Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Supermodel Toni Garrn ungeschminkt „Die Modewelt ist verrückt geworden“

Die gebürtige Hamburgerin Toni Garrn ist erst 23 – aber schon seit zehn Jahren im Modegeschäft. Im Interview spricht das Supermodel über Mädchenträume, die harte Realität des Business, Wege zum Ruhm und Nacktfotos.
04.03.2016 - 11:12 Uhr
„Ich würde mich durchaus als Feministin sehen.“ Quelle: Lydia Gorges für Handelsblatt Magazin
Supermodel Toni Garrn

„Ich würde mich durchaus als Feministin sehen.“

(Foto: Lydia Gorges für Handelsblatt Magazin)

Düsseldorf Die gebürtige Hamburgerin Antonia (Toni) Garrn ist erst 23 Jahre alt – aber schon seit zehn Jahren berufstätig. Ihr Job: Supermodel. Das erfolgreichste seit Claudia Schiffer. Zeit also, mal eine Art Zwischenbilanz zu ziehen. Ungeschminkte Wahrheiten bitte! Über Mädchenträume und die harte Realität: „Es sind Traumwelten, die da inszeniert werden. Also nicht alles ernst nehmen!“, wird sie irgendwann fröhlich sagen. Ein Fast-noch-Schulmädchen im Schlabberlook. Andererseits kommt da – pünktlich auf die Minute – eben auch eine perfekt organisierte Geschäftsfrau zum verabredeten Date ins Hamburger Literaturhauscafé.

Frau Garrn, was ist Schönheit?
Für jeden Menschen etwas anderes. Für mich hat Schönheit nicht nur mit Äußerlichkeiten oder Aussehen zu tun. Eher mit Gelassenheit. Die gelassensten und fröhlichsten Menschen, die ich kenne, sind für mich zugleich die schönsten.

Trotzdem verdanken Sie Ihren Job gewissen Schönheitsidealen ...
... die in meiner Branche jeden Tag von jemand anderem definiert werden. Wer gerade noch als Ikone gehandelt wurde, kann morgen gar nicht mehr gefragt sein. Momentan ändert sich jede Saison alles. Die Modewelt ist verrückt geworden und unberechenbar. Man muss das wissen in meinem Job. Man muss die Schnelligkeit akzeptieren, mit der sich alles wandelt, sonst geht man kaputt.

„Ich finde mich schön.“ Quelle: Lydia Gorges für Handelsblatt Magazin
Beim Schminken

„Ich finde mich schön.“

(Foto: Lydia Gorges für Handelsblatt Magazin)

Sie selbst gelten immerhin – auch finanziell – als erfolgreichstes deutsches Topmodel seit Claudia Schiffer.
Es ist natürlich einerseits Glückssache, dass die Menschen gerade meinen Look spannend finden und sich damit Produkte verkaufen lassen. Anderseits habe ich auch hart für meine Karriere arbeiten müssen. Grundsätzlich spielen in der Modebranche so viele Unwägbarkeiten eine Rolle, dass es müßig ist, diesen Trends als Model hinterherlaufen zu wollen. Sie wollen dich, oder sie wollen dich nicht. Ich habe deshalb früh einen gewissen Fatalismus entwickelt: Wenn man mich nicht mehr sehen möchte, hat das mit mir letztlich ebenso wenig zu tun wie ein ausgebuchter Terminkalender.

Sind Sie schön?
Ich finde mich schön, klar… haha… aber im Ernst: Als ich mit 13 in Hamburg von einer Agentur entdeckt wurde, war mir diese ganze Fashionwelt völlig fremd. Ich machte keine Selfies, schaute mich selten im Spiegel an und malte mir allenfalls mal ein bisschen Mascara um die Augen. Ich wusste nicht, was ein Model tut oder ist.

Maßen Sie damals schon 1,84 Meter?
Nein, 1,75. Da kamen dann im Laufe der Pubertät noch einige Zentimeter dazu.

Waren Sie umschwärmt?
Während der Schulzeit fanden mich die Jungs nicht sonderlich toll. Und ich war auch ziemlich schüchtern. Wenn Sie so wollen: Erst die Modewelt begann mein Aussehen zu schätzen.

Schon 2008 wurden Sie für 54 Modenschauen gebucht. Ein Jahr danach durften Sie die Calvin-Klein-Show bei der New York Fashion Week eröffnen. Alles flog Ihnen zu. Hatten Sie es zu einfach?
Jedenfalls hatte ich sehr viel Glück und war nicht gezwungen, mich langsam hochzuarbeiten, wie das wohl der Normalfall ist.

Wie sieht dieser Normalfall denn aus in Ihrer Branche?
Ich war schon überrascht, als ich das erste Mal zu einem Casting kam, bei dem Hunderte anderer Mädchen stundenlang darauf warteten, sich ein paar Sekunden lang präsentieren zu dürfen, alle ja auf eigene Rechnung.

Toni Garrn – ungeschminkt
Das Supermodel ist erst 23, aber schon seit zehn Jahren im Geschäft. Im Interview spricht sie über Schönheit als Beruf, Mädchenträume und die harte Realität.
Weitere Themen im neuen Handelsblatt Magazin N° 1 (März 2016):

  • Luxus: Wie die Schmuckmanufaktur Wellendorff die Welt erobern möchte
  • Prinzip: Der FC Barcelona ist eine Titel-Maschine – und eine straff geführte Firma
  • Jetzt lesen: Den Digitalpass vier Wochen gratis testen und das komplette Handelsblatt Magazin kostenlos als PDF downloaden oder die gedruckte Ausgabe als Beilage in der Freitagausgabe des Handelsblatts am Kiosk erwerben.

    Wie viele Ihrer Kolleginnen können vom Modeln wirklich leben?
    Ein paar Prozent vielleicht. Es kommen ja auch ständig neue nach. Insofern sollte man sich als Neuling schnell eingestehen, wenn es nicht läuft, und lieber etwas anderes machen. Das Geschäft ist hart, die Auslese extrem.

    Woher kommen heute die meisten Mädchen?
    Als ich anfing, waren es unglaublich viele Russinnen und Brasilianerinnen. Heute hat sich auch dieses Geschäft total globalisiert. Es werden für die unterschiedlichsten Märkte und Produkte auch dunkelhäutige oder asiatische Mädchen gebraucht.

    Wie viele haben Sie abstürzen sehen neben sich?
    Von jenen, mit denen ich einst angefangen habe, ist niemandem etwas passiert. Viele arbeiten noch, manche gründeten eine Familie oder malen heute in ihrem kleinen Häuschen in Schweden oder am Mittelmeer. Eine segelt das ganze Jahr um die Welt und kommt nur für ein paar Jobs an Land. Eine meiner besten Freundinnen, Karlie …

    … das US-Topmodel Karlie Kloss?
    Genau. Die besucht vormittags jetzt oft Vorlesungen in New York, weil sie sich auch etwas Zusätzliches, Eigenes aufbauen möchte.

    Auch Sie haben trotz Ihrer frühen Erfolge nebenher noch Abitur gemacht. Warum?
    Ich liebte die Schule, das Lernen und meine vielen Freundinnen. Der Unterricht war viel einfacher als die komplizierten Shoots, wo man regungslos fünf Stunden auf einem Fels in der Brandung liegen muss und jede Locke von Stylisten zurechtgezuppelt wird. Und mir war schnell klar, dass ich neben dem atemlosen Fashiongeschäft später etwas brauchte, das Dauer hat.

    Das Star-Sein stieg Ihnen nie zu Kopf?
    Ich bin kein Star. Auch ich musste mir anfangs mit acht anderen Mädchen eine Wohnung teilen und war rund um die Uhr unterwegs. Dass ich ein bisschen bekannter wurde, merkte ich selbst erst mit 17, als die ersten Interviewanfragen kamen. Aber man sollte das als Model nie überschätzen.

    „Sie wollen dich, oder sie wollen dich nicht.“ Quelle: Lydia Gorges für Handelsblatt Magazin
    Beim Shooting für das Handelsblatt

    „Sie wollen dich, oder sie wollen dich nicht.“

    (Foto: Lydia Gorges für Handelsblatt Magazin)

    Nun sind Sie 23 Jahre alt und schon seit zehn Jahren im Geschäft.
    Stimmt, ich sollte dieses Jahr eine Jubiläumsparty feiern. Verrückt, oder? Und dabei denke ich, dass es gerade erst so richtig losgegangen ist.

    Was hat sich verändert in den zehn Jahren?
    Dass heute neben den klassischen Models auch andere Akteure mitspielen: Schauspieler und Schauspielerinnen werden stärker gebucht als vor zehn Jahren. Das gilt aber auch für sogenannte It-Girls …

    … also Frauen und Mädchen, die schon deshalb bekannt sind, weil sie prominenten Familien entstammen …
    … oder anderweitig regelmäßig auf sich aufmerksam machen. Durch die sozialen Netzwerke hat dieses Phänomen stark zugenommen. Für mich selbst hat sich vor allem eines verändert: Ich kann heute eher machen, was ich will.

    Wenn Sie gebucht sind, müssen Sie doch tun, was Fotograf oder Firma von Ihnen verlangen.
    Klar, da muss ich funktionieren. Das hat übrigens auch sein Gutes, wenn alles für einen entschieden wird. Bis zu meinem 18. Geburtstag war das ja eh der Normalfall. Aber ich kann mir heute doch eher die Jobs aussuchen und dann auch mitreden. Das erfordert indes auch mehr Selbstständigkeit und Entscheidungsfreude. Ich habe nun also die Qual der Wahl.

    Über Ärger mit dem eigenen Namen und die Macht von Models
    Seite 123Alles auf einer Seite anzeigen
    Mehr zu: Supermodel Toni Garrn ungeschminkt - „Die Modewelt ist verrückt geworden“
    Zur Startseite
    -0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%