Messevorbericht: Traumwelten aus wenigen Strichen

Paris. Der Pariser Palais Brongniart, ein ehemaliger Börsenpalast aus dem 19. Jahrhundert, bietet in diesem Jahr dem „Salon du Dessin“ einen eindrucksvollen Rahmen. 39 internationale Galerien präsentieren hier ihre musealen Papierarbeiten. Neben elf Neuzugängen und zwei Ehrengästen sind auch 19 Aussteller aus Übersee vertreten.
Zu den internationalen Neuzugängen gehört die Galerie Ronny Van de Velde aus Antwerpen, die eine Kohle- und Bleistiftzeichnung „Centaure et Chiméra“ von Odilon Redon aus dem Jahr 1883 zum Preis von 40.000 Euro anbietet. Ebenfalls erstmals vertreten ist die Münchener Galerie Florian Sundheimer, die moderne und zeitgenössische Werke zeigt. Darunter eine surrealistische Zeichnung „Ohne Titel (Blatt und Augen)“ von Marie Cerminova Toyen, die mit wenigen Bleistiftstrichen eine ganze Traumwelt entfaltet.

Aus Paris sind F. Baulme Fine Arts, Sabrier & Paunet und die Galerie Larock-Granoff neu dazugekommen. Letztere zeigt „Le nu au cirque“, eine Gouache mit Tempera und Tusche von Marc Chagall aus dem Jahr 1980, die mit 500.000 Euro beziffert ist.
„Wir achten auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Galerien für alte Kunst und jenen für moderne und zeitgenössische Kunst sowie zwischen internationalen und französischen Galerien. Das ist Teil der DNA der Messe, es ist uns wichtig, dieses Gleichgewicht zu bewahren“, erklärt Louis de Bayser, Präsident des Salon du Dessin. Und Hélène Mouradian, Direktorin der Agentur für kulturelle Veranstaltungen und Organisatorin der Verkaufsschau, ergänzt: „Zum Erfolgskonzept der Messe gehört, dass sich die Händler durch ein individuelles geschmackliches Profil klar unterscheiden. Durch diese Vielfalt gewinnt unsere Messe.“
Zu den Highlights unter den Alten Meistern gehören Adriaen van de Vennes detailreiche Federzeichnung „Der Streit“ bei Onno Van Seggelen aus Rotterdam sowie Federico Zuccaros „Sintflut“, eine mit Feder und brauner Tinte ausgeführte Vorstudie für das Rundfresko im Palazzo Farnese in Caprarola, angeboten von der Pariser Galerie de Bayser.

In der Abteilung des 19. Jahrhunderts glänzt Adolph von Menzels Bleistiftzeichnung „Porträt von Lorenzo Cocozza im Profil und Studien seiner Beine“ bei Martin Moeller aus Hamburg für 65.000 Euro. Ebenso die lavierte Kohlezeichnung „Kopf einer alten Frau“ von Edvard Munch aus dem Jahr 1883 bei Ambroise Duchemin aus Paris.
Wie schon im letzten Jahr ist im Bereich der Moderne die Pariser Galerie AB vertreten. Sie hat eine kubistische Gouache „Les Bœufs dans la montagne“ aus dem Jahr 1927 von Georges Valmier für 26.000 Euro im Gepäck.
Zu den Ehrengästen in diesem Jahr gehört das Musée des Beaux-Arts de Reims, das 46 Zeichnungen aus seiner Sammlung zeigt, die man normalerweise nicht zu sehen bekommt, darunter 13 Porträts von Lucas Cranach dem Jüngeren.

Als weiterer Ehrengast ist zum zweiten Mal die Tavolozza Foundation aus Berg bei München dabei. Die Geschäftsführerin, Sammlerin und Kunsthändlerin Katrin Bellinger präsentiert Reisezeichnungen, darunter eine faszinierende Arbeit von Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc mit der „Ansicht eines in einer Gletscherspalte gefangenen Künstlers, der zeichnet“. „Ihre Sammlung zeugt von der Leidenschaft einer versierten Kennerin und davon, dass sich das Leben eines Händlers im Laufe der Zeit vom Handeln zum Sammeln und zur Gründung einer Stiftung entwickeln kann“, schwärmt Hélène Mouradian.
Parallel zum Salon du Dessin findet bis zum 30. März im Carreau du Temple die 18. Ausgabe der Messe „Drawing Now“ statt. Sie richtet den Blick auf zeitgenössische Positionen, präsentiert von 70 Galerien aus aller Welt, von denen sich über 40 Prozent zum ersten Mal eingefunden haben. Fünf Künstlerinnen und Künstler konkurrieren um den renommierten Drawing-Now-Preis. Parallel würdigt der „Printemps du Dessin“ bis zum 21. Juni zeitgenössische Zeichenkunst in ganz Frankreich.
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