Hamburger Galerien Zwischen Rosenduft und Krieg

Auf Papier applizierte Blätter von Herman de Vries ("Nachmittag", 1998). Quelle: Galerie Holger Priess, Hamburg
Hamburg „Die Natur ist sich selber genug und für uns eine Offenbarung.“ Davon ist der in Unterfranken lebende Niederländer Herman de Vries überzeugt. Im vergangenen Jahr durfte der 1931 geborene Künstler den Niederländischen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielen. Deswegen musste die zeitgleich geplante Ausstellung in Hamburg ausfallen.
Jetzt sind die „collages trouveés“ endlich in Hamburg zu sehen. Und zwar gleich an drei Orten. Von berückender Schönheit ist die Ausstellung im Barlach Haus. Vertrocknete dornige Rosenzweige sind hier in strengem Mustern an die weiße Wand genagelt; skurrile Wurzeln zu auratischen Natur-Kunst-Werken auf Sockel gebettet.
Gegenwehr zwecklos
Bei der Galeristin Elke Dröscher sieht der Besucher gegenstandslose Zeichnungen, die das lose an der Wand hängende weiße Blatt überziehen und sich mit ihren schmalen Farbstrichen lebendig verdichten. Sie bilden Zentren, respektieren trotz ihres „All overs“ jedoch immer den Rand des Blattes. Begleitet wird der Galeriebesuch in jedem Raum von Rosenduft. Hunderte von Damaszener Rosenblüten hat de Vries zu einem Kreis gelegt. Hier wird die olfaktorische Dimension seines Arbeitens deutlich, gegen die jede Gegenwehr zwecklos ist. Wer kann schon das Atmen einstellen?

Blick in die Ausstellung „herman de vries: Kohleausreibungen“ in der Galerie Holger Priess, Hamburg.
In der Galerie von Holger Priess auf der Fleetinsel mitten in der Stadt sind Kohlezeichnungen ausgestellt. Mit sicherem Schwung bannt de Vries chiffrehafte Zeichen oder Reihungen von Holzkohleabdrücken auf das Blatt. De Vries’ Utopien kreisen um Kohle und Natur, Einfachheit, Ursprünglichkeit, Schönheit und Individualität.
Sowohl bei Dröscher als auch bei Priess kostet jedes Blatt 5.000 Euro. Die Erdausreibungen, auf Papier geriebene Erde, die aus unterschiedlichen Regionen stammt, sind bereits für 2.200 Euro zu haben. Für einen Künstler, der bereits auf der Biennale in Venedig repräsentieren durfte, ist das keine überbordende Summe.