Porzellan Telefonbieter kämpfen um 71 Tassen

Den japanischen Geschmack bediente die Königliche Porzellan Manufaktur 1856/58 mit diesem feinen Geschirr. Von geschätzten 5.000 Euro kam es auf 17.500 Euro.
Berlin Es war ein Überangebot und dennoch hatten die zwei Berliner Lempertz-Auktionen am 6. April 2019 mit einem Gesamtumsatz von rund 2 Millionen Euro den erwünschten Erfolg. Insgesamt kamen 484 Lose unter den Hammer.
Dass nicht alle Blütenträume reiften, zeigte sich vor allem in der Preußen-Auktion am Vormittag, in der zahlreiche KPM-Porzellane aus einer westdeutschen Sammlung versteigert wurden. Es herrschte Zurückhaltung bei Manufakturstücken des 18. Jahrhunderts, die den Schwerpunkt der Sammlung bildeten. Hier können derzeit antizyklische Käufer auf breiter Basis zu erstaunlich niedrigen Preisen fündig werden. Man sollte nicht vergessen, dass der Berliner Ausstoß dieser Epoche im Verhältnis zu Meissen eher gering war, und die Zeit wird kommen, in der auch diese Porzellane wieder teuer werden.
Dafür kamen einige ausgefallene Stücke des frühen 19. Jahrhunderts wie ein Service mit Mikromosaik-Malerei (für 37.500 Euro an einen Berliner Sammler) auf angemessene Preise. Dass zwei russische Käufer anwesend waren, zeigte sich unter anderem bei einem Kaffee- und Teeservice mit russischen Ansichten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das von 3.000 auf 20.000 Euro inklusive Aufgeld stieg.

bemalte die Supraporte (über der Tür angebracht) mit einer Ansicht der Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel. Ein Berliner Sammler bot 106.500 Euro.
Eine Salongarnitur aus dem Besitz des Prinzen Wilhelm von Preußen mit blumenreich bestickten Rückenlehnen blieb trotz Schinkel-Entwurf bei einer Mindesttaxe von 60.000 Euro unverkauft. Dafür stieg eine Supraporte (über der Tür angebracht) mit Ansicht der Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel von Eduard Gaertner durch Berliner Sammlergebot auf 106.500 Euro; und ein Reiterbild mit Friedrich dem Großen des Düsseldorfer Historienmalers Emil Hünten erzielte 42.500 Euro.
Der zweite Teil der insgesamt für 3,6 Millionen Euro vermarkteten „Twinight Collection“ des New Yorker Sammlers Richard Baron Cohen lief glänzend. Neben Formstücken wurden nicht weniger als 71 Tassen ausgeboten. Telefonbieter bedachten Tassen der Wiener Manufaktur mit Weltpreisen. Ein Exemplar mit Nachthimmel-Dekor wurde vom New Yorker Metropolitan Museum auf 16.250 Euro hochgeboten und eine Tasse mit Zirkusmotiven von 1811 stieg gar von 6.000 auf 27.500 Euro. Sie hatte 2010 im Wiener Dorotheum rund 10.000 Euro erlöst.

Joseph Nigg bemalte das Porzellan minuziös mit Blumenkorb, Trauben und Vogelnest. Durch russisches Gebot erzielte das Tablett den Traumpreis von 80.000 Euro mit Aufgeld.
Teuerstes KPM-Stück wurde eine stark vergoldete klassizistische Hochzeitsvase mit Biskuitrelief und Blütenkranz, die durch norddeutsches Sammlergebot von 24.000 auf 48.750 Euro stieg. Sie hatte 2011 bei Lempertz 30.000 Euro erzielt. KPM-Tassen mit Mikromosaikmalerei ließen sich bis zum Höchstpreis von 10.000 Euro problemlos absetzen. Eine Vase mit preußischen Soldaten und Breslau-Vedute wurde für 50.000 Euro mit Aufgeld abgegeben, nachdem sie im Mai 2007 bei Lempertz noch 105.000 Euro eingespielt hatte.
Restlos verkaufen ließen sich die Teller mit preußischen Soldaten. Eine um 1852 datierte monumentale Vase mit dem Bildnis des Generals Voß-Buch wurde für 30.000 Euro zugeschlagen. Lückenlosen Absatz fanden auch die Porzellane mit Blumenmalerei. Hier erreichte ein von Joseph Nigg minuziös mit Blumenkorb, Trauben und Vogelnest bemaltes Tablett durch russisches Gebot den Traumpreis von 80.000 Euro mit Aufgeld. Ein Wiener Porzellanbild mit Blumenvase wurde für 41.250 Euro zugeschlagen.
75.000 Euro sind der Endpreis für ein Paar KPM-Kratervasen mit signierten Berliner Ansichten der Zeit um 1830 (Berliner Sammler). Sie hatten 1995 in Sotheby's Auktion der Großherzöge von Baden 18.400 DM eingespielt.
Die Preise für Berliner Porzellan haben sich seit der Boomphase im Jahrzehnt nach der Wende deutlich normalisiert. Jetzt kommen Sammler zum Zuge, die mit Preisvernunft bieten. Erfreulich ist, dass vor allem in der Preußen-Auktion eine Reihe junger Sammler zum Zuge kam.
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