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KulturförderungBekenntnis zur Stärkung der Demokratie

In Berlin fand die 74. Jahrestagung des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft statt.Regine Müller 16.10.2025 - 15:26 Uhr Artikel anhören
Das abschließende Galadinner fand im Lichthof des Museums für Kommunikation statt. Dort wurden auch die Preise verliehen. Foto: Carolin Weinkopf

Berlin. Als sich 1951 der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft gründete, waren die Erinnerungen an die Nazi-Diktatur und ihre Kulturpolitik zwischen totaler Ideologisierung und „Entartet“-Brandmarkung noch frisch. In diesem Bewusstsein wollten die kulturinteressierten Unternehmer innerhalb des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) der staatlichen Kulturförderung der noch jungen Bundesrepublik etwas Unabhängiges entgegensetzen, um gerade die Förderung junger Talente nicht dem Staat allein zu überlassen.

Dieser Grundimpuls ist bis in die Gegenwart zu spüren. Rodger Masou, Geschäftsführer des Kulturkreises, schreibt im Programmbuch der Tagung dazu unmissverständlich: „Wir fördern die Kunst – nicht weil sie nützlich ist, sondern weil sie frei ist.“ Und weil sie „seismografischer Marker für gesellschaftliche Entwicklungen“ sei, war das Programm der 74. Jahrestagung von entsprechend ernsten Themen geprägt.

Rund 200 Mitglieder und Gäste aus Wirtschaft, Politik und Medien kamen zusammen, um Preisträger zu ehren, aber auch um sich bei hochkarätigen Panels auszutauschen. Im Mittelpunkt standen dabei Fragen nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Rolle von Kunst und Kultur in Zeiten zunehmender Polarisierung.

Moderator Jörg Thadeusz diskutierte mit Lena Gorelik, Literaturpreisträgerin 2022, Moritz Schularick, Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, und Petra Scharner-Wolff, CEO der Otto Group. Foto: Ingo Heine

Nach einer abendlichen Auftaktveranstaltung in der Julia Stoschek Foundation, in der die „ars viva“-2026-Preisträgerin Nazanin Noori und ihre Kollegen Ryan Cullen und Prateek Vijan ihre Arbeiten ausstellen, begann die Tagung am nächsten Morgen im Kammermusiksaal der Philharmonie mit einer szenischen Lesung des diesjährigen Literatur-Preisträgers Yevgeniy Breyger: Constanze Becker und Gabriel Schneider vom Berliner Ensemble brachten im Dialog mit der Musikerin Ganna Gryniva das Langgedicht „Frieden ohne Krieg“ von Breyger spannungsgeladen auf die Bühne.

In der ersten Paneldiskussion ging es um das Thema Wahrheit und die Frage, welchen Beitrag Kunst und Wirtschaft zur Diskurskultur leisten können. Moderator Jörg Thadeusz stieg in die Diskussion mit Petra Scharner-Wolff (CEO Otto Group), Moritz Schularick, Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, und Lena Gorelik, Literaturpreisträgerin 2022, ein mit der Frage „Wann haben Sie das letzte Mal gelogen?“. Die Diskussion kreiste um Fakten, Fake-News und Spielräume der Wahrheit.

Bariton Jonas Müller mit der Kammerakademie Potsdam beim Preisträgerkonzert im Kammermusiksaal der Philharmonie. Foto: Carolin Weinkopf
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Am Nachmittag folgte eine brillant zugespitzte Keynote vom ehemaligen Verfassungsrichter Udo Di Fabio, der die Lage nicht beschönigte und feststellte, die Welt sei insgesamt „volatiler“ geworden und die „regulative Dichte“ in Deutschland sei „beispiellos“ durch eine wahre „Verwaltungsarmee“. Als größtes Problem sieht Di Fabio, dass mit der Mitte keine konstruktive Politik zu machen sei, er beklagte allgemein einen „Mangel an Urteilskraft“, erinnerte aber daran, dass der Staat ja „um der Menschen willen“ da sei und nicht umgekehrt. Die anschließende Publikumsdiskussion war ungewöhnlich lebhaft, einige fühlten sich angesichts von Di Fabios schonungsloser Analysen zum Widerspruch aufgerufen.

Es folgte ein Preisträgerkonzert mit dem hochbegabten Bariton Jonas Müller und der Kammerakademie Potsdam, beim abschließenden Dinner im Lichthof des Museums für Kommunikation wurden die Preise verliehen.

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