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MesseGlobale, aktuelle Kunst verjüngt die Frieze

Die Messe in Zelten am Londoner Regents Park hat sich gesundgeschrumpft. Die Frieze kehrt zurück zu ihrer Gründungsidee, neue zeitgenössische Positionen bekannt zu machen.Stephanie Dieckvoss 10.10.2024 - 13:21 Uhr Artikel anhören
Georgische Künstlerinnen und Künstler präsentiert die Galerie Artbeat aus Tiflis auf der Frieze. Mit dieser Ausgabe ist die Messe globaler geworden. Foto: Frieze

London. Wer die letzten Jahre das Zelt der Kunstmesse „Frieze“ betrat, stand vor der Megagalerie Gagosian mit all ihren Verkaufsdirektoren, Sammlern, Berühmtheiten und allen, die es werden wollen. Dieses Jahr ist es die spannende Experimenter Galerie aus Kalkutta, die sich den Eingangsbereich mit anderen mittelgroßen Galerien teilt, darunter auch der deutschen Esther Schipper.

Gagosian und andere Großgalerien ziehen Sammler, die viel Geld ausgeben wollen, tief in die Messe hinein, ins hintere Zelt. Dort breiten sie sich mit viel Platz aus. Gagosian verzichtet auf Wände, einzig die Metallstelen von Carol Bove, einer neuen Künstlerin im Programm, markieren den Stand der Galerie wie ein Wald.

Das neue Gesicht der Frieze, in dem die jungen Galerien das erste Zelt bespielen, tut der Messe gut. Die Verjüngung funktioniert. Das neue Layout bringt Schnittpunkte mit mehr Freiräumen, Luft zum Atmen und zum Schauen.

Die Durchmischung räumt auch endlich mit geografischen Abgrenzungen auf. Die Kunst aus dem globalen Süden und Asien findet sich nicht mehr teilweise versteckt, sondern ist im Herzen der Messe angelangt. Das schafft spannende Beziehungen, von denen alle profitieren.

Dass vor allem mittelgroße und junge Galerien bessere Positionen haben, belebt das Angebot. Auch Sammlerinnen und Sammler mit einem Budget von wenigen Tausend bis 50.000 Pfund können jetzt nicht nur Neues entdecken, sondern auch kaufen.

Ein Direktor der Alexander Gray Gallery aus New York ist von der „globalen Mischung“ begeistert. Er ist von Galerien aus London, Seoul, Berlin, Hamburg, Südafrika und Lissabon umgeben. Die Galerie zeigt delikate Arbeiten von Ronny Quevedo, der seine kolumbianischen Wurzeln in abstrakte Collagen verwandelt. Quevedo hat zurzeit eine Ausstellung in der Sammlung Menil in Houston und verkauft sich auch in London gut.

Anne Imhofs Arbeit „Point Break“ ist am Stand der Galerie Sprüth Magers zu entdecken. Foto: Galerie Sprüth Magers

Nicht nur in der neuen Sektion „Smoke“, wo Keramik mit indigenen Bezügen vorgestellt wird, thematisieren Künstler vor allem aus Südamerika ihre kolonialen Wurzeln. Das globale Programm spricht Sammler aus aller Welt an.

Auch wenn amerikanische Sammler weitgehend fehlen und ihre Energie auf Paris nächste Woche konzentrieren, so gibt es doch genügend andere Weltregionen mit Kaufkraft. Galerist Thaddaeus Ropac sagt, dass er Sammler aus ganz Europa, Indien, Bangladesch, Südostasien, Südamerika und dem Nahen Osten auf dem Stand hatte.

Boomregion Korea im Blick

Korea steht im Blickpunkt. Koreanische Künstlerinnen wie Mire Lee bespielen die grandiose Turbinenhalle der Tate mit schwebenden geisterartigen Konfigurationen. Lee wird von der Galerie Sprüth Magers vertreten. Die in Berlin, London, New York und Los Angeles residierende Galerie konnte gleich am ersten Messetag eine Skulptur der Künstlerin für 40.000 Euro verkaufen.

Haegue Yang hat eine große Einzelausstellung in der Hayward Galerie. Auf der Messe wird sie von der Kukje Galerie vertreten, die ebenfalls eine Anzahl von Arbeiten verkaufte, auch in englische Museen. Trotz der angespannten Lage im Markt betonen Galeristen die Präsenz von Kuratoren aus der ganzen Welt auf der Messe.

Mehr Galerien aus Seoul sind auf der Frieze präsent, dank der Frieze-Messe in Seoul. Die Gallery Baton zeigt eine Soundinstallation von Doki Kim, in der schwarze Kabel wie ein Wasserfall von einer Leinwand herunterfallen und auf dem Boden mit kleinen LED-Lichtern fast explodieren (55.000 Pfund).

Halbjahresbilanz der Kunstmärkte

Die Spekulanten sind abgetreten

Die Nervosität der Galerien wegen der Kunstmarktentwicklung schlägt sich auch in Präsentationen nieder. Aber das ist gar keine schlechte Sache. Fokussierte Themen und Dialoge ziehen Besucher in die Stände. Bei „1 Mira“ aus Madrid zum Beispiel stehen Textilarbeiten der verstorbenen Maria Lai im Dialog mit denen von Teresa Lanceta aus Barcelona. Die Preise liegen hier zwischen 10.000 und 15.000 Euro.

Insgesamt sind es vor allem die kleineren Galerien, die mit spannenden Präsentationen überzeugen, während die großen Galerien ihr „Best-of” zeigen. Da es insgesamt wenig Skulptur gibt, stechen die Stände, die auch Skulpturen zeigen, hervor. Lisson hat erfolgreich Bilder und Bronzen von Leiko Ikemura verkauft, die über 100.000 Euro liegen. Laut Ikemura wird sie im Frühjahr 2025 eine Ausstellung in New York mit der Galerie haben.

Galerist Nir Altman aus München im Gespräch mit Besucherinnen vor einer Installation von Littlewhitehead. Foto: Frieze

Malerei überwiegt wieder, teils konzeptuell, aber zum Großteil gefällig figurativ. Blumen und Natur gibt es viel. Film und Video findet man fast gar nicht, und Ausnahmen fallen sofort auf. Sfeir Semler aus Hamburg und Beirut zeigt kinetische, computerprogrammierte Arbeiten der 87-jährigen Samia Halaby aus den 1980ern-Jahren. Edel Assanti aus London präsentiert einen Film von Jenkin van Zyl, „Sweat Exchange“, in einer saunaartigen Holzkabine. Van Zyls Arbeiten sind gerade auch auf der „Transmediale“ in Berlin zu sehen.

Überwiegend halten die Galerien am Konzept des Kunstobjekts fest. Das birgt weniger Risiko. Vor allem gibt es viel „Handgemachtes“, Geschichtsreflexion, Verarbeitung von individuellen und kollektiven Erinnerungen – ein Spiegel unserer Zeit. Die Messe hat sich gesundgeschrumpft und kehrt zu ihren Idealen, neue zeitgenössische Positionen bekannt zu machen, zurück. In der globalen Mischung gibt es viel Spannendes zu entdecken.

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Frieze und Frieze Masters, The Regents Park London, 10. bis 13. Oktober 2024

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