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Kunstmesse in Brüssel Kurioses und Rares – Was es auf der Brafa zu entdecken gibt

Für jeden Geldbeutel hält die Brafa-Messe in Brüssel Kunst und Antiquitäten bereit. Hier werden Sammler ebenso wie Kenner fündig.
23.01.2020 - 16:22 Uhr Kommentieren
Der unbetitelte Holzschnitt von 2019 stärkt die Sektion für zeitgenössische Kunst. Zu finden ist das zwei Meter hohe Werk auf dem Stand der Galerie Janssen (Ausschnitt). Quelle:  Galerie Rodolphe Janssen, VG-Bildkunst, 2020
Gert & Uwe Tobias

Der unbetitelte Holzschnitt von 2019 stärkt die Sektion für zeitgenössische Kunst. Zu finden ist das zwei Meter hohe Werk auf dem Stand der Galerie Janssen (Ausschnitt).

(Foto:  Galerie Rodolphe Janssen, VG-Bildkunst, 2020)

Brüssel Brüssel ist ein zentraler Punkt in Europa und eine Stadt mit internationaler Tradition“, lobt Alfredo Reyes von der Galerie Röbbig in München die Brüsseler Kunstmesse. Die Brussels Art Fair, kurz Brafa, läuft vom 26. Januar bis 2. Februar im Tour-&-Taxis-Gebäude und besitzt ein außerordentlich weit gefächertes Angebot.

„Es gibt Zugverbindungen aus allen wichtigen Städten, genug Hotels und Restaurants. Und die Besucher der Messe sind so sachkundig und angenehm wie ihre kompetenten Organisatoren. Das macht einen großen Teil des Erfolgs dieser Messe aus“, meint der Münchener Porzellan- und Möbelspezialist.

Die 65. Ausgabe der belgischen „Cross Collecting“-Messe Brafa versammelt 133 Aussteller aus 16 Ländern und erwartet 66.000 Besucher, obwohl die Laufzeit um einen Tag verkürzt wurde. Als gemeinnützige Organisation verfolgt die Brafa kein kommerzielles Interesse, im Gegensatz zu den meisten Kunstmessen, die Gewinne abwerfen müssen.

Das angenehme Ambiente und das vielfältige Angebot, das auch Sammlernovizen entgegenkommt, ließ diese Messe kontinuierlich besser und auch für internationale Tophändler wie den Porzellanspezialisten Röbbig attraktiv werden.

Eine weitere Besonderheit der Brafa ist ihr Preisniveau. Es beginnt schon bei 500 Euro und übersteigt die Zwei-Millionen-Grenze nur selten. Auch Käufer von kleineren Objekten werden von den Händlern zuvorkommend bedient. „Der Erfolg entsteht nicht nur durch die Highlights“, resümiert Alfredo Reyes.

Für die deutschen Kunstinteressierten aus dem Dreiländereck ist es ein Katzensprung nach Brüssel, sie kommen dementsprechend zahlreich alljährlich zur Brafa. Obwohl nur vier deutsche Galerien ausstellen: die Antikenhandlung Eberwein aus Göttingen und Paris, „Die Galerie“ aus Frankfurt, der Antikenhändler Günter Puhze aus Freiburg und Röbbig aus München.

Antonia Eberwein verfügt über eine ungewöhnliche altägyptische Holzfigur einer Opfergaben-Trägerin. Sie wurde zwischen 2000 und 1800 v. Chr. mit einer Gipsschicht überzogen und dann bemalt. Die 46 Zentimenter hohe, stilisierte Frauengestalt soll 80.000 Euro kosten.

Günter Puhze wartet mit einer römischen „Venus Pudica“ auf, die aus weißem Inselmarmor gemeißelt wurde.

Die Galerie Röbbig offeriert Meissener Porzellan, allein vier Vitrinen mit Kakiemon-Dekoren aus dem Japanischen Palais in Dresden (mit entsprechenden Inventarnummern). Aufmerksamkeit zieht auch ein Paar sechseckiger Augustus– Rex-Bechervasen auf sich.

Es wurde wohl von Adam Friedrich von Löwenfinck in Meißen um 1735 mit polychromem „indianischem“ Dekor bemalt, mit dem kobaltblauen AR-Monogramm (Augustus Rex) und der Schwertmarke auf dem unglasierten Boden versehen. Dafür muss der Kenner 280.000 Euro vorsehen.

„Die Galerie“ wartet mit drei Ölgemälden des Chilenen Roberto Matta auf, die aus den Jahren 1950 bis 1971 stammen. Ihre Preise liegen zwischen 160.000 Euro bis 280.000 Euro. Das „Etre supérieur des oiseaux“ betitelte, zartfarbige Bild von 1971 stammt aus der Sammlung von Max Ernst und seinen Nachfahren. Ein Adelsprädikat, das seinen Preis erhöht.

Wer bei südamerikanischen Malern bleiben und gleich eine höhere Preiskategorie anpeilen möchte, muss die Galerie Boon aus Knokke-Zoute anpeilen. Die Belgier stellen ein großes, knallrosa grundiertes Gemälde von Fernando Botero aus. Für „Fin de Fiesta“ erwartet sie 1,5 Millionen Euro. Für die Brafa ein extrem hoher Preis. Sie bietet viele gute Gemälde, die weniger kosten.

Bei Hélène Bailly aus Paris zum Beispiel lässt sich ein farblich interessanter Rückenakt von Henri Manguin, „Après le bain, Jeanne à Saint-Tropez“ von 1907 entdecken. Für einen Preis unter 600.000 Euro gibt ihn die Galeristin ab.

Die Galerie Theatrum Mundi aus Arezzo wollte vermutlich einen „Knaller“ präsentieren. Sie hat einen vom Mars angeflogenen Basalt-Meteoriten dabei, der 1997 in Libyen aufgefunden wurde und nun 1 Million Euro kosten soll.

Der Belgier Georges de Jonckheere arbeitet hauptsächlich von Genf aus. Der Altmeisterhändler wurde kürzlich zum Präsidenten der Messe „La Biennale Paris“ ernannt. Die möchte er wieder „aus dem Abgrund herausholen“, wie er mutig verkündet. In Brüssel zeigt er ein Ölgemälde von David Teniers. Die Holztafel „The dentist or the puller“ erzählt vom Schmerz des Patienten und vom Triumph des Zahnarztes.

Die Galerie N. Vrouyr aus Antwerpen pflegt das Spezialgebiet Teppiche. Bei ihr hängt ein dekorativer „Saryk Pencereli“, ein um ein Zeltfenster zu platzierendes Stück Nomadenkultur. Diese Art Vorhang entstand um 1900.

Fensterschmuck für das Zelt turkstämmiger Nomaden. Das Teppichgewebe mit Troddeln entstand um 1900 (Ausschnitt). Quelle: N. Vrouyr
„Saryk Pencereli“

Fensterschmuck für das Zelt turkstämmiger Nomaden. Das Teppichgewebe mit Troddeln entstand um 1900 (Ausschnitt).

(Foto: N. Vrouyr)

Benjamin Steinitz aus Paris ist einer der letzten großen Antiquitätenhändler, der die Tradition der aufwendigen Stände mit Möbeln und Kunsthandwerk des 18. bis 19. Jahrhunderts fortführt. Der junge Chef platziert über einem Kamin zwei Terrakotta-Büsten des flämischen Barockkünstlers Lucas Faydherbe: „Bacchus“, sowie „Omphalia“, der mythischen Königin von Lydien, die Herakles bezauberte. Bleiben wir noch beim antiken Helden Herakles.

Die New Yorker Galerie Antiquarium reiste mit einer hellgrundigen, attischen Lekythos-Vase an, die eine der zwölf Heldentaten von Herakles zeigt. Die Malerei auf der Vase, auf 490 bis 485 v. Chr. datiert, schildert, wie Herakles den vielköpfigen Hund Zerberus aus der Unterwelt holt. Die Brafa versteht, den Messeflaneur mit kontrastreichen Konfrontationen zu überraschen.

Standnachbar Patrice Trigano aus Paris legt den Schwerpunkt auf den Bildhauer Philippe Hiquily (1925-2013). Herausragend im wahrsten Sinne des Wortes ist hier die drei Meter hohe Skulptur aus Cortenstahl „La Sévillane (La femme lune)“ von 2006, die Trigano für 130.000 Euro anbietet.

Es handelt sich um die Nummer 6 von acht Exemplaren. Seine Pariser Kollegin Anisabelle Berès punktet mit einer formschönen, nur knapp zwei Meter hohen Hiquily-Skulptur von 1987. Die „Grande Mimi patte en l’air“ ist die Nummer 3 einer Achterauflage. Die Galerien für moderne und zeitgenössische Kunst sind mit sehr unterschiedlicher Qualität auf der Brafa präsent.

Spannend ist bei Baronian-Xippas aus Brüssel ein sehr buntes abstraktes Gemälde von Stanley Whitney. Für „Parisian Blue“ von 2012 muss der Kunstfreund eine Summe zwischen 350.000 bis 400.000 Euro ausgeben. Clou des Stands ist eine Videoarbeit auf zwei Schwarz-Weiß-Bildschirmen von Charles Sandison. Hier gleiten Buchstaben, die manchmal zu Wörtern oder Bildern werden, über den Screen. Faszinierend.

Das Bild von 2012 aus der Baronian-Privatsammlung soll unter 400.000 Euro kosten (Ausschnitt). Quelle: Galerie Baronian Xippas
Stanley Whitney: „Parisian Blue“

Das Bild von 2012 aus der Baronian-Privatsammlung soll unter 400.000 Euro kosten (Ausschnitt).

(Foto: Galerie Baronian Xippas)

Brüssel ist – nach Paris – die wichtigste Stadt für afrikanische Kunst. Etwa ein Dutzend spezialisierte Galeristen nehmen an der Brafa teil. Der Blickfang bei Didier Claes aus Brüssel ist eine doppelte Antilopen-Maske der ethnischen Gruppe Bambara aus Westafrika, die zu rituellen Festen am Kopf der Tänzer befestigt wurde. Die Brafa versammelt viel attraktive Kunst, die Messeflaneure müssen unbedingt genug Zeit mitbringen.

Mehr: Eine Hommage an den Stil-Mix: Lesen Sie hier, wo Sammler in Deutschland fündig werden, wenn sie quer durch alle Sparten sammeln.

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