Nachbericht: Bassenge beschließt die Saison mit umsatzstarken Dezemberauktionen
Berlin. Im Berliner Auktionshaus Bassenge waren die Dezember-Auktionen mit einem Gesamterlös von 5,65 Millionen Euro (mit Aufgeld) wesentlich erfolgreicher als die entsprechende Versteigerungsserie im letzten Jahr. Starke Stützen waren amerikanische Bieter.
Allein 3 Millionen Euro erzielte die Grafik des 15. bis 19. Jahrhunderts, die mit einem breiten Angebot kuranter und seltener Blätter aufwarten konnte. Schon gleich zu Beginn wurde die extrem rare Radierung „Die Verkündigung“ des französischen Manieristen Jacques Bellange für brutto 54.560 Euro einem belgischen Händler zugeschlagen.
Den höchsten Preis der Auktion, 111.600 Euro, erlöste Albrecht Dürers Meisterstich „Die Melancholie“ im zweiten Druckzustand mit der korrigierten Ziffer 9 auf der Tafel hinter der Sitzenden. Das Hauptwerk geht in den amerikanischen Handel.
In der 22-teiligen Dürer-Passage gab es keine Ausfälle. Hier waren internationale Sammler und Händler aktiv, besonders angelsächsische Käufer, von denen einer unter anderem für 22.300 Euro den Kupferstich „Die Jungfrau mit der Birne“ erwarb. Die gleiche internationale Bieterschar beflügelte auch die 20-teilige Rembrandt-Strecke, in der jedes Blatt gefragt war. Abermals in den belgischen Handel wanderte hier die Radierung „Kreuzabnahme beim Fackelschein“ im ersten Druckzustand für 44.640 Euro.
Punktuell gab es Überraschungspreise für Frühdrucke wie den seltenen Brueghel-Kupferstich „Der hl. Jakob und der Zauberer Hermogenes“, die ein amerikanischer Sammler für 22.230 Euro ersteigerte, und für Blätter, die in der Literatur unbeschrieben sind. Ein solches Exemplar ist der um 1600 datierte niederländische Kupferstich „Judith mit dem Haupt des Holofernes“, der, auf 3500 Euro geschätzt, für 17.360 Euro in das Amsterdamer Kupferstichkabinett geht. Auch der Amsterdamer Manierist J.H. Muller war bis zum Einsatz von 16.120 Euro für den auf 4000 Euro geschätzten „Raub einer Sabinerin“ gefragt.
Selten kommen Hauptblätter des spätgotischen Colmarer Kupferstechers Martin Schongauer unter den Hammer. Hier war es ein erster Druckzustand der figurenreichen Kampfszene „Die Schlacht von St. Jakobus dem Älteren“, die einem Sammler aus der Umgebung von München 34.720 Euro wert war. Auch bei den Aquatinta-Radierungen von Francisco de Goya, die in den letzten Jahren weniger begehrt waren, gab es dank amerikanischem Zuspruch keinen Rückgang.
Bei den Handzeichnungen engagierte sich ein britischer Sammler mit 22.320 Euro für eine als „Niederländisch oder Deutsch, um 1500“ katalogisierte Gewandstudie in Federtechnik. Der französische Handel war gegen französische Unterbieter bei zwei als flämische Federzeichnungen eingestufte allegorische Figuren vor einer Prunkarchitektur mit 37.200 Euro erfolgreich.
Flämische „Beweinung“ unerwartet hoch bewertet
Bei den Blättern der Moderne stieg ein in Wolken eingebetteter „Prometheus“ des Dresdners Richard Müller von 1200 auf 17.360 Euro. Zum Ausreißer des Gemäldekataloges wurde eine in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandene, auf 12.000 Euro angesetzte flämische „Beweinung“, die einem amerikanischen Sammler 42.160 Euro wert war. Mit 22.320 Euro blieb eine italienische Klosteransicht des früh vollendeten Heidelbergers Ernst Fries der Schätzung nahe.
In der Moderne-Abteilung gab es einen Höhenflug für die mit 8000 Euro unterschätzte charakteristische Jünglingsfigur in Gips des belgischen Jugendstil-Bildhauers Georg Minne. Ein belgischer Sammler sicherte sie sich für 42.160 Euro. 9600 Dollar setzte ein amerikanischer Händler für eine stark farbige Abstraktion des Kandinsky-Adepten Rudolf Bauer ein. Auch Hannah Höchs in den 1950-er Jahren entstandene Collage „Die Braunellen“ wandert für 29.760 Euro in die USA.
Seltener Gast in deutschen Auktionen ist der für seine großformatigen Decollagen berühmte Pariser Jean-Charles Blais. Er hatte seine beste Kunstmarktzeit in den achtziger Jahren. Jetzt wurden die sämtlich von französischen Sammlern erkämpften, bis zu 3,26 Meter großen Malereien auf Plakatabriss bis 37.200 Euro hochgeboten.
Auch in anderen Sektionen lief es rund. Zu über 90 Prozent verkauft wurden Miniaturen. Und auch die Memorabilia aus dem Nachlass des Dichters Gerhart Hauptmann fanden fast lückenlos ihre Liebhaber. Teuerstes Fotografie-Los wurde mit 19.350 Euro ein Album mit 156 China-Aufnahmen der Jahre 1910 bis 1940, die sich vor allem auf die Architektur des Landes beziehen.






