Kunst und Mode Lustvoll-kritische Liaison

Besucher vor dem Lobster-Kleid von Elsa Schiaparelli und Salvador Dali.
Wien Modezar Karl Lagerfeld, duldet keine andere Götterwelt neben der seinen. Er diktiert: „Mode gehört nicht ins Museum.“ Der Designer, der sich als Künstler sehe, sei von vornherein zweitklassig. Anders der Altmeister des Surrealen, Salvador Dali. Er kreierte mit der Modeschöpferin Elsa Schiaparelli „Woman’s Dinner Dress“, das 1937 als Lobster-Kleid Furore machte: unschuldig weißer Organza mit Dalis dominierender Darstellung eines roten Hummers darauf. Die Amerikanerin Wallis Simpson, für die der Herzog von Windsor aus Liebe auf die britische Krone verzichtet hat, trug das symbolträchtige Outfit, als sie sich für Vogue ablichten ließ. Das legendäre Kleid ist Prunkstück in der Ausstellung „Reflecting Fashion – Kunst und Mode seit der Moderne“ des Wiener Museums Moderne Kunst Stiftung Ludwig. Im Kunstkontext wird das Lobster-Kleid noch existieren, wenn die Leute fragen werden: Karl Lagerfeld, wer war das eigentlich?
Im mumok stellt die vor einem Jahr aus Baden-Baden importierte Karola Kraus als Hausherrin unter Beweis, dass sie spannungsreiche Befragungen der Kunst mit breitem Publikumsinteresse zu verbinden versteht. „Reflecting Fashion“ lockt auch die in den von außen so abweisend wirkenden mumok-Bau im trendigen Wiener Museumsquartier, die sonst eher einen Bogen um ein Kunstmuseum machen.
Sinnlichkeit und Schaulust
Die Liaison zwischen Mode und Kunst: neu ist das Ausstellungsthema freilich nicht. „Art/Fashion“ in Florenz und im New Yorker Guggenheim Museum oder “Fashion and Surrealism” im Fashion Institute of Technology, New York, haben Maßstäbe gesetzt. Neu am mumok-Konzept der Kuratorinnen Susanne Neuburger und Barbara Rüdiger ist die historische Systematik des Verhältnisses auf Gegenseitigkeit zwischen Künstlern und Modemachern. „Im Vergänglichen das Ewige suchen.“ Baudelaires Definition dessen, was Mode sei, wird kunst- und modehistorisch sauber ausgelotet, ohne dass die gerade bei diesem Thema eminent wichtige Sinnlichkeit auf der Strecke bleibt. Genuss und Erkenntnisgewinn sind gleichermaßen garantiert.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.