Start Frankfurter Buchmesse: Der harte Kampf um Brasiliens Bücher
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Start Frankfurter BuchmesseDer harte Kampf um Brasiliens Bücher
Der brasilianische Autor Coelho trifft mit seinem Nein zur Teilnahme an der Buchmesse einen wunden Punkt des Gastlandes. Brasilien präsentiert sich mit guten Zahlen als Literatur-Exporteur. Doch im Land brodelt es.
Brasiliens Bestseller-Autor: Paulo Coelho kommt nicht nach Frankfurt. Er kritisiert angebliche Klüngelei in der Szene.
(Foto: AFP)
Frankfurt Wenn am frühen Abend die weltgrößte Buchmesse mit 7300 Ausstellern aus 100 Ländern eröffnet, dann fehlt einer der ganz Großen: Paulo Coelho („Der Alchimist“). In Deutschland gilt er als das Aushängeschild brasilianischer Literatur schlechthin. Die bis Sonntag in Frankfurt erwarteten 280.000 Besucher werden den Star-Schreiber allerdings nicht treffen können.
Coelho begründete seine Absage mit der Auswahl der Autoren, die Brasilien auf der Frankfurter Buchmesse vertreten. Etwa 1500 Autoren aus der ganzen Welt sind es nach Angaben der Organisatoren insgesamt. Von vielen der brasilianischen Autoren habe Coelho noch nie etwas gehört und unterstellt, dass sie nicht wegen guter Literatur nach Frankfurt gereist sind. „Das sind vermutlich Freunde von Freunden von Freunden. Eine Vetternwirtschaft", wetterte der Erfolgsautor im Interview mit der „Welt am Sonntag“.
Wenn Coelho damit auch sein Land – der Ehrengast der Buchmesse – kritisiert, dringt die derzeit in den Metropolen des Megalandes rumorende Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Zuständen über die Grenzen. Selbst in Frankfurt wird der Protest mit Coelhos Absage spürbar.
Paulo Coelho
Der erfolgreichste Schriftsteller der Welt ist am 24. August 1947 in Rio de Janeiro, Brasilien geboren.
Coelho ist seit über 30 Jahren mit der Malerin Christina Oiticica verheiratet.
Er reiste Anfang der 1970er Jahre durch Südamerika, Europa und Afrika.
Coelho arbeitete als Rock-Songtexter, Journalist sowie Theater- und Drehbuchautor.
1974 wurde er von dem damaligen Militärregime wegen subversiver Aktivitäten verhaftet.
Nachdem er 1986 nach Santiago de Compostela in Spanien gepilgert war, schrieb Coelho „Auf dem Jakobsweg“ (1987).
„Der Alchimist“ (1988) ist eines der bestverkauften Bücher eines lebenden Autors.
„Brida“ (1990),„Veronika beschließt zu sterben“ (1998), „Der Zahir“ (2005), „Aleph“ (2012), „Die Schriften von Accra“ (2012).
Laut Diogenes Verlag liegt die Gesamtauflage bei mehr als 135 Millionen Exemplaren, Übersetzungen in mehr als 70 Sprachen.
Seit 1996 ist er Sonderbotschafter für interkulturellen Dialog der Unesco, seit 2007 Friedensbotschafter der Vereinten Nationen.
Vorwürfe von Vetternwirtschaft und Korruption sind den Brasilianern sehr vertraut. Seit Mitte des Jahres protestieren die Menschen gegen Korruption und viele andere Missstände. Es sind vor allem Mitglieder der Mittelschicht, die wütend seit Monaten auf die Straße gehen.
Sie protestieren etwa gegen die Milliardenbeträge für die Fußball-Weltmeisterschaft und die olympischen Spiele statt für Investitionen in die marode Infrastruktur der Städte ausgegeben werden, für mehr Bildung, mehr Krankenhäuser. Aktuell endete eine Demonstration von Lehrern in Rio de Janeiro in Krawallen.
Die Unruhe im Land berührt auch die Literaturszene. Der aktuelle Umbruch ist Gesprächsthema an den Ständen des Landes auf der Buchmesse. Damit beschert Coelho seinem Heimatland als Gastland eine etwas ganz andere Aufmerksamkeit, als erwartet.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
"Die Menschen in Deutschland sollen erkennen, dass es auch auf der anderen Seite des Ozeans intelligentes Leben gibt."
Gibt es dort tatsächlich: z.B. in New York, Boston und Toronto.