Karl & Faber Bilanz der Dezemberauktion: Erfolg im Zick-Zack-Kurs

Das Ölgemälde von 1996 kam auf 41.250 Euro.
München Karl & Faber-Chef Rupert Keim wird in diesem Jahr mit einem gemischten Gefühl in die Weihnachtspause gehen. Zufrieden registriert er die sechsprozentige Steigerung seines Jahresumsatzes im Vergleich zu 2020. Laut Keim beträgt die Bilanz diesmal 21 Millionen Euro.
Nur die jüngste Auktion mit Werken der Klassischen Moderne und Gegenwartskunst stellt sich als Knick in der leise, aber kontinuierlich ansteigenden Erfolgskurve des Hauses dar. Der Mangel an Spitzenwerken schlug sich nieder in einem wenig glanzvollen Umsatz von 6 Millionen Euro. Zum Vergleich: In der Sommerauktion landeten 11,5 Millionen in der Kasse von Karl & Faber.
Wie ein französischer Solitär wirkte in der Dezember-Auktion Pierre-Augustes Renoirs kleinformatiges Gemälde „Femme nue à sa toilette“ zwischen Werken deutscher Künstler wie Emil Nolde, Gabriele Münter und Oscar Schlemmer. Impressionismus-Sammler haben es dennoch nicht übersehen. Gegen internationale Konkurrenz setzte sich ein norddeutscher Sammler durch. Mit einem Erlös von rund 460.000 Euro (alle Preise mit Aufgeld) wurde die intime Szene das teuerste Los der Saison.
Ein Coup ist dem Einlieferer von Lesser Urys „Berliner Straße im Sonnenschein“ gelungen. Die spätimpressionistische Leinwand von 1920 hatte er vor ein paar Monaten in einem anderen Münchener Auktionshaus für weniger als 100.000 Euro erworben. Jetzt war die lichte Großstadtszene einem Hamburger Sammler 250.000 Euro wert.
Nachahmer aufgepasst. Solche Weiterverkäufe mit schnellem Gewinn kann wagen, wer gute Marktkenntnisse hat und sich mit Qualitätsunterschieden auskennt.

Das Leinwandgemälde „Berliner Straße im Sonnenschein“ wechselte für 250.000 Euro in eine Hamburger Sammlung.
Rupert Keim kann diesmal nur acht Erlöse im sechsstelligen Bereich melden, davon wünscht sich jeder Auktionator mehr. Das surreal anmutende, frühe Gemälde „The natural consequence of desire“ des inzwischen international hoch dotierten US-Amerikaners George Condo wurde weit unter der Taxe zugeschlagen. Für 109.000 Euro zieht es in den Nahen Osten. Paul Klees gekonnt kindliche Papierarbeit „Haelften, der Clown“ ging für 200.000 Euro ins Rheinland.
Bemerkenswert sind indes einige Preissprünge. Auf moderate 60.000 Euro war Christos Papiercollage „Valley Curtain (Project for Colorado)“ taxiert. Ihr Preis kletterte auf 137.000 Euro. Einen ähnlichen Satz machte mit erlösten 106.000 Euro William Kentridges 12-teilige Tuschearbeit zu seinem Buchprojekt „Breath“.
Die Volten des Marktes spiegelt das expressive Gemälde „Drei Masken“ der oft unterbewerteten Dadaistin Hannah Höch. Im Juli erst bei Grisebach online für 16.000 Euro verkauft, auf 25.000 Euro bei Karl & Faber taxiert, war die Arbeit von 1925/30 nun einem tschechischen Interessenten stattliche 106.000 Euro wert.
Auf eine Steigerung wie diese setzte wahrscheinlich auch der griechische Reeder George Economou, der vor gut zehn Jahren den Markt für die Kunst der Zwischenkriegszeit anheizte. Die angebotenen Werke des zwischen Expressionismus und Kubismus changierenden Malers Arnold Topp wurden bei Van Ham und Ketterer vor Jahren zu Höchstpreisen versteigert.
Die aktuellen Ergebnisse aber zeigen, dass ein einst aufgeheizter Markt mit Abkühlung rechnen muss. „Die bedrohte Stadt“, 2010 für rund 90.000 erworben, ging nun für 50.000 Euro in neue Hände. Das Gemälde „Dunkle Sonne“ kostete 2009 50.000 Euro und brachte nun exakt denselben Preis.
Nischengebiete haben in unsicheren Zeiten einen schwereren Stand. Sammler mit der Bereitschaft zu hohen Investitionen verlangen nach kunsthistorisch bedeutenden Schwergewichten. Dass Karl & Faber die diesmal nicht in ausreichender Zahl bieten konnte, erklärte Keim mit der kurzen Zeitspanne zwischen der in den Juli verlegten Sommerauktion und der Dezember-Versteigerung.
„Ich brauche für die Akquise von Spitzenobjekten einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten, und es bahnt sich nicht alles gleich in den ersten Wochen nach einer Auktion an“, so der Karl & Faber-Geschäftsführer zum Handelsblatt. Aber dafür sei der Ausblick aufs kommende Jahr schon jetzt gut. „Da ist schon einiges in der Pipeline für das 100. Jahr von Karl & Faber.“
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