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Satiricum Greiz Pilgerstätte der Karikaturenliebhaber

Überraschend, dass sich ausgerechnet in der damaligen DDR ein Karikaturenmuseum etabliert hat - vielleicht auch logische Konsequenz. Das Satiricum in Greiz ist bis heute eine Schatzkiste für Freunde des spitzen Humors.
20.04.2011 - 12:05 Uhr Kommentieren
Karikaturen bergen bisweilen politischen Sprengstoff. In Greiz ist ihnen ein Museum gewidmet. Quelle: dpa

Karikaturen bergen bisweilen politischen Sprengstoff. In Greiz ist ihnen ein Museum gewidmet.

(Foto: dpa)

Greiz Die kleinen Zeichnungen können politischen Sprengstoff bergen und manchem Machthaber die Zornesröte ins Gesicht treiben. Als es in den 1970er Jahren darum ging, in der DDR eine nationale Karikaturensammlung zu etablieren, fiel daher die Wahl nicht auf Berlin oder Leipzig, sondern auf das ostthüringische Greiz fernab vom großen Politik- und Kulturbetrieb. Fortan wurde die Stadt zu einer Pilgerstätte der Karikaturisten und Liebhaber dieser Kunst - und ist es bis heute. Neben Blättern aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert gehören mehr als 10.000 Karikaturen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zur Sammlung des Satiricums.

„Das Interesse an der Karikatur ist in den vergangenen Jahren gestiegen“, berichtet die Direktorin der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung in Greiz, Eva-Maria von Máriássy. Das zeige sich an der großen Resonanz etwa auf den Deutschen Karikaturenpreis (Dresden) oder daran, dass neue Karikaturenmuseen entstehen. Auch das aktuelle Zeitgeschehen gebe den Künstlern immer wieder Steilvorlagen. Ein Beispiel: die Gier der Banker und die weltweite Finanzkrise. „Auf so etwas stürzen sich Karikaturisten wie die Geier.“

Doch zugleich sind diese tagesaktuellen Zeichnungen eine leicht verderbliche Ware. Schon wenige Jahre später fehlt dem Betrachter der Zusammenhang, um die Pointe auf Anhieb zu verstehen. Dennoch hat es sich das Haus zum Ziel gesetzt, Karikaturen zu sammeln und für kommende Generationen zu erhalten.

„Das Medium der Karikatur wird noch immer von vielen Museen stiefmütterlich behandelt“, erläutert der Direktor des Deutschen Museums für Karikatur und Zeichenkunst „Wilhelm Busch“ in Hannover, Hans Joachim Neyer. Sammlungen wie die seines Hauses und des Greizer Satiricums werden seiner Einschätzung nach in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Denn Karikaturen entstehen heute großteils am Computer. „Die Arbeit auf Papier verschwindet.“ Doch genau aus diesem Stoff sind die teils schon jahrhundertealten Schätze, die diese Häuser pflegen. Zu den wichtigsten Karikaturmuseen im deutschsprachigen Raum zählt er neben denen in Hannover und Greiz auch das Museum im österreichischen Krems und das Baseler Cartoonmuseum.

Die abgeschiedene Lage verhalf den Ausstellungsmachern in Greiz zu DDR-Zeiten zu mehr Freiheiten. „Man konnte hier Sachen an die Wand hängen, dafür wäre man in Berlin wahrscheinlich ins Gefängnis gekommen“, sagt die aus Bayern stammende Museumsdirektorin. So wird von einem „kreativen Umgang“ mit der DDR-Zensur berichtet. Als Köder für die Inspektoren sei mitunter absichtlich eine besonders provokative Zeichnung aufgehängt worden. Auf diese hätten sich die Zensoren dann gestürzt, alles andere durfte dafür hängen bleiben.

Seit der Wiedervereinigung hat sich das Satiricum zu einer bundesdeutschen Institution entwickelt. Die aktuelle Schau mit Karikaturen von Harald Kretzschmar, der das Satiricum 1975 mitbegründet hat, ist noch bis Anfang Juni zu sehen. Danach folgt ab 11. Juni die Ausstellung „Kunst & Co“ mit Arbeiten von Gerhard Glück. Und 2012 steht mit der nächsten Karikaturen-Triennale wieder eine bundesdeutsche Leistungsschau auf dem Gebiet der Karikatur in Greiz auf dem Programm.

  • dpa
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