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König Galerie Geschäftsmodell mit Reichweite: Der Galerist als Messeveranstalter

Mit seiner dritten Kunstmesse in der ehemaligen Kirche St. Agnes zeigt sich Galerist Johann König gut gerüstet einen Markt im Wandel.
11.08.2021 - 08:41 Uhr Kommentieren
Blick in die Abteilung mit ostdeutscher Kunst. Quelle: MISA, Roman März
MISA #3

Blick in die Abteilung mit ostdeutscher Kunst.

(Foto: MISA, Roman März)

Berlin Mit ihrem neuen Gesicht zeigt sich die Kunstmesse in Johann Königs Berliner Stützpunkt, der ehemaligen Kirche St. Agnes, von ihrem besten Gesicht. Sie hat ein besonderes Geschäftsmodell, das sie von allen traditionellen Kunstmessen abhebt. Unter dem Label MISA – Messe in Sankt Agnes - verbindet sie den Primärmarkt mit dem Sekundärmarkt, was zu einer barrierefreien Mischung der Angebotspalette führt.

So präsentieren sich auf dieser erstmals in Gattungen gegliederten Messe rund vierzig Prozent Werke, die aus dem Handel kommen, neben 40 Prozent Einlieferungen aus Privatbesitz. Die restlichen 20 Prozent, und das ist ganz neu, kommen aus den Ateliers junger zeitgenössischer Künstler, eine Abteilung, die im Parcours als „Ultra Contemporary“ ausgeschildert ist. „Die Künstler haben Freude an unserer Reichweite,“ sagt Messeleiterin Lena Winter.

Gerade diese Sektion, die vor allem mit stark farbiger Malerei auftritt und in der schon einige Bilder vor Messebeginn verkauft waren, bedarf aber einer stärkeren Kuratierung, sprich Auswahl. Jetzt sieht sie so aus, als würde ohne strengeren Qualitätsfilter fast alles angenommen, was junge Künstler, die noch keine Galerie haben, einreichen.

Die meist vierstelligen Preise sind eine Einstiegsdroge, aber es gibt hier auch die Notierung von 17.600 Euro für eine knallbunte Abstraktion des Russen Alexander Iskin in Format 2 x 2 Meter. Die ausgeschilderten Preise der Exponate variieren. Es gibt Bargains und ausgereizte Preisvorstellungen. Zu letzteren gehören die 280.000 Euro für ein Großformat von Bernhard Heisig.

Mit dem Gemälde in der Abteilung „Ostdeutsche Kunst“ verarbeitet der Protagonist der DDR mit Spruchbändern über einem amorphen Menschenklumpen seinen Frust: „Deine Leistung wird dir gestrichen“ heißt es hier, und „Du stirbst für Dich“. Sehr viel preiswerter sind hier Werke der Unangepassten Max Uhlig, Walter Libuda und Gerhard Altenbourg zu haben, die mit 2000 bis 25.000 Euro beziffert sind.

Blick auf den Schauplatz der Kunstmesse MISA #3 in der ehemaligen Kirche St. Agnes. Quelle: MISA; Roman März
St. Agnes in Berlin

Blick auf den Schauplatz der Kunstmesse MISA #3 in der ehemaligen Kirche St. Agnes.

(Foto: MISA; Roman März)

Schon am Anfang des Rundgangs sind Werke vereint, die eine starke Marktpräsenz haben und entsprechend dotiert sind. Da hängt neben einem Gemälde von Günter Fruhtrunk ein farbiges Wollbild von Rosemarie Trockel für 150.000 Euro, ein farbsattes Bild von Königs Hausgöttin Katharina Grosse für 170.000 Euro neben einer frühen Abstraktion von Karl Hartung für 285.000 Euro. Gleich gegenüber hängt das größte und teuerste Gemälde der Schau: ein aufgeblasener Comic-Kater von George Condo für 1,3 Millionen Euro.

Neu ist eine Abteilung afrikanischer Kunst. In der Gemäldegruppe hat das beste Bild einen attraktiv niedrigen Preis: die im Gegenlicht gemalte Figur eines Sitzenden des Südafrikaners Craig Mackintosh mit 6500 Euro.

Blickfänger in der Sektion „Post-Internet“ ist ein selbstverliebtes Großfoto von Andy Kassier, in dem der Berliner Konzeptkünstler, nackt in einen Pelzmantel gehüllt, auf hohem Berggipfel sitzt (6000 Euro). Ein großes, in Acryl auf Leinwand gedrucktes Bergpanorama mit der Aufschrift „We take you where you want to go“ von Jonas Lund (8500 Euro) kann sein Vorbild, Ed Ruschas Graphik „Wall Rocket“ nicht verleugnen.

Der aufgeblasene Comic-Kater von George Condo (re.) ist das teuerste Bild im Angebot. Quelle: MISA; Roman März; VG Bild-Kunst, Bonn 2021 für Condo
MISA #3

Der aufgeblasene Comic-Kater von George Condo (re.) ist das teuerste Bild im Angebot.

(Foto: MISA; Roman März; VG Bild-Kunst, Bonn 2021 für Condo)

Und Bill Viola stand Pate bei einem Video mit brennender Figur des Berliner Kreativstudios Sucuk und Bratwurst in der gemischten Sparte NFT-Kunst. Hier liegen die Preise für die Computer-generierten „Werke“ bei 2000 bis 15.000 Euro.

Eines der besten Bilder der Schau ist Sol LeWitts Riesengouache „Cube“ (220.000 Euro), die mit ihrer markanten Streifenstruktur so manche aufgeblasene Komposition deklassiert. Das strenge Gegenbild zu diesem beindruckenden Bild ist Ulrich Erbens in Braun- und Blautönen gehaltenes Gemälde „Farben der Erinnerung“, eine Hommage an die späten, verinnerlichten Werke von Mark Rothko (34.000 Euro).

Neben dieser Messe gibt es mit „misa.art“ einen zweiten Marktplatz, der fast noch wichtiger ist. „Hier läuft fast alles über das Internet,“ gesteht Lena Winter. Und fügt hinzu, man will den Käufer mit Messe und Internet „so mündig machen, wie immer es geht“.

Dazu arbeitet die Galerie König mit der Kunstdatenbank ArtFacts zusammen, die ihr Ranking auf die Ausstellungsbeteiligung der jeweiligen Künstler bezieht, was allerdings im wesentlichen die schon etablierte Kunst betrifft.

Im Internet-Angebot der Galerie sind neben Messe-Exponaten zahlreiche Werke zu finden, die dort nicht erscheinen. Darüber hinaus gibt es für Abonnenten ein „MISA Magazin“ mit Einblicken in den Kunstmarkt, Künstlerporträts und Kolumnen. Es gibt keinen Zweifel, dass die Galerie Johann König auf breiter Front für einen sich wandelnden Markt gerüstet ist.

Mehr: NFT: Krypto-Hype: Wo im Kunstmarkt Groldgräberstimmung herrscht

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