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KunsthochschulenRaum, Rausch, Reibung
Im Juli locken die Rundgänge. Dann öffnen sich deutsche Kunstakademien für das große Publikum. Und Studierende zeigen erstmals ihre Werke. Für Sammler und Kunstfreunde eine ideale Gelegenheit, um jungen und unentdeckten Talenten zu begegnen.
Rundgang in der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Quelle: Weißensee Kunsthochschule Berlin
Düsseldorf Wäre Aufregung ein Geräusch, dann dränge es an diesem Morgen als leises Kratzen ans Ohr. Ein Kratzen, das entsteht, wenn nervöse Hände Bilderrahmen an grob verputzten Wänden zurechtrücken. Aufregung ist zu spüren an diesem Februarmorgen – in jedem Raum der Frankfurter Städelschule. Denn es bleiben nur noch wenige Stunden, dann beginnt in der renommierten Kunsthochschule der Rundgang der Absolventen.
Noch sind die Gänge leer, die Studenten bereiten ihre Ateliers für die Besucher vor. Schon bald belagern Heerscharen von Besuchern Räume und Flure. Bussi hier, Bussi da. „Hast du die Arbeiten vom Meisterschüler von Tobias Rehberger schon gesehen? Sensationell! Da musst du hin“, hallt das ewig gleiche Palaver durch diese Akademie wie durch alle anderen.
Auf Tuchfühlung
Rundgänge, Jahres- und Absolventenausstellungen veranstalten die Hochschulen im Februar und im Juli. Wie der Nachwuchs tickt, an was er sich abarbeitet, das zeigen u.a. die Kunsthochschule Berlin-Weißensee (16./17.7.2016), die Universität der Künste in Berlin (22. bis 24.7.) und die Akademie der Bildenden Künste in München (16. bis 24.7.). Die Rundgänge sind für jedermann zugänglich, kosten keinen Eintritt und ermöglichen die spontane Nähe zum Produzenten. Wer Fragen hat, kann die Künstlerin oder den Künstler einfach ansprechen.
Hier liegt Kunst nicht hinter Glas, ist nicht abgesperrt, kein Wärter bewacht mit strengem Blick die Abstände zwischen Betrachter und Werk. Für Kunstfreunde ist dies eine einmalige Gelegenheit, auf Entdeckungsreise nach neuen Talenten zu gehen.
Zauberei oder Zauderei?
Die Worthülsen, mit denen Besucher das Neue, oftmals Sperrige zu fassen suchen, lesen sich als Liste höchst amüsant. Stefanie Schwarzwimmer und Christopher Schmidt haben sie gesammelt und auf die Einladung zum Rundgang in Weißensee gepackt: Das reicht von „Abart, Abklatsch, Affront“ über „Haltung, Handwerk, Happening“ zu „Raum, Rausch, Reibung, Relevanz“ und endet mit „Zauberei, Zauderei, Zweifel, Zäsur“. Eigentlich sind die Kunsthochschulen ein geschützter Raum für Experimente. Doch der mächtige Kunstmarkt der Gegenwart dringt auch hier ein in altes Gemäuer.