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Kultur Abu Dhabi präsentiert Weltkunst in der Wüste

Nach zehnjähriger Bauzeit öffnet der Louvre Abu Dhabi seine Türen. Das spektakuläre Museum stellt Werke unterschiedlicher Kulturen einander gegenüber: Nur Darstellungen von Nacktheit sucht der Besucher vergebens - fast.
08.11.2017 - 10:44 Uhr Kommentieren

Abu Dhabi Der Blick des Besuchers im Louvre Abu Dhabi fällt mit als erstes auf eine zweiköpfige Jungsteinzeit-Statue aus Jordanien, eine der ältesten der Menschheitsgeschichte. Die Dualität - der Blick zurück und in die Zukunft, der sowohl den Osten als auch den Westen umfasst - ist ein Thema, das sich über das gesamte Museum erstreckt. Nach zehn Jahren voller Verzögerungen und Kritik öffnet das neue Kunsthaus am Samstag seine Türen für die Öffentlichkeit.

Die konservative Moral von Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, zeigt sich in der relativen Abwesenheit von nackten Körperdarstellungen in der Kunst. Dennoch präsentiert die Sammlung des neuen Louvres eine kurze Geschichte der Welt und ihrer wichtigsten Religionen. Auch der Judaismus wird nicht ausgespart, und das in einem Land, das Israel offiziell nicht anerkennt.

„Hier im Louvre Abu Dhabi schreiben wir Geschichte“, sagt Mohamed Chalifa al-Mubarak, Leiter der Tourismus- und Kulturbehörde des Emirats. „Dieses Museum ist viel mehr als nur ein Museum.“

Der vom französischen Architekten Jean Nouvel entworfene Kunsttempel liegt unter einem wabenförmigen Dom aus acht Schichten geometrischer Formen im arabischen Stil. Durch Öffnungen im Dach fallen einzelne Lichtstrahlen auf Meerwasser-Pools im Außenbereich und werfen tanzende Reflexionen an die weißen Wände. In der Nacht dagegen steigt das Licht nach draußen vor der Skyline der Stadt auf wie kleine Sterne aus einem Salzstreuer.

„Ich stelle mir diese Metapher des Himmels vor, kosmisch, kosmografisch, mit einem Zufallssystem wie den Sternen selbst“, sagt Nouvel der Nachrichtenagentur AP. „Ich stelle mir vor, mit wenig Licht eine Art Lichtregen zu kreieren.“

Dieser Regen war lange erwartet worden in dem Wüstenstaat, einer Föderation aus sieben Scheichtümern auf der arabischen Halbinsel. Erstmals kündigten die Behörden in Abu Dhabi das Projekt 2007 an, während das liberalere Dubai quasi nebenan fieberhaft an den größten Gebäuden der Welt und anderen architektonischen Weltwundern baute. Heute stehen weite Teile der Insel Saadiyat noch leer, die einmal als Kulturviertel mit dem Museum als Mittelpunkt dienen soll. Ein geplanter Ableger des Guggenheim-Museums ist noch nicht gebaut worden, lediglich das Fundament wurde bisher gegossen.

Ein Grund dafür ist der Rückgang des Ölpreises weltweit von mehr als 100 Dollar (86 Euro) pro Barrel im Jahr 2014 auf etwa 30 Dollar Anfang 2016. Um die Kosten des Museums machen die Behörden in Abu Dhabi bisher ein Geheimnis.

Bekannt ist dagegen, dass Abu Dhabi einer Zahlung von 525 Millionen Dollar an Frankreich zustimmte, um den Namen „Louvre“ für die nächsten 30 Jahre und sechs Monate nutzen zu dürfen. Daneben sind 750 Millionen Dollar für die Bezahlung französischer Manager gedacht, die die 300 Leihgaben des Museums überwachen. Ein weiterer Bestandteil des Deals: Im Pariser Louvre trägt nun ein Zentrum den Namen des verstorbenen VAE-Präsidenten Scheich Said bin Sultan Al Nahjan.

Während der Bauphase geriet das neue Louvre-Projekt in die Kritik, weil Arbeiter über niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten und Hitze klagten. Ein Arbeiter kam im Jahr 2015 bei einem Unfall ums Leben, ein anderer starb im Jahr darauf nach Angaben der Behörden von Abu Dhabi eines natürlichen Todes.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurden Hunderte Arbeiter auf der Insel ausgewiesen, nachdem sie aus Protest gegen ihre Arbeitsbedingungen in Streik getreten waren, darunter auch Mitarbeiter des Louvre-Projekts. Arbeitsniederlegungen sind in den Emiraten verboten.

Der Direktor des Pariser Louvre, Jean-Luc Martinez, betont, die Führung des neuen Museums habe immer sehr offen über Arbeitsbedingungen gesprochen. Er beschreibt den Louvre Abu Dhabi als Brücke zwischen Asien, Afrika und Europa. „Wir sind kein europäisches Museum“, sagt Martinez der AP. „Es ist ein Ort, um die Welt von Abu Dhabi aus zu sehen.“

Das beginnt in der ersten Ausstellungshalle, wo der Fußboden den Umriss der Vereinigten Arabischen Emirate zeigt mit den Namen verschiedener Weltstädte auf Arabisch, Chinesisch, Englisch und Hindi. In den Ausstellungen werden verschiedenen Kulturen einander gegenüber gestellt: So ist etwa eine französische Rüstung direkt gegenüber von einem japanischen Kampfanzug positioniert.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Darstellung der Weltregionen nebeneinander. In einer Ausstellung wird eine jüdische Grabstele aus Frankreich aus dem Jahr 1250 zusammen mit einem muslimischen Gegenstück aus Tunesien und dem steinernen Epitaph eines christlichen Erzbischofs aus dem Libanon präsentiert. Eine französische Madonnenstatue steht neben einem Abschnitt aus einem syrischen Koran von etwa 1250.

In einem abgedunkelten Raum findet sich eine Seite aus einem der ältesten Korane neben einer gotischen Bibel, buddhistischen Sutras und einer Tora aus dem Jemen aus dem Jahr 1498. Im noch immer von Konflikten zwischen den Religionen zerrissenen Nahen Osten ist allein diese Kombination ein wichtiges Statement.

Nacktheit findet sich kaum in dem neuen Kunsthaus, allenfalls in Form blanker Brüste auf einem italienischen Teller oder als nackte Bronze-Statuen von Edgar Degas. Kunstfreunde können sich auf Werke von Weltklasse-Künstlern wie Leonardo da Vinci, Pablo Picasso und Andy Warhol freuen. Die Ausstellung endet mit einer Installation des chinesischen Künstlers Ai Weiwei mit dem Titel „Ein Fundament des Lichts“.

  • dpa
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