Lempertz Mit gefletschten Zähnen

Meissen: Sitzende Löwin, Modell von Johann G. Kirchner (1733).
Düsseldorf. Gefährlich lauernd sieht eine Raubkatze mit gefletschten Reißzähnen aus, die Johann Gottlieb Kirchner 1733 für die Porzellanmanufaktur Meissen modelliert hat. Das Tier von 74 cm Höhe bezeichnete der Künstler in seinem Arbeitsjournal als lebensgroßen „Thieger“. Durch einen Schreibfehler ging die imposante, sitzende Großkatze als „Löwin“ in die Literatur ein. Das Auktionshaus Lempertz bietet nun das vierte bekannte Exemplar als „Seltene Meissener Löwin“ in seiner vorgeschalteten Porzellan-Auktion am 17. November in Köln an.
Beste Herkunft
Bestellt hatte August II. das als hohle Form gebrannte Raubtier für seine Menagerie der Porzellantiere in Japanischen Palais in Dresden. Ausgestellt wurde sie jedoch nie. Das Haus Wettin erhielt die „Löwin“ 1924 im Zuge der Fürstenabfindung zurück und verkaufte sie 1939. Seitdem befand sich die Skulptur, die so widersprüchliche Impulse wie Angrifflust und Affektkontrolle zu verbinden weiß, in Privatbesitz.
Den Schätzpreis legt die Expertin Ingrid Gilgenmann maßvoll bei 800.000 bis 1 Million Euro fest. Vor dem Preisabsturz infolge der Lehmanpleite hatten ein Paar Fischreiher von J.J. Kaendler bei Christie’s in Paris 5,6 Millionen Euro gebracht, ein weißes Löwenpaar kam bei Christie’s in London auf 2,8 Millionen Pfund. „Kirchner genießt aber international nicht die große Popularität wie Kaendler“, berichtet Gilgenmann über die eingefahrenen Vorlieben des Marktes.
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Lüstern und abgeblitzt
Die Kunstgewerbe-Auktion am 18. November bietet u.a. große Auswahl an Möbeln des Art Nouveau und an Glas von Emile Gallé und Daum Frères aus einer westfälischen Sammlung. Kunstkammerfreunde dürfte eine 123-teilige Bestecksammlung interessieren, die den Bogen schlägt von barocken Silberlöffeln zu modernen Entwürfen von Jensen und Hansen.
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