Moderne und Nachkriegskunst Keine Angst vor Übersättigung

Wild wie der Abstrakte Expressionismus und scheinbar naiv wie die Art Brut kommt André Butzers Figurenkomposition "Ohne Titel" aus dem Jahr 2007 daher. Der in Berlin lebende Künstler, der zu den vielversprechendsten Vertretern der Szene gehört, charakterisiert seinen Stil als "Science-Fiction-Expressionismus". Das Gemälde mit der beträchtlichen Größe von 200 x 260 cm wird zur Taxe von 30.000 bis 40.000 Euro angeboten. Quelle: Ketterer Kunst
München Befürchtungen, die Flut der Zero-Werke könnte zur Übersättigung führen, hat Robert Ketterer, Geschäftsführer des gleichnamigen Münchner Auktionshauses, nicht. In seiner Auktion „Kunst nach 1945 und Zeitgenössische Kunst“ am 12. und 13. Juni 2015 ruft er neben gut 250 anderen Arbeiten rund 120 Werke von Künstlern dieser avantgardistischen Bewegung auf.
Eine leuchtend rote Arbeit von Otto Piene aus der ersten Serie von Feuergouachen von 1962 ist zur moderaten Schätzung von 15.000 Euro dabei. Ein Lichtrelief von Heinz Mack von 1968 geht mit 50.000 Euro an den Start. „Wir haben sehr bewusst in diese Richtung akquiriert, weil das die Kunst ist, die momentan gesucht ist.“, erklärt der Auktionator im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Ein Drittel nur von Zero
Im Katalog mit 90 ausgewählten Spitzenwerken stammt allein ein Drittel des Angebots nur vom Zero-Dreigestirn Mack-Piene-Uecker. Es wird angeführt von der großformatigen, auf mindestens 300.000 Euro taxierten „Hommage à Paul Scheerbart“ von Günter Uecker, von dem weitere neun Werke im sechsstelligen Preisbereich ausgelobt werden. „Zehn hochwertige Arbeiten von Uecker - das muss bei diesem Hype momentan doch zu realisieren sein.“, meint Ketterer. Im letzten Jahr erzielte Ketterer den Uecker-Weltrekord von 1,3 Millionen Euro.
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In der Nähe von einer Million Euro will Ketterer den Zuschlag für Lucio Fontanas hellgraue, geschlitzte Leinwand „Concetto Spaziale, Attesa“ von 1960 sehen. Die Schätzung des aus Privatbesitz stammenden Werks liegt zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Euro.

Erst kürzlich wurde die Ölskizze von Alexej Jawlensky als überstrichene Rückseite des Stilllebens "Teller mit Äpfeln" entdeckt. Die expressive Arbeit auf Malpappe (26 x 40 cm) ist als Vorstudie zu Jawlenskys "Stillleben mit weißem Pferd" von 1912 identifiziert. Der Schätzwert liegt bei 350.000 bis 450.000 Euro. Quelle: Ketterer Kunst
Handliche Verpackungskunst
Rund um diese Markt-Heroen ranken sich zahlreiche andere Werke, in denen Licht, Reflexion, Struktur und Bewegung die bildnerischen Elemente sind. Etwa von Yves Klein, Bernard Aubertin oder Enrico Castellani. Adolf Luthers zwei Meter hohes Hohlspiegelobjekt von 1980 kommt bei 80.000 Euro zum Aufruf. Das achrome Gitter-Relief des Niederländers Jan Schoonhoven ist auf 150.000 Euro taxiert.
Den Aufbruch ganz anderer Art probte um 1960 Christo. Damals war seine Verpackungskunst noch handlich, wie das „Wrapped Magazin McCall´s“ von 1962 zeigt; Taxe: 30.000 Euro. Außerdem kommen zwei bedeutende Vertreter der Nachkriegsabstraktion zum Aufruf: Willi Baumeister mit der 1954 entstandenen, rot-schwarzen Abstraktion aus der Montaru-Serie (140.000 Euro) und Emil Schumachers assoziationsreiche, zeichenhafte Leinwand „Alf I“ von 1962 zu 120.000 Euro (jeweils die untere Taxe).
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