Haubrok Shows Die Kunst des Klauens

Tobias Madison: "Fatuma Osman", Installationsansicht in Haubrok Shows, Berlin 2012.
Berlin Der 26-jährige Schweizer Tobias Madison hat die Kunst des Klauens perfektioniert. Pardon, des Sampelns, wie es heute heißt. Also des Weiterverarbeitens von Vorgefundenem, des Ummodelns und Wiederaufnehmens von älteren Motiven. Bei seiner ersten Schau im Berliner Ausstellungsraum des Unternehmensberaters und Kunstsammlers Axel Haubrok funktioniert das so: Tobias Madison hat zwei eigene Arbeiten aus dem inzwischen acht Werke umfassenden Madison-Bestand in der Sammlung Haubrok ausgewählt, zwei etwa drei Meter hohe Stelen, die aus Sperrholz und Plexiglas gefertigt sind und getrocknete Zimmerpflanzen enthalten. Dazu hat er sechs weitere Stelen angefertigt, die zum Teil wie billige Kopien der (eigenen) Originale aussehen. Alle acht Stelen hat er dann dekoriert – mit Papierlampen, bedruckter Neopren-Folie oder Klettergurten.
Madison nennt die Verkleidung seiner Stelen „Partydress“. Die Stelen verwandeln sich in die Gäste einer Vernissage und repräsentieren verschiedene Besuchertypen: die „Grande Dame“ mit aufwändigem Kopfputz, den Vielredner (mit einem Dress voller ausgeschnittener Sprechblasen), den Randständigen oder das Paar, das durch viele Bänder aneinander gebunden ist.
Spiel mit Bildschichten
Zusätzlich zur Installation der Stelen sind fünf Filme zu sehen, die Variationen desselben Motivs zeigen. Die Kamera fährt in ruhigen Bewegungen den ganz in Blau und Grün gekleideten Körper der Künstlerin Fatuma Osman ab. Viele Bildschichten werden überlagert und zudem wird mit dem Blue-Box-Prinzip gespielt, wodurch sich die Farben gegenseitig auslöschen. Der Körper, der vor einem strahlend weißen Hintergrund gefilmt wurde, erhält etwas Gläsernes, Transparentes. Ein höchst surrealer Effekt.
Die ganze Ausstellung trägt den Namen der abgebildeten Künstlerin: „Fatuma Osman“. Die Farben Grün und Blau tauchen auf den „Partydresses“ immer wieder auf. Gleichzeitig verweist das Blue-Box-Prinzip auf Videos des österreichischen Künstlers Heimo Zobernig, der viel mit dieser Technik gearbeitet hat – und dessen Arbeiten wiederum stark in der Sammlung Haubrok vertreten sind.
So viel Selbstreferenzialität kann weh tun – oder faszinieren. „Ich habe die Arbeiten von Tobias Madison vor einem Jahren im Kunstverein München zum ersten Mal gesehen – und sie haben mich sofort begeistert“, sagt Axel Haubrok. „Dabei ist mir das Kunstverständnis von Tobias Madison eher fremd. Er ist schließlich gerade mal so alt wie mein Sohn.“ Dennoch hat Haubrok den Künstler sofort in seinen Berliner Showroom eingeladen. Weil Tobias Madison aber seine Ausstellungen sehr gründlich und penibel vorbereiten würde und er derzeit sehr gefragt sei, habe es so lange gedauert, bis die Ausstellung realisiert werden konnte.
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