Manipulation kaum möglich: Die Unbestechlichkeit des Eurovision Song Contest
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Manipulation kaum möglichDie Unbestechlichkeit des Eurovision Song Contest
ESC-Fans stellen sich vor jedem Wettbewerb, ob bei den Telefonabstimmungen Alles mit rechten Dingen zugeht. Die verantwortlichen Sicherheitsexperten sagen ja - Manipulation ausschließen können sie dennoch nicht.
Düsseldorf Die Spannung bei den Fans steigt: Nur noch ein paar Tage, dann geht der Eurovision Song Contest in Düsseldorf über die Bühne. Insgesamt 43 Nationen schicken für ihr Land einen Sänger oder eine Gruppe ins Rennen. Und jedes Land hofft darauf, möglichst oft die „12 Punkte“-Höchstwertung von den Mitbewerber-Nationen zu ergattern, denn: Die Entscheidung über Sieg oder Niederlage eines Länderbeitrags treffen nicht die heimischen Fans. Oder doch? Lässt sich mit Schummelei an der Punkteschraube drehen?
Befragt man Internet-Suchmaschinen nach Mogeltricks, gibt es scheinbar mehrere Möglichkeiten. Demnach bietet sich beispielsweise ein Kurztrip ins benachbarte Ausland an, um von dort aus mit dem Handy für den eigenen Kandidaten anzurufen. Über solche Ideen kann Thomas Niedermeyer von Digame mobile in Köln, dem offiziellen Votingpartner des Gesangswettbewerbs, nur schmunzeln. „Das sind Gerüchte. Das funktioniert einfach nicht“, ist er überzeugt. „Jede Mobilkarte übersendet die Länderkennzahl und die wird vom System erkannt.“ Wer Pech hat, muss beim sogenannten Border-Hopping für den Anruf zahlen, ohne Einfluss auf die Abstimmung genommen zu haben.
Welche Künstler mehrfach dabei waren
Die Musikgruppe Peter, Sue & Marc hat viermal die Schweiz beim Grand Prix vertreten: 1971, 1976, 1979 und 1981. Sie sang jedes Mal in einer anderen Sprache.
Ebenfalls viermal nahm Fud Leclerc aus Belgien teil, der das Land 1956, 1958, 1960 und 1962 vertrat.
Viele Interpreten waren dreimal beim Eurovision Song Contest, darunter für Deutschland Katja Ebstein (3. Platz 1970 und 1971 sowie 2. Platz 1981) sowie die Gruppe Wind (2. Platz 1985 und 1987 sowie 16. Platz 1992).
Die Schwedin Carola Häggkvist holte 1991 den Sieg, kam 1983 auf Platz drei und 2006 auf Platz 5.
Dreimal nahmen auch der Italiener Domenico Modugno (1958, 1959, 1966), die Norwegerin Kirsti Sparboe (1965, 1967, 1969) oder das dänische Duo Hot Eyes (1984, 1985, 1988) teil.
Udo Jürgens war 1964 bis 1966 dreimal für Österreich dabei. Jeder dieser drei Teilnehmer gewann je einmal den Wettbewerb. Assia gewann 1956, Brokken 1957, Jürgens 1966.
Die Sängerin Corry Brokken trat 1956 bis 1958 jeweils für die Niederlande an, die Sängerin Lys Assia in den gleichen Jahren für die Schweiz.
Keine Chance haben auch findige Köpfe, die ihren Heimbeitrag per Internet-Telefonie zum Sieg hieven wollen: „Wir plotten alle IP-Applikationen“, bricht es aus Techniker Niedermeyer heraus - heißt: Wenn einem „Anruf“ Internet-Spuren anhaften, wird er automatisch vom Auswertungssystem aussortiert. Ein Grund für das Blocken von Anrufen beispielsweise über Skype: Geld. Denn die Televoting-Spezialisten arbeiten nicht für lau. 14 Cent pro Anruf soll die Stimme aus dem Volk kosten. Wer seinen Favoriten zum Sieg „simsen“ will, muss ebenfalls zahlen. Insgesamt sind pro Rufnummer 20 Votes erlaubt.
Bei den offiziellen Fanclubs des Gesangswettbewerbs sind Mogeleien kein Thema, denn das musikalische Herz schlägt nicht zwingend für den Beitrag des eigenen Landes: „Ein richtiger Fan sieht das nicht so national. Er hofft einfach, dass das beste Lied gewinnt“, erklärt Michael Sonneck. Dabei setzen die Mitglieder seines Vereins auf das Prinzip „Daumen drücken“, wie der Vorsitzende des EC Germany erklärt. Das Rennen um den Titel wird Deutschland seiner Meinung nach nicht gewinnen: „Lena wird einen guten Platz machen“ - auch ohne Hilfe.
Die Punktekönige des ESC
Trotz dieses „Nachteils“ holten zwei Länder in den 90ern dennoch beachtliche Punktwerte: Großbritannien gewann 1997 mit 226 Punkten, 1994 war Irland mit 226 Zählern erfolgreich.
In früheren Jahren lagen die Punktwerte für die Sieger meist deutlich unter der 200er-Marke - Grund: Vor 2004 gab es keine Halbfinals, und es waren nur die Finalteilnehmer stimmberechtigt. Mittlerweile dürfen aber alle Teilnehmerländer mitabstimmen, auch wenn sie nicht im Finale stehen. Dieses Jahr sind das 43 Nationen.
Jedes der 41 Konkurrenzländer gab Norwegen also im Schnitt 9,4 Punkte. Lenas Sieg im vergangenen Jahr mit 246 Punkten nimmt sich dagegen fast bescheiden aus - in der ewigen Punkte-Rangliste liegt sie damit auf Platz 6.
Abba und Céline Dion wurden durch den Eurovision Song Contest zu Weltstars, doch der nach Punkten erfolgreichste Grand-Prix-Sieger ist ein anderer: Alexander Rybak, der 2009 für Norwegen den Song Contest gewann, holte unglaubliche 387 Punkte.
Dennoch: „Einen hundertprozentigen Schutz vor Mogeleien gibt es nie“, ist sich Niedermeyer bewusst, aber „wir haben schon einen sehr hohen Sicherheitsschutz“. Und überhaupt: Ein paar Anrufe mehr sind nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt der Techniker. Ohne Zahlen zu nennen, ergänzt er: „Die Teilnahme ist so gigantisch, da kann ein Einzelner nichts ausrichten.“ Eine „saubere Taktik“ könnte jedoch von Erfolg gekrönt sein: Wenn Fans für die schwächsten Teilnehmer voten und damit die Favoriten bei der Punkteverteilung ins Abseits stellen. Ärgerlich, wenn Anrufer mehrere Nationen auf diese Idee kommen. Denn dann steht einem Außenseitersieg nichts mehr im Weg.
1 Kommentar zu "Manipulation kaum möglich: Die Unbestechlichkeit des Eurovision Song Contest"
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Marco
"ESC-Fans stellen sich vor jedem Wettbewerb, ob bei den Telefonabstimmungen Alles mit rechten Dingen zugeht." Der erste Sart bedarf einer minimalen Korrektur, oder?? :-)
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"ESC-Fans stellen sich vor jedem Wettbewerb, ob bei den Telefonabstimmungen Alles mit rechten Dingen zugeht." Der erste Sart bedarf einer minimalen Korrektur, oder?? :-)