Kunstfälschungen Schnell durch die Finger geronnen

Otto S.-K. gehört zu den vier Anklagten im Kunstfälscher-Prozess. Verhandelt wird im Landgericht Köln. Foto: Henning Kaiser
Köln Eine Provision in Höhe von 20 Prozent für jedes verkaufte Bild. Das Angebot, das der Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi seinem alten Freund Otto Schulte-Kellinghaus macht, ist zu lukrativ, um es abzuschlagen. So wird er zum Chef-Verkäufer der Fälscher-Bande, die seit Anfang September in Köln vor Gericht steht. Am vergangenen Dienstag hat der Mönchengladbacher als vierter Angeklagter im Kölner Kunstfälscherprozess sein Geständnis abgelegt.
Schulte-Kellinghaus ist Mitte 50, als Beltracchi auf ihn zukommt. Ende der 1990er-Jahre war das. Er denkt an seine Altersvorsorge; und Träume hat er damals auch noch. Eine Künstleragentur würde er gern aufbauen. Heute ist er 68 und erscheint – wie immer etwas steifbeinig – im Gerichtssaal. Er lässt seine Einlassung durch seinen neben ihm sitzenden Anwalt verlesen. Dabei kann ihm Richter Wilhelm Kremer in die Augen blicken.
Ohne kunstgeschichtlichen Spezialkenntnisse
Dem Publikum wendet Schulte-Kellinghaus den Rücken zu. Wenn er sich einmal äußert, spricht er leise. Der Mann, der über ein Jahrzehnt über die Hälfte der 14 in diesem Verfahren zur Anklage gebrachten Fälschungen in den internationalen Kunstmarkt geschleust haben soll, bleibt eine blasse Figur. Kunstgeschichtliche Spezialkenntnisse besitze er nicht, berichtet er. Aber er habe immer eine Affinität zur Kunstszene gehabt. Kaum zu glauben, dass auf ihn gut vernetzte Experten, erfahrene Kunstagenten wie Marc Blondeau und einschlägige Pariser Galeristen, unter ihnen Jean François Aittouarès, hereinfielen. Auch Schulte-Kellinghaus zeigt, wie 14 Tage zuvor Wolfgang Beltracchi, dass er darauf ein wenig stolz ist. Es habe „zwischendurch richtig Spaß gemacht“, teilt er durch seinen Anwalt mit.
Den von Wolfgang Beltracchi gemalten Bildern eine Expertise zu verschaffen und zu verkaufen – zu Preisen, die der Fälscher ihm vorgibt – so beschreibt Otto Schulte-Kellinghaus seine Aufgabe. Die Erfahrung dafür bringt er mit. Zwischen 1986 und 1989 hat er schon einmal mit Beltracchi zusammengearbeitet. Damals hätten sie auch die Sammlung seines eigenen Großvaters, des Schneidermeisters Knops, erfunden.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.