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RestitutionEin Auktionator erwirbt Raubkunst, um sie zurückzugeben

Das Auktionshaus Hargesheimer kauft ein Gemälde ab, das einst unter dem Druck der Nazis veräußert wurde, und gibt es den Erben der Familie Stern.Susanne Schreiber 23.11.2018 - 11:32 Uhr Artikel anhören

„Schiffbruch vor den Klippen“ wurde an die Max and Iris Stern Foundation restituiert.

Foto: Concordia University

Düsseldorf. Bei komplexen Restitutionsverhandlungen geht es auch anders als mit Blockade. Für Frank Hargesheimer ist es eine „kleine Geste der Rückgabe“ an die Max und Iris Stern Foundation. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Düsseldorfer Auktionshauses schenkt ihr das Gemälde „Seesturm“ von Johannes H. Koekkoek. Ein rheinischer Sammler hatte das dramatisch inszenierte Bild von Schiffbrüchigen vor der Küste zur Herbstauktion eingeliefert. Das Team des im Juli gestarteten Stern Cooperation Projects am Münchener Zentralinstitut für Kunstgeschichte (ZI) informierte den Düsseldorfer Auktionator, dass das qualitätvolle Bild aus der Galerie von Max Stern (1904-1987) in Düsseldorf stammt und eine Rückgabeforderung vorliegt.

Max Stern betrieb in zweiter Generation mit seiner Familie eine Kunsthandlung an der Kö. Der jüdische Händler bekam 1935 Berufsverbot und sah sich 1937 gezwungen, seinen Galeriebestand bei Lempertz in Köln versteigern zu lassen, um nach der Begleichung von Steuern und Auflagen nach England (und schließlich nach Kanada) fliehen zu können. Koekkoeks „Seesturm“ brachte 600 Reichsmark.

Geste gegen den Antisemitismus

Frank Hargesheimer kaufte das Seestück seinem Einlieferer zum Marktwert von 8.000 Euro ab. Mit dieser Geste wendet sich Hargesheimer auch entschieden „gegen einen zunehmenden Antisemitismus in Deutschland“. Das sagte er bei einer Pressekonferenz mit Willi Korte vom Max Stern Art Restitution Project am Montag in Düsseldorf.

Bei dieser Gelegenheit gab auch Stephan Klingen vom ZI Einblick in das Stern Cooperation Project. Zunächst nur auf ein Jahr vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und der Stern Foundation finanziert, erforscht es die Familien- wie die Firmengeschichte der drei Stern-Galerien. Leitfragen sind: Wie gelang es Max Stern in London und dann in Montreal, eine Galerie aufzubauen? Woher kam die Ware? Welche Netzwerke zerbrachen, welche baute der Kenner älterer Kunst auf, um mit zeitgenössischer kanadischer Kunst handeln zu können?

Ein kleines Team erstellt unter Kortes Leitung eine Datenbank zu Galeriebestand, Handelsvolumen und der Privatsammlung. Ein grundlegendes Buch ist geplant. Mit dem weltweit in Forschungsverbünden arbeitenden Stern Cooperation Project muss sich künftig eine Ausstellung in Düsseldorf messen lassen, die dem Ansehen der Stadt bereits geschadet hat. Sie wurde im Stadtmuseum mit den besten kanadischen Kennern des Stern-Nachlasses geplant, abgesagt und dann doch wieder aufgenommen, nur diesmal ohne die düpierten kanadischen Stern-Forscher. Sie sind jetzt Teil des Stern Cooperation Projects.

Seit 16 Jahren sucht Willi Korte 400 Kunstwerke aus Stern-Besitz. Der „Seesturm“ ist erst das 18. Bild, das er für die Stiftung zurückbekommen hat. Denn „die Mehrzahl haben wir wieder verloren“, bedauert der Restitutionsforscher. Die meisten Museen und Auktionshäuser bringen nicht so viel Goodwill wie Hargesheimer auf. Lempertz etwa verweigert in etlichen Fällen die Namen der Einlieferer und Einsicht in die Akten. Eine juristische Handhabe steht Korte nach Verjährung und Wiedergutmachungen nicht zur Verfügung. Die deutschen Behörden rechneten für die Wiedergutmachung die Differenz zwischen Marktwert und Auktionspreis bei Koekkoek aus. Nach der Umrechnung von Reichsmark auf DM hatte Max Stern 24 D-Mark für den „Verschleuderungsschaden“ erhalten.

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