Kunstauktionen bei Karl & Faber Der Mittelmarkt spielt seine Stärken aus

Auf 100.000 Euro war das Gemälde des früh verstorbenen Expressionisten geschätzt. Weitergereicht wurde es für respektable 225.000 Euro (Ausschnitt).
München Erfolgreich kann eine Auktion sein, auch wenn sie keine Millionenzuschläge zu melden hat. Das zeigte das Münchener Auktionshaus Karl & Faber am 14. und 15. Juli mit seinem Angebot an Klassischer Moderne, Nachkriegs- und Gegenwartkunst.
Für 437.000 Euro mit Aufgeld ging Auguste Renoirs Gemälde „Paysage avec femme assise au milieu“ von 1918 an einen Schweizer Sammler und wurde teuerstes Los der Auktion. Von geschätzten 30.000 auf 100.000 Euro stieg Wassily Kandinskys originaler Titelholzschnitt von 1911 für den Almanach „Der Blaue Reiter“. Der Band mit Schriften zur modernen Kunst ist sehr gesucht.
Das waren zwei der insgesamt fünfzehn Erlöse im sechsstelligen Bereich, die zu Karl & Fabers hervorragendem Gesamtumsatz von 9,8 Millionen Euro inklusive Aufgeld führten. Von den 660 angebotenen Losen wurden 73 Prozent verkauft.
Auf 100.000 Euro war Wilhelm Morgners „Blauer Junge mit Sense“ von 1911 geschätzt. Weitergereicht wurde das psychedelisch wirkende Gemälde des früh verstorbenen Ausnahme-Expressionisten letztlich für respektable 225.000 Euro.
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Ein Schlagabtausch zwischen zwei Sammlern schraubte den Preis für Raphaël Delormes surreal-neusachlichem Gemälde „Weiblicher Akt im Maschineraum“ aus den Zwanzigerjahren auf 125.000 Euro herauf. Ein Sammler aus den USA setzte damit einen Weltrekord für den Franzosen.
„Im Mittelbereich hat die Moderne durchaus ihre Stärken“, konstatierte K&F-Inhaber Rupert Keim im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die Anlagebereitschaft für fest im Kunstkanon verankerte Werke scheint derzeit größer zu sein als das Vertrauen in die jüngeren Strömungen.

Der überdimensionierte Babyschnuller aus Glas wechselte für 20.000 Euro in neue Hände.
Die Ausnahme von der Regel brachte Renate Bertlmanns überdimensionierter Babyschnuller. Das ironische Glasobjekt der Wienerin, die 2019 den österreichischen Pavillon auf der Biennale von Venedig ausstattete, ging für 20.000 Euro in neue Hände.
Ein preisverlässlicher Name in der Nachkriegs- und Gegenwartskunst ist schon lange Eduardo Chillida. Sein archaisch bemalter Schamottstein „Oxido“ von 1981 kostete letztlich 287.500 Euro. Die italienische Avantgarde der Sechzigerjahre begeisterte einen deutschen Sammler. Für 225.000 Euro übernahm er die aus drei übereinandergelegten blauen Leinwänden geformte „Zone Riflesse“ von Paolo Scheggi, der wie sein Landsmann Lucio Fontana, die Zweidimensionalität der Leinwand aufheben wollte.
Mit einer wertbezogenen Verkaufsquote von 180 Prozent konnte Karl & Faber unter dem Katalogtitel „Weiß White Bianco Blanc“ die Sammlung Hans Burchard von Harling absetzen. Der Fokus des kunstaffinen Managers lag auf monochromen Werken von Herber

Den Preis für das surreal-neusachliche Gemälde aus den 1920er-Jahren schraubten die Bieter auf 125.000 Euro herauf.
Viel Beachtung erfuhr mit 16.250 Euro eine durch Holzspäne strukturierte weiße Tafel des im ZERO-Umkreis tätigen Herman de Vries. Die guten Steigerungen zeigten einmal mehr, dass der Markt nicht bei jedem interessanten Angebot überhitzt reagieren muss. Zu den besten Ergebnissen dieser Offerte gehörte mit 27.500 Euro eine gefaltete Collage aus Packpapier von Herbert Zangs, mit dem der Sammler von Harling engstens befreundet war.
Es war neu, dass diesmal beim Online-Live-Bieten neben „Lotissimo“ und „Artvaluable“ auch ein digitaler Dienst namens „Karl und Faber“ auftrat. „Es schafft Unabhängigkeit“, begründete Rupert Keim diese Entscheidung. Bislang erheben die externen Bidding-Portale eine Gebühr von 3 Prozent auf den Hammerpreis. Eine Erhöhung beunruhigt Deutschlands Versteigerer. Sie könnte die Nebenkosten und die Preise auf dem Auktionsmarkt empfindlich treffen.
Ein weiterer Grund für Keims Entscheidung ist, dass er nichts über seine Kunden erfährt. Die Daten über das Käuferverhalten und über Mitbieter behält die Plattform. Digitalisierung bleibt also zentrales Branchen-Thema.
Mehr: Münchner Kunstversteigerer: Digitalisierung verhilft Karl & Faber zu Rekordumsatz
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