Spätgotische Plastik Treffen unter dem Triumphkreuz

Die Triumphkreuzgruppe vom Meister des Kalkarer Annenaltares, um 1500. (Ausschnitt)
Kalkar Überlebensgroße Triumphkreuze sind schon allein ihrer Größe wegen nicht so einfach auf dem Kunstmarkt zu „verwerten“. Die Katholische Pfarrkirche im niederländischen Nijmegen-Neerbosch kann sich deshalb durchaus glücklich schätzen, noch im Besitz ihres überlebensgroßen Gekreuzigten zu sein, der heute im Zentrum einer Aufsehen erregenden Ausstellung in der kleinen ehemaligen Hansestadt Kalkar steht.
1932 wurde das sogenannte Kreuz von Neerbosch dem um 1500 tätigen Meister des Kalkarer Annenaltares zugeschrieben. Eine größere Öffentlichkeit erfuhr von ihm jedoch erst in den späten 1950er-Jahren durch einen mitreißenden Text des niederländischen Kunsthistorikers Frits van der Meer. Der Bildschnitzer habe uns nichts erspart, schrieb er: „weder den gewaltigen Turban der Dornen noch das glanzlos feuchte, starke Haar des Hauptes, noch die blauen Lippen des offenen Mundes.“ Wie durch ein Wunder ist auch die Bemalung weitgehend original erhalten: die fahle Haut, die mit Blutspuren vermischten Tränen und das dicke, weil schon geronnene Blut, das aus fünf Wundmalen fließt.

Der Kruzifixus von Neerbosch. (Ausschnitt)
Assistenzfiguren blieben zurück
Mit seiner schockierenden Ausdruckskraft und hohen bildnerischen Qualität gehört das Kreuz von Neerbosch zu den großartigsten Schöpfungen des späten Mittelalters. Dass es noch heute seinen „Dienst“ versehen kann, verdankt es der Umsicht seiner ursprünglichen Besitzer, den Kalkarer Dominikanermönchen. Sie bewahrten es vor dem säkularen „Bildersturm“, indem sie es ihrer kleinen niederländischen Dependance in Neerbosch anvertrauten. So wurde es weder zerstört noch ging es in privaten Besitz über wie so viele andere sakrale Werke aus aufgelassenen Klöstern und Kirchen.
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Hl. Johannes, Assistenzfigur des Kruzifixus von Neerbosch. (Ausschnitt)
Nicht mit ins Exil gingen 1802 allerdings die zugehörigen, später in der Kalkarer Nicolaikirche bewahrten Assistenzfiguren der Maria und Johannes. Als der niederländische Kunsthistoriker Guido de Werd 1970 entdeckte, dass das Ensemble zusammengehört, war dies eine Sensation.
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