Non-Fungible Token NFT-Boom geht weiter: Mehr als fünf Millionen Dollar für den Quellcode des Word Wide Web

Zum Verkauf standen die 9555 Programmzeilen des WWW-Codes.
Düsseldorf, Frankfurt Tim Berners-Lee, 66, steht nur für einen weiteren vorläufigen Höhepunkt des NFT-Booms. Diese „Non-Fungible Token“ sind eine Methode, Dateien mit einer Signatur zu versehen und sie so einzigartig zu machen. Eine solche Signatur verpasste der Begründer des World Wide Web (WWW) seinem Original-Programmcode fürs Web, verwandelte ihn damit in einen NFT und ließ ihn beim Auktionshaus Sotheby’s versteigern. Am Ende waren einem Bieter die von Berners-Lee im Jahr 1990 geschrieben Zeilen am Mittwochabend laut Sotheby’s 5,435 Millionen Dollar wert.
NFTs erfreuen sich wachsender Beliebtheit und haben sich inzwischen zu einem Multi-Millionen-Dollar-Markt entwickelt. An der aktuellen Sotheby’s-Digitalauktion beteiligten sich 51 Bieter; der Erlös kommt den Initiativen zugute, die Berners-Lee und seine Frau Rosemary unterstützen.
Zum Verkauf standen die 9555 Programmzeilen des Codes, inklusive der Implementierung der von Berners-Lee ebenfalls erfundenen Programmiersprache HTML (Hypertext Markup Language) und dem Übertragungsprotokoll HTTP (Hypertext Transfer Protocol). Teil des Pakets war außerdem ein HTML-Dokument mit einer Bedienungsanleitung für die neue Software.
So weltverändernd das World Wide Web war und ist, so respektabel der Preis für dieses Non-Fungible Token ist: Er steht doch im Schatten jener astronomischen 69,3 Millionen Dollar, die im März das NFT „Everydays: The First 5000 Days“ des Instagram-Künstlers Beeple bei Christie’s erlöste. Die kanadische Künstlerin Grimes verkaufte digitale Objekte im Wert von 5,8 Millionen US-Dollar. Und immerhin 2,9 Millionen US-Dollar konnte Twitter-Chef Jack Dorsey für ein NFT-Zertifikat seines ersten Tweets erlösen.
Die Technologie hinter den NFTs stammt aus der Welt der Kryptowährungen, denn auch sie basieren auf der Blockchain, also jener digitalen Infrastruktur, auf der sich auch Bitcoin, Ether und Co. bewegen. Ähnlich wie beim Bitcoin handelt es sich bei NFTs um Digitalwerte – doch während ein Bitcoin einem anderen gleicht, basieren NFTs auf der Prämisse, dass jeder Token einzigartig und unveränderbar ist.

Der von Tim Berners-Lee in einen NFT verwandelte Quellcode des World Wide Web erzielte bei der Auktion 5,435 Millionen Dollar.
Im Gegensatz also zu Token, die in großer Zahl erstellt werden können, handelt es sich dabei um einzigartige Unikate. Sie können zwar gekauft und verkauft werden, sind aber grundsätzlich nicht veränderbar, beispielsweise durch Teilung.
NFTs sind spannend für die Kreativbranche
Ein NFT steht dabei für ein digitales Gut, doch die digitalen Token können auch als Eigentumszertifikate für virtuelle oder physische Assets betrachtet werden. Beliebt sind dabei beispielsweise seltene Sneaker oder Anteile an Luxusgütern wie Uhren.
Der Wert eines NFTs liegt dabei in seiner Einzigartigkeit. Deshalb kommt er beispielsweise bei digitaler Kunst zum Einsatz. Ein weiteres Beispiel sind digitale Fußball-Sammelkarten: Nutzer können sie kaufen und verkaufen oder untereinander tauschen. Gleichzeitig sind sie einmalig oder existieren nur in limitierter Ausgabe.
Technisch betrachtet sind NFTs reizvoll, weil sie Originale von kopierbaren, nur digital existierenden Kunstwerken oder zum Beispiel auch Musikstücken definieren und so verkäuflich machen können. Sie können aber auch Eigentumsrechte an physischen Gegenständen elektronisch verbriefen.
Für die Kreativbranche sind NFTs spannend, weil mit NFTs gesicherte digitale Kunstwerke nicht per Download oder auf einem USB-Stick den Besitzer wechseln. Stattdessen sind sie als sogenannte Token, ähnlich einer Kryptowährung, auf der Blockchain gespeichert. Wer den Token besitzt, besitzt ein Original, wenngleich auch identische Kopien außerhalb der Blockchain angeschaut werden können.
Somit kann auch digitale Kunst fälschungssicher online gehandelt werden – und Künstler, die einen NFT ausgeben, können auf Mittelsmänner und Plattformen verzichten, die traditionell am Gewinn beteiligt wären und oftmals sogar Anspruch auf die Urheberrechte erheben.

„Everydays: The First 5000 Days“ des Instagram-Künstlers Beeple erlöste unvorstellbare 69,3 Millionen Dollar.
Und auch aus Investorensicht sind NFTs interessant, weil sie eine ganz neue Vermögensklasse darstellen. Der Markt dafür wächst: Schätzungen der französischen Bank BNP Paribas zufolge hat sich die Marktkapitalisierung von globalen Transaktionen, die NFTs involvieren, seit 2018 fast vervierfacht und betrug im Jahr 2020 rund 340 Millionen Dollar. Die Schätzung bezeichnet die Bank noch als „konservativ“, zudem sind die Rekordsummen, die bis jetzt in diesem Jahr gehandelt wurden, noch nicht eingerechnet.
Erstmals bekannt wurden NFTs schon im Jahr 2017 mit den sogenannten „Crypto-Kitties“, also „Krypto-Kätzchen“, wobei Spieler verschiedene Arten von virtuellen Katzen kaufen und verkaufen, aber auch sammeln und züchten können. Das Spiel war der erste Mainstream-Anwendungsfall für die Ethereum-Blockchain.
Mike Winkelmann alias Beeple, Claire Elise Boucher alias Grimes oder Twitter-Gründer Jack Dorsey – sie alle waren mit ihren NFTs erfolgreich. den Vogel schoss dabei Mike Winkelmann ab, der sich den Künstlernamen Beeple gab.
Digitalkünstler Beeple hat sein digitales Tagebuch versteigert

Das digitale Tagebuch des Instagram-Künstlers wurde für unvorstellbare 69,3 Millionen Dollar versteigert.
Die NFTs haben den Kunstmarkt im Frühjahr 2021 ziemlich durchgeschüttelt. Niemand hatte den Spitzenpreis von unvorstellbaren 69,3 Millionen Dollar für „Everydays: The First 5000 Days“ von Beeple auf dem Zettel. Damit ist das digitale Tagebuch des Instagram-Künstlers, der mit bürgerlichem Namen Mike Winkelmann heißt, teurer geworden als die bestdotierten Werke von Gerhard Richter oder Jeff Koons. Gekauft hat das ästhetisch in der Gamerszene wurzelnde Werk der in Singapur lebende Kryptounternehmer Vignesh Sundaresan bei Christie’s.
Bedingt durch die extreme Wertsteigerung von Ether sind etliche Menschen Millionäre und Milliardäre in Kryptowährungen geworden. Der neue Reichtum lässt sich jedoch nur schwer in Dollar konvertieren. Da Kunst auch sonst ein gutes Tauschmittel ist, fließt momentan viel liquides Kryptogeld in Kunst. Allerdings zu Preisen, die deutlich unter einem Zehntel des Beeple-Rekords liegen.
Eine von 10.000 Algorithmus-generierten Pixelfiguren, „CryptoPunk # 7804“ von Larva Labs, wurde für 7,5 Millionen Dollar versteigert. Ursprünglich waren ein paar Tausend dieser Pixelgestalten verschrobener Charaktere kostenlos verteilt worden. In der Kryptogemeinde genießen die CryptoPunks aber Kultstatus und werden wie Blue Chips gehandelt.
Technikbegeisterung trifft auf Zockermentalität: Für die internationalen Kunstauktionshäuser schaffen Kryptokunst und Kryptowährungen Zugang zu einer neuen schwerreichen Klientel. So kam im britischen Auktionshaus Phillips das NTF „Replicator“ von Mad Dog Jones unter den Hammer. Das nur im Netz existierende Werk, das sich selbst vervielfältigen kann, erlöste 4,1 Millionen Dollar.
Der Hype um NFTs und das schnelle Geld hat selbst die Alten Meister erfasst. Die Uffizien in Florenz verkaufen jetzt gemeinsam mit dem Unternehmen Cinello NFTs von bekannten und beliebten Meisterwerken als „Digital Art Work“. Damit Trittbrettfahrer ausgeschlossen werden, erhält jeder Käufer ein Echtheitszertifikat, persönlich unterzeichnet von Eike Schmidt, dem Direktor der Uffizien.
Musikerin Grimes: 398.000 Dollar via Onlineauktion

Ende Februar hatte ihr Videokunstwerk mit dem Titel „Death of the Old“ bei einer Onlineauktion 398.000 Dollar eingebracht.
Eigentlich heißt die kanadische Künstlerin Grimes Claire Elise Boucher. Die 33-Jährige stammt aus Vancouver und ist nicht nur Sängerin und Songwriterin, sondern produziert auch ihre Musik selbst, illustriert ihre eigenen Album-Cover sowie einen großen Teil ihrer Musikvideos. Dabei umfasst ihr Stil eine Bandbreite von Ansätzen, in denen sie elektronische Musik mit experimentellem Pop, Synth-Pop und RnB-Elementen kombiniert.
Ende Februar hatte das Videokunstwerk mit dem Titel „Death of the Old“, der Tod des Alten, bei einer Onlineauktion 398.000 Dollar eingebracht. Die Kanadierin, Partnerin von Tesla-Chef Elon Musk, spielte mit verschiedenen digitalen Kunstwerken, die sie selbst geschaffen hat, an nur einem Wochenende rund sechs Millionen Dollar ein.
Die versteigerte Kollektion hatte sie gemeinsam mit ihrem Bruder Mac Boucher unter dem Namen „War Nymphs“ geschaffen. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Videoclips, Animationen und digitalen Gemälden, kombiniert mit ihrer eigenen Musik. Als Plattform zum Verkauf diente die Website Nifty Gateway, auf der Interessierte NFTs kaufen oder ersteigern können.
Das Versteigerungsformat wählte Grimes für „Death of the Old“, bei vielen der übrigen Kunstwerke nutzte sie aber die Verkaufsoption. So wurden zwei animierte Darstellungen mit den Namen „Earth“ und „Mars“ zum Einzelpreis von je 7500 Dollar angeboten, pro Darstellung standen bis zu 9999 Exemplare zum Verkauf, davon verkaufte sie jeweils 300 bis 400.
Außerdem brachte sie eine Reihe von Gemälden aus der Reihe „Newborn“ unter die Interessenten, sie wurden jeweils 100 Mal für 20 Dollar pro Stück verkauft. Zwei weitere Gemälde kamen in einer stillen Auktion unter den Hammer. Bei diesem Format geben die Teilnehmer der Auktion ein Gebot ab, die zehn höchsten Gebote erhalten den Zuschlag für je ein Exemplar. Dabei wurden vereinzelt Preise von bis zu 111.000 Dollar geboten.
Twitter-Mitgründer Jack Dorsey: 2,9 Millionen Dollar für einen Tweet

Der US-Unternehmer versteigerte eine digitale Version seines ersten Tweets in Form eines NFTs für 2,9 Millionen Dollar.
Im März gab es eine weitere aufsehenerregende NFT-Auktion des Twitter-Gründers Jack Dorsey. Der US-Unternehmer, der auch Gründer des Zahlungsunternehmens Square ist, versteigerte eine digitale Version seines ersten Tweets in Form eines NFTs für 2,9 Millionen Dollar. Den Tweet „just setting up my twttr“ hatte Dorsey 2006 verfasst, nun geht er in Form eines NFTs erneut in die Geschichte des Internets ein.
Käufer des NFTs ist Sina Estavi aus Malaysia, Chef des Blockchain-Unternehmens Bridge Oracle. Der bezahlte nach der Auktion branchengemäß in der Kryptowährung Ether. Der Tweet wurde über die Digitalplattform Valuables by Cent versteigert.
Den Erlös der Versteigerung behielt Dorsey allerdings nicht: Kurz nach der Auktion twitterte Dorsey, dass er die Erlöse in Bitcoin tauschen werde und sie an die Charity-Organisation Givedirectly’s Africa Response spenden würde, die um Geld für afrikanische Familien wirbt, die finanziell unter der Corona-Pandemie leiden. Die Summe betrug zu diesem Zeitpunkt 50,8 Bitcoin. Das entspricht allerdings nur 95 Prozent des Verkaufspreises, fünf Prozent gingen an die Auktionsplattform.
Sotheby's versteigert Original-Programmcode des World Wide Web
Erst im Februar wurde bekannt, dass der Twitter-Chef gemeinsam mit dem Musiker Jay-Z, mit bürgerlichem Namen Shawn Corey Carter, einen Bitcoin-Fonds starten würde. Insgesamt 500 Bitcoin investierten die beiden in ihre neue Stiftung mit dem Namen Btrust, die zum Ziel hat, zur Nutzung und Entwicklung von Bitcoin vorerst in Indien und Afrika beizutragen.
Anfang Juni betonte Dorsey dann erneut seinen Enthusiasmus für die Digitalwährung Bitcoin und die technologischen Entwicklungen dahinter. So sagte Dorsey auf einer Konferenz in den USA: „Bitcoin verändert absolut alles.“ Und: „Ich glaube nicht, dass es in meinem Leben etwas Wichtigeres gibt, an dem ich arbeiten kann.“
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Hallo,
müsste es im Titel nicht heißen "... des World Wide Web", statt "... des Word Wide Web"?
Viele Grüße
Robert Hauser