Mythos Bayreuth Die Festspiele der Marke Richard Wagner

Wagner-Büste des Bildhauers Arno Breker: Der Komponist fasziniert bis heute.
Düsseldorf Im langen Sitzen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Erfahrung: Unvergessen der Verhandlungsmarathon zwischen Griechenland und den Geldgebern in Brüssel, der erst nach 17 Stunden eine Einigung brachte. Die knapp vierstündige Aufführung von Wagners „Tristan und Isolde“ wird der Kanzlerin da nicht viel abverlangen. Die Oper eröffnet die diesjährigen Bayreuther Festspiele. Hinzu kommt: Angela Merkel ist Wagner-Fan und kommt regelmäßig zur Premiere. Und mit ihr Prominenz aus Politik, Fernsehen und Film.
Das hat Tradition in Bayreuth: Schon zu den ersten Festspielen 1876 kam der Kaiser. Und mit ihm Würdenträger und Adel aus der ganzen Welt. Nicholas Vazsonyi, Professor für Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität South Carolina und Wagnerexperte, hält das Spektakel für die wahrscheinlich signifikanteste Musikveranstaltung des 19. Jahrhunderts. Im Anschluss an das Schaulaufen der Prominenz habe Richard Wagner gesagt, Komponisten hätten früher zum König pilgern müssen, jetzt sei es umgekehrt. Der Komponist konnte eben nicht klein.
Keine Bühne der Welt war gut genug für sein Werk – also baute Wagner sich eine eigene. Das Geld dafür kam von Märchenkönig Ludwig II., der bekanntlich auch nicht klein konnte. 1872 war Grundsteinlegung. Wer nach Bayreuth kommt, muss erst den Hügel erklimmen, um die „heiligen Hallen“ zu erreichen. Die Akustik des Festspielhauses gilt in Deutschland als einzigartig. Dank Saal und Stühlen aus Holz und Hohlraum-Fußboden. Stoffsitze hatte Wagner verboten, nichts sollte den Klang stören.
Schon vor Bayreuth hatte Richard Wagner Kultstatus: 1871 fanden sich Wagnerianer in Gesellschaften zusammen. Ein einmaliger Vorgang, sagt Wagnerexperte Vazsonyi. Bis dahin habe es keinen Präzedenzfall für Vereine gegeben, die das Werk eines noch lebenden Künstlers erhalten und zelebrieren wollten.
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