Sotheby's New York Historische Maler-Stars machen das Rennen

Für die „Madonna mit dem Rosenkranz“ war die unveröffentlichte Taxe von über 15 Millionen Dollar avisiert worden. Erzielt hat die Tafel 17,4 Millionen Dollar mit Aufgeld.
New York Es heißt ja allgemein, der Markt für Alte Meister sei schwierig. Aber gestern Abend lief es hier, trotz einiger Verluste, wirklich gut”, resümierte Henry Wyndham den ersten Markttest des Jahres.
Bis 2016 war Wyndham selbst Chefauktionator bei Sotheby’s, seitdem betreibt er die Londoner Beratungsfirma Clore Wyndham. 68 Lose haben der Altmeisterauktion von Sotheby‘s in New York 61 Millionen Dollar brutto eingebracht. Allerdings trübte eine relativ hohe Rückgangsquote von 25 Prozent das sonnige Bild.
Aber auch Abteilungsleiter Christopher Apostle freute sich über das beste Ergebnis der Sparte in New York seit 2012: „Werke bester Qualität erzielten beachtliche Preise, angeführt vom Rekord für die monumentale ‚Madonna mit dem Rosenkranz‘ von Giovanni Battista Tiepolo sowie zwei außergewöhnliche Gemälde von Peter Paul Rubens, die seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem Markt waren.”
Das alles bei erstaunlich wenig Interesse. Denn es hatte sowohl um Tiepolos elegante Madonna – für die unveröffentlicht über 15 Millionen Dollar avisiert waren und die 17,4 Millionen Dollar brutto erzielte – als auch um Rubens’ volkstümliche Familienszene „Jungfrau mit Christuskind, der Heiligen Elisabeth und Johannes dem Täufer” jeweils nur einen Bewerber gegeben.
Auf mehr Interesse stieß Rubens’ ungewöhnliches Gemälde „Das letzte Abendmahl”. Es kam auf brutto 2,3 Millionen Dollar. Hier übersetzte der Meister sein farbiges Altarbild in der Kathedrale St. Rombouts in Mechelen in Grautöne. Damit lieferte er dem Graphiker die Vorlage für eine weltweite Verbreitung in Stichen.
Kaum überraschen konnte der lange Wettstreit zweier Bieter um eine der venezianischen Veduten von Canaletto. Das Metropolitan Museum of Art hatte den Postkartenblick vom Canale Grande nach Osten eingeliefert, um mit dem Erlös seinen Ankaufsetat aufzustocken. Das Bild brachte mit Aufgeld 5,3 Millionen Dollar.

Die einzige erhaltene Vorzeichnung zum neunteiligen Zyklus „Der Triumphzug Caesars” von 1598, heute im Besitz des englischen Königshauses, wurde die teuerste je gehandelte Altmeisterzeichnung im Land.
Einen schönen Überraschungspreis von 1,6 Millionen Dollar kassierte ein kurioses Buchstillleben. Die kostbar ausgestatteten liturgischen Buchseiten sind so auf den Betrachter ausgerichtet, dass der zugleich lesen und beten kann. Hier beobachtete Apostle auch aktive Sammler von Zeitgenossen und Impressionisten.
Andere Ergebnisse sorgten dagegen für Kopfschütteln: etwa der Rückgang eines großartigen Männerporträts von der derzeit so angesagten Barock-Malerin Artemisia Gentileschi. Vergeblich hatte der Einlieferer, ein kalifornischer Sammler von Zeitgenossen und Alten Meistern, ein Jahr lang versucht, das Bild über den Handel zu verkaufen.
Verkleidung als Heldin
Aber weder der bei Sotheby’s auf 800.000 bis 1,2 Millionen Dollar reduzierte Preis noch Gentileschis im Frühjahr anstehende Soloschau in London animierten auch nur einen einzigen Bieter. Gefragt sind derzeit vor allem ihre Selbstporträts, in denen sie sich als attraktive Heldin des Alten Testaments verkleidet.
In der Auktion von Zeichnungen hatte Sotheby’s bereits am Vormittag für einen Superlativ gesorgt: Die einzige erhaltene Vorzeichnung zu Andrea Mantegnas neunteiligen Zyklus „Der Triumphzug Caesars” von 1598, heute im Besitz des englischen Königshauses, wurde die teuerste je gehandelte Altmeisterzeichnung im Land.
Wieder hatte sich nur ein einziger Bieter beworben. Für die Rarität hatte Sotheby’s zwölf Millionen Dollar veranschlagt. Man musste sich aber schon bei 11,7 Millionen brutto zufriedengeben. Dieselbe Bieternummer, ein Privatsammler, sicherte sich dazu eine der seltenen Zeichnungen des Malers Pinturicchio: „Madonna mit Kind“ kostete 920.000 Dollar. „Frühe Zeichnungen sind derzeit besonders stark gefragt”, weiß William O’Reilly von der New Yorker Handlung Dickinson.
Mehr: Auktionen für Alte Kunst in London: Lesen Sie hier, worum die Bieter in London konkurrierten
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.