Kunstsammlung Lauffs Raus aus dem Haus und unter den Hammer

Blatt aus einer Serie von zehn Farbserigrafien. Es ist das signierte Exemplar mit der Nummer 57/250 (Ausschnitt).
Düsseldorf Ihr Name hat in der Kunstszene zurecht legendären Klang. Denn der Unternehmer Walther Lauffs (Rabenhorst-Fruchtsäfte) und seine zweite Ehefrau Helga begannen 1968 nicht einfach so zu sammeln. Das Paar aus Unkel am Rhein versicherte sich der Unterstützung durch Paul Wember, den weitsichtigen Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums in Krefeld.
Wember war es, der schon in den frühen 1960er-Jahren die überragende Bedeutung von Joseph Beuys und Yves Klein, von Pop Art, Minimalismus und Konzeptkunst erkannte und förderte. Er beriet das Paar beim Aufbau ihrer progressiven Kunstsammlung. Im Gegenzug bekam er insbesondere raumgreifende Installationen und spezielle Wunschobjekte als Dauerleihgaben für sein Avantgarde-Museum.
Die Collection wuchs auf rund 500 Werke von 100 wichtigen Künstlern des 20. Jahrhunderts an. Die meisten Arbeiten wurden in Krefeld gezeigt, beziehungsweise gelagert. Mit einem neunstelligen Schätzwert gehörte die Sammlung Lauffs zu den gewichtigsten deutschen Privatsammlungen für Gegenwartskunst. 20 Jahre nach Wembers Tod kam es allerdings zum Bruch mit dem Museum.
2008 zog die inzwischen längst verwitwete Helga Lauffs hunderte von Dauerleihgaben aus dem baulich suboptimalen Museum in Krefeld ab. Nur Gruppen von Beuys-Arbeiten verblieben: Teils als Dank für die jahrelange kuratorische Pflege, teils als Abgeltung der Schenkungssteuer in Höhe von 3,5 Millionen Euro.
Herausragende Einzelobjekte ließ die betagte Kunstfreundin bei Sotheby’s für viele Millionen Dollar versteigern. Den größeren Teil an Werkgruppen überließ Helga Lauffs – erst nach einer Intervention ihrer Tochter Andra Lauffs-Wegener – doch nicht Sotheby’s damaligem Starauktionator Tobias Meyer, sondern zwei bestens vernetzten Power-Galeristen.

In den Bronzegüssen „Pandora“ und „Prometheus“ kommen die antiken Götter als Menschen von heute daher.
David Zwirner und Iwan Wirth platzierten ab 2008 Hauptwerke der Kunstgeschichte vor allem in den Museen der Welt. So gelangte etwa die „Anthropométrie (ANT 110)“ von Yves Klein 2011 in den Louvre Abu Dhabi. Der durch blaue Farbe sichtbar gemachte Körperabdruck von Yves Klein und seiner Frau Rotraut Klein-Moquay wurde sogar zum symbolischen Leitfaden für die Sammlung in Abu Dhabi. Die kreist um die Darstellung des menschlichen Körpers.
Kürzlich hat das Kölner Auktionshaus Van Ham angekündigt, rund 200 Werke aus dem Wohnumfeld und aus dem Kunstlager der 2015 verstorbenen Helga Lauffs zu versteigern. Am 2. Juni wird Van Ham-Chef Markus Eisenbeis Arbeiten von Andy Warhol, Gerhard Richter und Tony Cragg im Rahmen der „Modern Week“ aufrufen.
Teuerstes Los ist der komplette zehnteilige Satz von Warhols „Flowers“-Serie von 1970. Sein Schätzpreis liegt bei 750.000 bis 1 Million Euro. Die in verschiedenen Farbstellungen gedruckten Blüten gelten als schillerndes Beispiel für die amerikanische Pop Art, die einen der Schwerpunkte der Sammlung Lauffs ausmachte.
Die übrigen Lose rangieren preislich viel tiefer und sind damit auch weniger betuchten Sammlern zugänglich. Zwei Vertreter der antiken Götterwelt marschieren im Alltagsgewand von heute auf. Für die fast lebensgroßen Bronzen von Stephan Balkenhol „Pandora“ und „Prometheus“ werden jeweils Gebote von 25.000 bis 35.000 Euro erwartet.
Muttersein, ein Kleinkind zu beschützen und zu nähren, das spielt Louise Bourgeois in einer sechsteiligen Serie in roter Tusche so durch, dass widersprüchliche Gefühle zum Vorschein kommen. Die Taxe hierfür liegt bei 70.000 bis 90.000 Euro. Des Weiteren kommen kopflose Skulpturen von Magdalena Abakanowicz, große und kleine Skulpturen von Tony Cragg und Arbeiten von David Reed unter den Hammer. Sie dürften viele Sammler zu Geboten reizen. Allergrößtes Interesse wird wohl wieder einem Aquarell von Gerhard Richter gelten.
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