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Karen Duves Roman „Macht“Von der Ministerin zur Sexsklavin

Im Jahr 2031 haben Frauen die Macht übernommen, weil Männer die Welt an den Abgrund getrieben haben. Doch einer wehrt sich. Bestsellerautorin Karen Duve gelang ein schaurig faszinierender Roman über die Welt von morgen.Thorsten Giersch 21.02.2016 - 14:37 Uhr Artikel anhören

Karen Duve posiert vor einer gemeinsamen Lesung mit dem US-Starautoren Jonathan Safran Foers. Beide befassen sich in ihren Büchern mit Lebensmitteln und dem Umgang mit Tieren.

Foto: dpa

Düsseldorf. Dass Karen Duve ein Problem mit Fleischessen, Egoismus und Verdrängen hat, wissen wir spätestens seit ihren Bestsellern „Anständig essen“ und „Warum die Sache schiefgeht“. Doch so hart, sarkastisch und böse wie in „Macht“ haben wir die Autorin noch nicht erlebt. Ein gelungener Roman, den man an zwei, drei Abenden wunderbar durchlesen kann – wenn man denn hart gesotten ist. 

Die Handlung spielt im Jahr 2031 und die Welt hat sich bis dahin - sagen wir - verändert. Irre kreativ ist die Autorin zugegeben nicht gewesen, das Bild der Zukunft zu malen – aber das war wohl auch nicht der Sinn der Sache. Duve spinnt die heutigen Probleme mit zur Übertreibung neigendem Realismus fort und potenziert sie mit dem Faktor: Die Menschen werden es nicht einsehen und es nicht besser machen als heute. 

Die Umwelt ist kaputt, die Folgen des Klimawandels haben das Leben radikal verändert. Die wichtigste Währung sind CO2-Punkte, die man fürs Reisen genauso braucht wie für den Erwerb von Lebensmitteln. Selbstredend können sich Fleisch nun nur noch Wenige leisten.

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Tornados sind auch in der deutschen Tiefebene keine Seltenheit mehr, aber was ist das schon gegen die Überflutungen in Bangladesch & Co.? Der Weltuntergang sei nur noch wenige Jahre entfernt – und so leben die Menschen auch: für die Bedürfnisbefriedigung im Jetzt. 

Was dabei kräftig hilft: Die Pharmaindustrie hat eine Pille namens Ephebo erfunden, die den Körper wieder jung werden lässt. So ist auch Duves Hauptfigur Sebastian Bürger ein rüstiger 70-jähriger im Körper eines Mittdreißigers.

Und dann, als er seiner Jugendliebe Elli begegnet, erhöht er die Dosis und sieht dann eben aus wie 20. Dumm ist nur, dass das Krebsrisiko bei der Einnahme von Ephebo massiv steigt. Aber was macht das schon, wenn bald ohnehin alles vor die Hunde geht?!

 

Konrad Adenauer (1949-1963, CDU): Zur "Ära Adenauer" gehören grundsätzliche Entscheidungen für marktwirtschaftliche Ausrichtung und "Westintegration". Er führte die junge Republik in die NATO und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Ludwig Erhard (1963-1966, CDU): Adenauers langjähriger Wirtschaftsminister gilt als der geistige Vater der sozialen Marktwirtschaft und Symbolfigur des "Wirtschaftswunders". Foto: dpa

Foto: Handelsblatt

Kurt Georg Kiesinger (1966-1969, CDU): Er stand an der Spitze der ersten Großen Koalition. In seiner Amtszeit verabschiedete der Bundestag die "Stabilitätsgesetze" und die umstrittenen "Notstandsgesetze". Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Willy Brandt (1969-1974, SPD): Seine von der Opposition heftig bekämpfte Ostpolitik brachte ihm den Friedensnobelpreis ein. Mit seinem Rücktritt übernahm Brandt die Verantwortung in der Affäre um den im Kanzleramt tätigen DDR-Spion Günter Guillaume. Foto: dpa

Foto: Handelsblatt

Helmut Schmidt (1974-1982, SPD): Seine Kanzlerschaft stand lange im Schatten einer weltweiten Wirtschaftsrezession. Internationale Anerkennung brachte ihm seine Stabilitätspolitik. In Schmidts Amtszeit fielen die größte Welle des RAF-Terrors und die Auseinandersetzung um den Nachrüstungsdoppelbeschluss. Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Helmut Kohl (1982-1998, CDU): Die wichtigsten politischen Ereignisse in Kohls 16-jähriger Regierungszeit waren der Zusammenbruch des DDR-Regimes 1989 und die Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Zum größten Problem seiner Amtszeit entwickelte sich die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit. Foto: Reuters

Foto: Handelsblatt

Gerhard Schröder (1998-2005, SPD): Sein Name wird vor allem mit der "Agenda 2010" in Verbindung gebracht, die Einschnitte in die Sozialsysteme brachte. Während Schröders rot-grüner Regierungszeit überschritt die Zahl der Arbeitslosen die Marke von fünf Millionen. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 setzte er die Beteiligung der Bundeswehr am Kampf gegen den Terror in Afghanistan durch. Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Angela Merkel (seit 2005, CDU): Die erste Frau an der Spitze der Bundesregierung stützt sich auf eine Koalition aus Union und SPD. Die Zahl der Arbeitslosen ist gesunken. International erlangte Merkel unter anderem mit ehrgeizigen Zielen im Klimaschutz Ansehen. Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Sieben Männer standen seit Gründung der Bundesrepublik an der Spitze der Regierung. Und dann kam eine Frau. Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Konrad Adenauer (CDU) Amtszeit von 1949 bis 1963. Zur "Ära Adenauer" gehören grundsätzliche Entscheidungen für marktwirtschaftliche Ausrichtung und "Westintegration". Er führte die junge Republik in die Nato und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Ludwig Erhard (CDU) Amtszeit von 1963 bis 1966. Adenauers langjähriger Wirtschaftsminister gilt als der geistige Vater der sozialen Marktwirtschaft und als Symbolfigur des "Wirtschaftswunders". Foto: dpa

Foto: Handelsblatt

Kurt Georg Kiesinger (CDU): Amtszeit von 1966 bis 1969. Er stand an der Spitze der ersten Großen Koalition. In seiner Amtszeit verabschiedete der Bundestag die "Stabilitätsgesetze" und die umstrittenen "Notstandsgesetze". Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Willy Brandt (SPD) Amtszeit von 1969 bis 1974. Seine von der Opposition heftig bekämpfte Ostpolitik brachte ihm den Friedensnobelpreis ein. Mit seinem Rücktritt übernahm Brandt die Verantwortung in der Affäre um den im Kanzleramt tätigen DDR-Spion Günter Guillaume. Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Helmut Schmidt (SPD) Amtszeit von 1974 bis 1982. Seine Kanzlerschaft stand lange im Schatten einer weltweiten Wirtschaftsrezession. Internationale Anerkennung brachte ihm seine Stabilitätspolitik. In Schmidts Amtszeit fielen die größte Welle des RAF-Terrors und die Auseinandersetzung um den Nachrüstungsdoppelbeschluss. Foto: ap

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Helmut Kohl (CDU) Amtszeit von 1982 bis 1998. Die wichtigsten politischen Ereignisse in Kohls 16-jähriger Regierungszeit waren der Zusammenbruch des DDR-Regimes 1989 und die Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Zum größten Problem seiner Amtszeit entwickelte sich die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit. Foto: ap

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Gerhard Schröder (SPD) Amtszeit von 1998 bis 2005. Sein Name wird vor allem mit der "Agenda 2010" in Verbindung gebracht, die Einschnitte in die Sozialsysteme brachte. Während Schröders rot-grüner Regierungszeit überschritt die Zahl der Arbeitslosen die Marke von fünf Millionen. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 setzte er die Beteiligung der Bundeswehr am Kampf gegen den Terror in Afghanistan durch. Foto: ap

Foto: Handelsblatt

Angela Merkel (CDU) Seit 2005 im Amt. Die erste Frau an der Spitze der Bundesregierung stützt sich auf eine Koalition aus Union und SPD. Die Zahl der Arbeitslosen ist gesunken. International erlangte Merkel unter anderem mit ehrgeizigen Zielen im Klimaschutz Ansehen. Foto: Reuters

Foto: Handelsblatt
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Zwar sitzt mit dem jung gebliebenen Olaf Scholz eine „männliche Bundeskanzlerin“ auf Deutschlands Chefsessel, aber grundsätzlich haben die Frauen die Macht übernommen. Und damit kommen Männer wie Sebastian Bürger gar nicht klar.

Dem erging es besonders schlecht, war seine Ex-Frau Christine doch als Ministerin der Bundesregierung besonders erfolgreich. Bis er das Unterdrücktwerden nicht mehr ertragen konnte und sie entführte. Seit Jahren hält er sich seine Ex im Keller als Sexsklavin.

Wie das genau geht, beschreibt Duve anregend plastisch. Als Sebastian Bürger dann seine Jugendliebe Elli wiedersieht, wird es irgendwann eng im Haus. Das Geheimnis ist nicht mehr sicher.

Karen Duves Roman hat einige Schwächen. Am meisten nervt, dass die 70-Jährigen nicht nur im Körper eines Twens stecken, sondern auch so reden und denken. Die Sprache ist dem Alter nicht angemessen und dies wirkt befremdlich. Zudem gibt es kreativere Zukunftsvisionen. Aber genau hier liegt auch eine Stärke: Diese Aneinanderreihung von massiven Bedrohungen wirkt überzeichnet und übertrieben, aber nicht völlig unrealistisch. 

Sektentum, Erderwärmung, Jugendwahn, Geschlechterkampf und Kinder, die man kaum noch erziehen kann: Da war nicht nur früher alles besser, da will man aus dem heute gar nicht herauswachsen. Doch das zur Kunstform herausgebildete Verdrängen fällt nach der Lektüre erheblich schwerer. Diese überaus egoistischen Menschen des Jahres 2031 zeigen uns, dass wir nur bedingt besser sind.

Bibliografie:

Verwandte Themen Literatur Deutschland

Karen Duve
Macht
Galiani Verlag Berlin, 414 Seiten

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