The Four Seasons Souvenirs für Designkenner

Im Restaurant The Four Seasons in New York speisten John F. Kennedy, Henry Kissinger und Philip Johnson, der Architekt des sich darüber erhebenden Seagram Building. Quelle: Jennifer Calais Smith
New York Das elegante Restaurant The Four Seasons in Mies van der Rohes berühmtem Bürohochhaus Seagram Building an der New Yorker Park Avenue war erste Anlaufstelle für illustre Gäste. Präsident John F. Kennedy feierte hier seinen 45. Geburtstag. Zu den über 300 Gratulanten gehörte natürlich auch Marilyn Monroe, die ihm Stunden später im Madison Square Garden „Happy Birthday“ wisperte. Auch die New Yorker Elite aus Politik, Medien und Wirtschaft traf sich jahrzehntelang im Four Seasons zum Power-Lunch. Manche kamen sogar täglich; wie der New Yorker Architekt Philip Johnson, der immer an Tisch 32 saß. Henry Kissinger brachte es auf den Punkt: „The Four Seasons ist kein Restaurant, es ist eine Institution.“
4,5 Millionen Dollar für die Ausstattung
Und bei der Ausstattung des Lokals in seinem neuen amerikanischen Hauptsitz sparte der kanadische Spirituosenvertreiber Seagram an nichts. Damals unerhörte 4,5 Millionen Dollar wurden da ausgegeben. Als Sitzgelegenheiten dienten Ikonen der Designgeschichte: Die „Chair“-Stühle des Dänen Hans Wegner, van der Rohes „Brno“-Freischwinger und seine berühmten „Barcelona“-Sessel aus braunem Leder samt Ottomanen. Für festliche Stimmung sorgten kostbare Wandvertäfelungen aus Travertin und französischem Walnussholz. Es gab eigens entworfene Bestecke, Töpfe und Geschirr, von denen manche es in die Mustersammlung des MoMA brachten.
Nach der radikalen Mieterhöhung der New Yorker Immobilienfirma RFR wird das ambitionierte Lokal am 16. Juli 2016 das letzte Dinner servieren. Ehe die Betreiber Julian Niccolini und Alex von Bidder aber weiterziehen, lassen sie am 26. Juli alle beweglichen Teile des Restaurants am Ort versteigern. Die wandfeste Ausstattung bleibt unangetastet, sie wurde schon 1989 als „wichtigstes noch intaktes Ensemble des International Style“ denkmalgeschützt.
Niedrige Schätzpreise
Die Durchführung der Auktion sicherte sich gegen einige Konkurrenz das junge Chicagoer Auktionshaus Wright, einer der führenden und innovativsten Design-Anbieter im Land. Die Mehrheit der Objekte wird in unterschiedlich großen Konvoluten angeboten, um 600 Lose kamen so zusammen. „Die Schätzpreise haben wir bewusst konservativ angesetzt, ohne Beachtung von Provenienz und Geschichte des Restaurants“, so Brent Lewis, Direktor der New Yorker Niederlassung von Wright, zum Handelsblatt. „Der Markt soll über den Wert dieser Herkunft entscheiden.“