Kofferservice aus Meissener Porzellan um 1730 (18-teilig). Es ist das einzige Service mit chinoiser Hausmalerei in dieser Größe und war eine Sensation, als es 1970 entdeckt wurde. Inzwischen weiß man, dass sein Dekor, die sog. "bunten Chinesen", das Werk der Töchter des Augsburger Hausmalers Johann Auffenwerth, Anna Elisabeth Wald und Sabina Hosennestel, sind. Der Preis bewegt sich im mittleren sechsstelligen Bereich.
Auch Antiquités Ségal, Basel, bringt hochwertige Objekte des 18. Jahrhunderts nach München, darunter Straßburger Fayencen und Silber, seltene Majolika-Teller, aber auch einen Meissen-Teller mit diamantgerissenem, geschwärztem Dekor und hineingearbeiteter Signatur von August Otto Ernst von dem Busch (6 000 Euro). Dr. K. & R. Schepers aus Münster macht seine Kundschaft mit musealem Gebrauchssilber glücklich. Ein Gebäckkorb von 1730 aus der Zeit Georgs II ist dabei (35 000) und ein Ensemble Berliner Kannen für 12 800 Euro.
Das Skulpturenangebot beginnt mit einem mehrfach publizierten frühkykladischen Idol bei Günter Puhze, Freiburg, (140 000 Euro) und endet mit Matarés abstraktem Bronzekälbchen (Koch-Westenhoff). Die Plastik des Mittelalters und der frühen Neuzeit decken vor allem Albrecht und die Bamberger ab. Walter Senger ist stolz auf seine um 1500 geschnitzte Straubinger Madonna aus gebranntem Ton (45 000 Euro).
Eines der interessantesten Stücke im Bereich Klassische Moderne offeriert die Sylter Galerie Rudolf. Franz Radziwills frühes Gemälde "Russisches Dorf mit Synagoge" im Original-Ratziwill-Rahmen hing lange als Dauerleihgabe in der Kunsthalle Emden. Jetzt soll es um 200 000 Euro kosten.
Fazit: Die Messe im Postpalast geht vielversprechend an den Start, auch wenn sie stellenweise noch profilierter zu besetzen ist. Spannend bleibt die Frage, welches Gesicht sich der Messestandort München in nächster Zukunft zulegen wird. Ein Gerichtsverfahren gegen das Haus der Kunst ist noch anhängig. Es hat zu klären, ob die mündliche, unter den Augen des Fine-Art-&-Antiques-Vorstands artikulierte Zusage einer Option für eine Messeveranstaltung im Haus der Kunst juristisch Bestand hat oder nicht. Ärgerlich und überflüssig ist, dass es überhaupt zu diesem Verfahren kommen musste. Denn Deutschlands Antiquitätenhandel wünscht sich im Prinzip nur das eine: eine starke Messe auf hohem Niveau, die dann auch interessant für den ausländischen Handel ist. Und so wäre es nicht nur für München gut, wenn alle Beteiligten kooperieren würden.
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