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Nachlass Warum die Marron-Erben die Sammlung des Bankers an Großgalerien geben

Donald Marrons Kunstsammlung soll 450 Millionen Dollar wert sein – oder mehr. Drei Großgalerien versprachen sie besser zu verkaufen als die Auktionshäuser.
01.03.2020 - 07:56 Uhr Kommentieren
Mark Rothko „Number 22 (reds)“ ist einen hohen zweistelligen Millionenpreis wert. ( Credit: K. Rothko Prize/VG Bild-Kunst)
Gesuchtes Meisterwerk

Mark Rothko „Number 22 (reds)“ ist einen hohen zweistelligen Millionenpreis wert.

(Credit: K. Rothko Prize/VG Bild-Kunst)

London Die Telefone der New Yorker Großgalerien Acquavella, Gagosian und Pace stehen nicht mehr still. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Erben des im Dezember verstorbenen Wall-Street-Bankers Donald B. Marron das Trio beauftragt hatten, seine auf 450 Millionen Dollar geschätzte Sammlung zu verkaufen. Marron wurde dadurch bekannt, dass er im Jahr 2000 die von ihm geführte Investmentbank PaineWebber an die UBS Bank verkaufte – samt der von ihm aufgebauten Firmensammlung. Brett Gorvy, ehemaliger Spezialist bei Christie‘s und nun Miteigentümer der Galerie Lévy Gorvy, beschreibt Marron als einen der größten Sammler seiner Generation.

Die Nachricht, dass nicht Auktionshäuser mit dem Verkauf beauftragt werden, löste vor allem in der amerikanischen Presse eine Schockwelle aus. Das Modell einer innovativen Partnerschaft erlaubte den drei Galerien, die alle den Sammler gut kannten, kapitalstark gegen die Auktionshäuser zu bieten. Ihr Trumpf sind vor allem Diskretion im Verkauf, dazu Ausstellung und Publikation. Sie können nun Spitzenwerke von Künstlern wie Pablo Picasso, Mark Rothko, Willem de Kooning, Brice Marden oder auch Ed Ruscha anbieten.

Der aktuelle Presserummel führt mittlerweile zu einem so großen Kundenansturm, dass Pace-Chef Marc Glimcher selbstbewusst äußert: Bis April, wenn die Arbeiten in großen Ausstellungen bei Gagosian und Pace in Chelsea ausgestellt werden, werde alles verkauft sein. Andrew Fabricant, Direktor bei Gagosian, erklärt, wie man sich den Verkauf jetzt praktisch vorstellen kann.

„Die meisten wollen die 45 bis 50 Hauptwerke, auf die wir uns konzentrieren, sehen und können das auch in einem privaten Ausstellungsraum außerhalb unserer Galerien ganz diskret tun. Die Leute kommen schon. Wir haben den Verkaufsprozess unter den Partnern klar abgestimmt. Wir sind sehr umsichtig und schicken nur ganz wenige Fotos raus. Das war schon sehr erfolgreich.“ Er bestätigt den Verkauf von zwei Gemälden von Pablo Picasso an den ehemaligen Casinobesitzer Steve Wynn für 105 Millionen US-Dollar.

Aber nicht alle Arbeiten werden zu Mil‧lionenpreisen weggehen. Anders als die an einen Termin gebundenen Auktionshäuser können sich die Galerien Zeit lassen und Sammler anwerben – ganz ohne die übliche Hektik vor Versteigerungen. Zusammen verfügen die Galerien über die gut eingespielte Maschinerie großer Verkaufsabteilungen. Sie wissen, welcher Sammler schon immer welches Kunstwerk besitzen wollte. Viele andere Möglichkeiten, große Summen für marktfrische Kunst auszugeben, gibt es zurzeit nicht. Nach der Absage der Art Basel Hongkong ist im Markt wenig los.

Nachteil der konzertierten Aktion: Außer den Galerien und den Erben wird niemand je wissen, welche Werke sich überhaupt in der Privatsammlung von Donald Marron befanden und welche Preise jeweils realisiert werden konnten. Hier triumphiert wieder einmal die Intransparenz des Kunsthandels.

Die Chefs der drei Großgalerien Acquavella, Pace und Gagosian reiben sich die Hände. Alle Pressemitteilungen sind gut miteinander abgestimmt. Alle reden von der Ehrung des Sammlers und von der Qualität der Sammlungen, in die die Werke gehen werden. Aber jedem Marktbeobachter ist auch klar, dass das Trio damit den Auktionshäusern den Kampf angesagt hat. Eine Sammlung, die angeblich 450 Millionen Dollar wert sein soll, wird über ein Galerienkonsortium aufgelöst.

Wenige Vorläufer

Vorläufer war 2001 der Verkauf der Expressionistensammlung des Textilfabrikanten Jan Ahlers durch Christoph Graf Douglas in Partnerschaft mit dem Galeristen David Nash aus New York. Auch der Händler Dickinson verkaufte 2019 eine Privatsammlung aus New York. Zeit, Diskretion und Kontrolle über die Verkäufe sind für die Erben mehr Anreiz als eine globale Marketingkampagne, wie sie Christie‘s für die Rockefeller-Sammlung inszenierte.

Marc Glimcher wiegelt im Gespräch mit dem Handelsblatt die Frage nach der umfassenden Strategie noch ab. Doch Andrew Fabricant bringt es auf den Punkt: „Ja, wir haben eine Strategie, wir können das Muster durchbrechen.“

Eine Lehre wird man aus dieser Geschichte ziehen können. Die Mega-Galerien werden sich künftig keine Chance entgehen lassen, den Marktanteil, den ihnen die Auktionshäuser wegnehmen, seit sich diese sowohl an junger Kunst als auch an Privatverkäufen versuchen, wieder wettzumachen. „Eine neue Gruppe hat sich zusammengetan und die mächtigen Häuser ins Visier genommen“, bestätigt Philip Hoffman, CEO der Fine Art Group, einer Londoner Kunstberatungsfirma. Er spricht von einem Paradigmenwechsel. Das war auch Marc Glimcher zu entlocken: „Ja, jetzt gibt es zu den Auktionen eine Alternative.“

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