Interview: Kunstsammlerin Stoschek: „Gaming hat die Gesellschaft durchdrungen wie kein anderes Phänomen“

„Ich kenne Sammler, die schon nach ein paar Jahren mit dem Ausstellungsmachen aufgehört haben. Ein langer Atem gehört dazu. Natürlich merke ich auch die Anstrengungen der letzten 15 Jahre. Aber ich würde alles genauso wieder machen." Quelle: JSC
Düsseldorf. Frau Stoschek, der Krieg in der Ukraine überschattet alles. Sie haben 2008 im Museum des Oligarchen Victor Pinchuk in Kiew Teile Ihrer Sammlung von Medien- und Videokunst ausgestellt. Haben Sie noch Verbindungen zur ukrainischen Kunstszene?
Ich bin erschüttert über den völkerrechtswidrigen Einmarsch Russlands und die humanitäre Katastrophe. Aktuell habe ich keinen Kontakt in die Ukraine. Pinchuk setzt sich sehr stark für die zeitgenössische Kunst in der Ukraine ein, der von ihm ausgelobte Future Generation Art Prize ist einer der renommiertesten für aufstrebende Künstler weltweit. Als wir 2008 für die Ausstellung in Kiew waren, hatten wir täglich fast 5000 Besucher. Die junge, liberale Kunst- und Kulturszene, die ich dort kennenlernen durfte, hat mich begeistert. An sie muss ich besonders denken, wenn ich die Bilder des Krieges sehe.
Nun fehlen die Oligarchen im Kunstmarkt. Leute wie Roman Abramowitsch, der für 86 Millionen Euro ein Bild von Francis Bacon kaufte oder wie Wladimir Potanin, der das Guggenheim-Museum in New York beriet.
Mich beschäftigt das nicht. Was ich liebe und betreibe ist sehr weit entfernt von der Kunst, die im Allgemeinen von Oligarchen gekauft wird. Als Kunstkäufer werden russische Milliardäre wahrscheinlich ebenso wegfallen wie als Immobilienkäufer. Das betrifft den Sekundärmarkt.





